Editorial

Am Raps führt kein Weg vorbei

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich mag keinen Rapshonig. Eine kräftige Sommerblüte mit Linde, am liebsten auskristallisiert, ziehe ich um Weiten vor. Doch zum Glück sehen das viele Kundinnen und Kunden anders, und mit den Bienen lässt sich ja ohnehin nicht darüber verhandeln, wohin sie fliegen sollen. Sie lieben die Fülle an Nektar im Rapsfeld und sichern uns damit die Haupternte des Jahres.

Laut der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. wurde Raps im vergangenen Jahr auf 1,13 Millionen Hektar ausgesät, das waren etwa vier Prozent mehr als im Vorjahr. Damit bleibt das Kohlgewächs nach Getreide und Mais die wichtigste Kultur im Ackerbau. Wie viel davon in diesem Jahr zum Blühen kommt, ist noch etwas ungewiss. „Die Ernte ist futsch“, sagte mir ein Landwirt aus Niedersachsen. Seine Rapsfelder seien aufgrund des Hochwassers immer noch nicht befahrbar. Andere Landwirte berichten von starkem Rapserdfloh- und Schneckenbefall, sodass die Felder umgebrochen werden mussten.

Magdalena Arnold
Magdalena Arnold, Redakteurin beim Deutschen Bienen-Journal. Foto: Ina Volmer

Unsere Bienen werden – abhängig von Region und Witterung – dennoch genügend Nektar und Pollen vom Raps sammeln können. Berechnungen August-Wilhelm Schinkels zufolge, der im Präsidium des Deutschen Imkerbundes für die Themen Wildbienen und Bienenweide zuständig ist, liefert eine Raps-Anbaufläche von etwa einer Million Hektar so viel Nektar und Pollen, dass unsere Honigbienen-Völker davon theoretisch ein Jahr lang ernährt werden könnten. Auch für Wildbienen ist Raps durchaus attraktiv: Rund 62 Arten wurden im Rahmen einer Studie in den Jahren 1999–2001 im Winterraps-Feld nachgewiesen.

Die Frage ist eher: Was blüht nach dem Raps? Auch hier ist die Landwirtschaft gefragt. Ende Februar wurde die EU-Regelung erneut gekippt, nach der vier Prozent Agrarfläche von Betrieben einer gewissen Größe stillgelegt werden müssen – Flächen, die viel Potenzial für die Artenvielfalt gehabt hätten. Warum die vereinbarte Ausnahmeregelung dennoch (Blüh-)Chancen bietet, lesen Sie in dieser Ausgabe.

Ihre Magdalena Arnold
Redakteurin


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TOP-THEMEN im April-Heft

1. Auf in den Raps

Die wichtigste Bienentracht des Jahres, der Raps, fängt vielerorts im April an zu blühen. Landwirte bieten gerne Standplätze für Bienenvölker an.. Imker wiederum sind manchmal skeptisch und haben Angst vor Rückständen im Honig. Ist das begründet? Eine Bestandsaufnahme.

2. Völkerdiebstahl

Auch dieses Jahr machen bereits erste Meldungen von Völkerdiebstählen die Runde – sogar ein Bieneninstitut war betroffen. Claudia Leiß vom Versicherer Gaede & Glauerdt hat für uns die gemeldeten Fallzahlen aufgeschlüsselt.

3. Drohnenrahmen

Wer verdeckelte Drohnenbrut entnimmt und einschmilzt, mindert den Varroa-Zuwachs in seinen Bienenvölkern effektiv, erntet Wachs und dämpft den Schwarmtrieb. Doch nur richtig eingesetzt können Drohnenrahmen ihre Wirkung voll entfalten. Tipps von Pia Aumeier.

4. Hebehilfen

Kippkontrollen, Fluchten einlegen, Böden tauschen: Bei all diesen Handgriffen muss man Lasten von 30 kg und mehr anheben, teilweise einhändig halten und wieder absetzen. Auf diese Gestelle und Techniken setzen Imkerinnen und Imker, um sich diese Arbeit zu erleichtern.

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