Mai – Landbiene und Sanftmut

10. Juni 2014

Durchsichten brauche ich nur alle zwölf bis 14 Tage vorzunehmen, auch in der intensivsten Schwarmzeit. Nur bei anhaltender Volltracht verkürze ich diesen Rhythmus, damit der Brutraum nicht mit Pollen verstopft wird, was Schwarmstimmung auslösen würde. Finde ich nur glänzende Spielnäpfchen, dann entnehme ich ein, zwei Waben mit Pollen, Futter, Brut und Bienen. Sind Näpfchen aber bestiftet oder gar Schwarmzellen in Pflege, dann werden es entsprechend mehr. Bei verdeckelten Schwarmzellen hilft nur noch, den größten Teil des Brutnestes zu entnehmen, damit der Schwarmtrieb erlischt. Diese Völker scheiden aus der Zucht aus. Die entnommenen Waben ersetze ich durch Mittelwände.
 
Schwarmzellen zu brechen gehört bei mir zu den Ausnahmen, denn fast immer genügt die zurückhaltende Wabenentnahme, um die schwarmträgen Völker arbeitsfreudig zu halten. Will das Volk schwärmen, dann nützt Zellenbrechen nichts: Es wird sofort neue Zellen ansetzen, acht Tage untätig warten und dann im Baum hängen.

Jungvölker für die Sommertracht bilde ich kurz nach dem Frühjahrs- Tiefpunkt: Einem Zuchtvolk entnehme ich eine Zuchtwabe mit offener Brut, dazu die Drohnenwabe mit verdeckelter Brut, die hier seit Anfang April im Volkskern hing, sowie zwei Randwaben mit Futter und allen Bienen. Das Zuchtvolk wird dadurch ein wenig gebremst. Verstellt auf einen anderen Platz, bildet dieser Ableger mindestens drei Weiselzellen. Das ergibt sehr frühe Weiseln, aber keinen Schwarm, denn es vergehen acht bis zwölf Tage, ehe sich die Beute mit Waben aus der Durchsicht anderer Völker gefüllt hat. Damit ist das Jungvolk stark genug für die Sommertracht.

Wandern bedeutet viel Aufwand an Zeit und Kosten. Als Haupterwerbsimker würde ich in die Robinie nach Brandenburg wandern, in die Linde und zu Bioblühflächen, denn hier an der Elbe ist nach der Frühtracht grüne Wüste, trotz Biosphärenreservat. Aber das Wandern lohnt erst mit 50, 60 Völkern auf einer Fuhre. Ich wandere nur mit zwölf Völkern in die Heide bei Munster.

Die Landbiene war in meiner Kindheit so wild, dass die Imker immer mit Schleier, Handschuhen und Pfeife daran arbeiten mussten. Aber als ich vor 20 Jahren selbst mit der Bienenhaltung begann, legte ich die störenden Handschuhe bald weg: Die Landbiene war sanftmütig geworden. Robust ist sie nach wie vor.

Die Zuchtziele in der Basiszucht gleichen denen anderer Züchter, aber der Basiszüchter kann eigene Ziele setzen. Nachzucht von nicht zu wenigen Völkern aus dem Bestand und Standbegattung garantieren genetische Vielfalt bei den variablen Eigenschaften des Bien. Vitalität steht bei uns im Vordergrund. Krankheiten in den Völkern kenne ich seit 15 Jahren nicht mehr.

Die Auswinterung spielt eine entscheidende Rolle. Was im Oktober stark war und im März schwach ist, hat schon verloren.

Örtliche und regionale Anpassung ergeben sich bei meiner Standimkerei von selbst, auch die Anpassung an Beute und Betriebsweise. Die Flexibilität der Völker bewährt sich immer wieder, wenn ich Jungvölker aus meinem Bestand an andere Imker abgebe.

Umgänglichkeit schließt bei uns Sanftmut und Wabenstetigkeit ein. Sanftmut und Vitalität sind aber negativ korreliert! Die absolut friedliche „Badehosen-Biene“ wird wohl immer mit verdeckten Schwächen erkauft, während außergewöhnlich robuste Völker oft ziemlich spitz reagieren. Ich bevorzuge einen akzeptablen Kompromiss: Die Vollvölker sehe ich immer mit Rauch und Schleier durch, damit ich keine dicke Lippe oder ein Musauge kassiere. Fliegen nur einzelne Bienen auf, die gleich wieder umkehren, dann gibt es ein „+“. Auffliegende in größerer Zahl, die mich eine Weile umkreisen, bewirken ein „o“. Fliegen trotz starker Rauchstöße viele auf, von denen etliche hartnäckig ein Loch im Schleier suchen, gibt es ein „–“. Jeder Stich wird notiert. Wabenrenner, die aus dem Kasten quellen, werden mit der Notiz „krabbelig“ abgewertet. Zuchtvölker haben fast immer ein „+“ in dieser Spalte, aber einzelne „Ausreißer“ sind verzeihlich.

Stecher darf kein Imker an seinem Stand dulden! Sie verderben allen Kollegen im Umkreis von mehr als 10 km die Standbegattung.

Brutumfang und Volksstärke bleiben bei Standbegattung im üblichen Rahmen. Acht Dadant-Waben bis in die Ecken voll mit Brut, möglichst noch im August, das ist nur mit reinrassigen Bienen zu erzwingen. Gut 40.000 Brutzellen plus Drohnenbrut, das passt bei uns.

Schwarmträgheit ist bei meinen zehn Außenständen unverzichtbar. Jeder Schwarm ist verloren und bedeutet beim betreffenden Volk einen wirtschaftlichen Totalschaden. Ich treibe meine besten Völker auch nicht in Schwarmstimmung, um sie in Jungvölker aufzuteilen.

Der Honigertrag ist jedem Imker wichtig. Die Basiszucht hat die Erfahrung: Völker, die insgesamt stark, gesund und harmonisch sind, bringen auch einen guten Honigertrag. Ich zähle nur ungefähr die entnommenen Honigwaben. Das genügt.



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