Die Bienensaison: Varroa 2018 und die Folgen

11. Juli 2018

Das frühe Ende der Bienensaison 2018 erhöht den Futterbedarf der Bienen. Und auch das heiße Sommerwetter bringt Besonderheiten mit sich. Eine Behandlung mit Ameisensäure gegen die Varroamilben könnte Probleme bereiten.

Das Frühjahr 2018 startete mit geballter Blütenpracht und fast alles blühte gleichzeitig. Das Wetter war gut und auch der Sommersonnenschein lässt bislang nicht nach, so dass die Vegetationsentwicklung schon bald abgeschlossen ist – viel früher als in vielen anderen Jahren. Doch damit finden die Bienen schon jetzt kaum mehr etwas zum Sammeln. Die extreme Trockenheit in den vergangenen und wohl auch in den nächsten Wochen lässt die letzten blühenden Pflanzen vertrocknen. Die Aussicht auf eine Spättracht ist gering.

Wenn das Bienenjahr 2018 allerdings schon jetzt endet und es heißt die klassischen Saisonabschlussarbeiten zu planen, fragt sich so mancher Imker, was dabei zu beachten ist: Muss man in diesem Jahr mehr füttern oder öfter, weil die Bienen schon jetzt nichts mehr finden? Welche Folgen hat das frühe Ende der Bienensaison für die Varroa-Entwicklung? Muss man sich auch hierbei darauf einrichten, dass die Bienen mehr Pflege und Behandlung brauchen? Wir haben beim LAVES Institut für Bienenkunde Celle nachgefragt.

Der Futterbedarf steigt

Grundsätzlich gilt: Nach dem Abernten des Honigs brauchen die Bienen Futter, damit sie sich auf den Winter vorbereiten und genügend Winterbienen aufziehen können. Besonders wichtig ist das bei den Jungvölkern, die noch wachsen sollen. Sie benötigen stets Futter und Erweiterungswaben bzw. Rähmchen mit Mittelwänden. Aber brauchen die Bienen bis zum Beginn der Winterruhe mehr Futter oder mehrere Futtergaben, weil die Tracht schon früh endet?

„Ja, wir können davon ausgehen, dass die ersten Futtergaben lediglich der Erhaltung der Völker dienen wird und zusammen mit dem Winterfutterbedarf mehr Futter insgesamt verfüttert werden muss“, erklärt dazu Dr. Otto Boecking. Es dürfe auf keinen Fall passieren, dass Völker jetzt verhungern, weil die Imker die besondere Situation in diesem Jahr nicht erfassen und womöglich sogar in Urlaub fahren, ohne zuvor die Bienen versorgt zu haben.

Füttern sollte man bestenfalls in den Abendstunden, um Räuberei zu vermeiden.

Varroa 2018: Nicht öfter behandeln, sondern das richtige Mittel wählen

Für die Behandlung der Varroa-Milben gilt in diesem Jahr allerdings als ersten Schritt genau das, was grundsätzlich im Juli ansteht: das Ermitteln der Schadschwelle und die Kontrolle, wie hoch die Belastung wirklich liegt. „Derzeit scheint es, von Ausnahmen abgesehen, eher weniger Auffälligkeiten bezüglich des Varroabefalls in den Völkern zu geben“, sagt der Bienenpathologe Boecking aus Celle in Bezug auf die aktuelle Lage in Niedersachsen. Das sei jedoch nicht als Entwarnung zu verstehen, denn jeder Imker müsse an seinen eigenen Völkern den Varroabefall über eine Gemülldiagnose ermitteln. Wer das nicht tut, der imkert laut Boecking „im Blindflug“.

Für die Befallskontrolle legt man für drei Tage eine Varroa-Diagnosewindel unter ihre Völker und zählt dann den natürlichen Milbentotenfall aus. Erst bei einem täglichen natürlichen Milbenfall von über zehn Varroamilben pro Tag bei den Wirtschaftsvölkern und über fünf Varroamilben pro Tag bei den Jungvölkern bedarf es einer sofortigen medikamentösen Varroabehandlung.

Dennoch gilt für das Jahr 2018: „Ein Mehr an Behandlungen ist nicht nötig. Entscheidend ist eher die Wahl des richtigen Varroazides zur richtigen Zeit. Bekanntlich wird Ameisensäure nur in brütenden Völkern eingesetzt. Milchsäure und Oxalsäure oder die entsprechenden Fertigpräparate können nur eingesetzt werden, wenn die Bienenvölker brutfrei sind“, erklärt Otto Boecking. Bei der derzeitigen Witterungslage, sehr hohe Tagestemperaturen und kühle Nächte, sei beispielsweise der Einsatz von Ameisensäure eher als ungünstig zu bewerten. „Die Wirksamkeit ist während der kühlen Nächte eher begrenzt und tagsüber kann es zu Schäden an der Brut kommen. Das alles obwohl Ameisensäure jetzt, da die Völker in Brut sind, das geeignete Mittel wäre“, erklärt er.

Als Alternative schlagen die Bienenforscher aus Celle das Konzept des „Teilens und Behandels“ vor, das sich in ganz ähnlicher Form auch als ein Element im Celler-Rotationsverfahren wiederfindet und sich zudem nur unwesentlich von dem Verfahren der „totalen Brutentnahme“ unterscheidet. So sei bei den Wirtschaftsvölkern spätestens im zweiten Jahr nach ihrer Erstellung als Jungvolk eine komplette Brutunterbrechung kombiniert mit eine gezielten Varroa-Bekämpfungsmaßnahme am Ende der Saison eine sehr gute Lösung. Dadurch werden die Varroamilben und andere Krankheitserreger reduziert und das Volk zu einem Neuanfang angeregt. Bei diesen Methoden fällt die Wahl des Varroazid-Wirkstoffes auf Oxalsäure, die gesprüht oder geträufelt wird oder auf Milchsäure, die ebenfalls gesprüht werden kann.



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