So vermeidet man PAs im Honig

14. Mai 2018

Pyrrolizidin-Alkaloide (PAs) können die Leber schädigen. Zwar wurden in Honigen bislang meist nur PA-Gehalte gefunden, die Gesundheitsgefahr ausschließen. Dennoch können Imker etwas dafür tun, die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass PAs in den Sommerhonig gelangen.

Pyrrolizidin-Alkaloide (PAs) sind sekundäre Pflanzenstoffe, die von vielen Pflanzenarten zur Abwehr von Fraßfeinden gebildet werden. Sie selbst sind nicht giftig, können aber bei der Verstoffwechslung in der Leber dort zu Schädigungen führen. Bekannt geworden sind die Gesundheitsgefahren der PAs in Lebensmitteln vor allem im Zusammenhang mit Tee. Die Pflanzen, die PAs enthalten, wachsen manches Mal auch ungesehen zwischen Kräutern und gelangen so bei der Ernte mit in Kräuterteemischungen. Aber auch Honig kann PAs enthalten, wenn die Bienen Pollen und Nektar von Pflanzenarten sammeln, die die Pflanzenstoffe enthalten.

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Bienen sammeln PAs an Jakobs-Kreuzkraut und Wasserdost

Schätzungen zufolge gibt es weltweit etwa 6.000 Blütenpflanzen, die PAs enthalten; nachgewiesen wurden sie bislang nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in rund 350 Pflanzenarten. Für Bienen attraktiv sind dabei allerdings nur wenige. So zeigen Untersuchungen, dass vor allem zwei Pflanzenarten dabei eine Rolle spielen: der Wasserdost (Eupatorium cannabinum) und das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea). Beide blühen im Hochsommer: das Jakobs-Kreuzkraut etwa ab Anfang, der Wasserdost etwa ab Mitte Juli.

In größeren Mengen wurden PA-Einträge im Honig vor allem in Schleswig-Holstein gemessen – ausschließlich in Sommerhonigen. Grundsätzlich steht fest, dass die PA-Gehalte in Honigen meist so gering sind, dass eine Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen ist. Um jedoch jegliche Gefahr auszuschließen, dass Bienen PA-belasteten Nektar sammeln, können Imker selbst aktiv werden. Gemeinsam haben das LAVES-Institut für Bienenkunde Celle, der Landesverband Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker und die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein eine ausführliche Info-Broschüre dazu herausgegeben. Darin empfehlen sie folgende Möglichkeiten:

  • das Räumliche Ausweichen und die gezielte Standortwahl durch Abwandern vom Standort und/oder die Verbesserung des Trachtangebotes vor Ort,
  • das zeitliche Ausweichen bzw. das Vorziehen des Schleudertermins durch eine frühere Ernte, ein Zwischenschleudern bzw. die Entnahme von einzelnen Waben mit reifem Honig, die Verwendung von Halbzargen oder das Umhängen von Honigwaben in starke Völker

Die Broschüre können Sie hier herunterladen.>>>

Weltweit noch keine gesetzlichen Grenzwerte: Orientierungswert für PAs im Honig

Bis jetzt gibt es weltweit noch keine gesetzlichen Grenzwerte für PAs in Futter- und Lebensmitteln. Das BfR empfiehlt jedoch, die Gesamtmenge an PAs aus allen Lebensmitteln so niedrig wie möglich zu halten. Die PA-Mengen, die über Nektar und Pollen in den Honig gelangen können, sind allerdings so gering, dass laut BfR kein akutes Gesundheitsrisiko besteht.

Was bislang allerdings existiert, ist ein sogenannter Orientierungswert für die PA-Belastung. Bereits im Juli 2017 hat die EU-Verbraucherschutzbehörde EFSA diesen Richtwert erhöht, unter dem eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) möglich ist. Dies hat ein Jahr später auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestätigt und den bis dahin geltenden Orientierungswert angehoben. So gehen die Behörden seitdem nicht mehr davon aus, dass ab einem Wert von 140 μg/kg PA Belastungen für die Gesundheit entstehen können, sondern erst ab etwa 474 μg PA/kg.

PA-Gehalt: Berechnungen zeigen geringere Gesundheitsgefährdung

Konkret bedeutet das: Die maximale tägliche Aufnahmemenge von 0,0237 μg PA/kg pro Kilo Körpergewicht sollte nicht überschritten werden. Das entspricht bei 60 kg Körpergewicht 1,42 μg pro Tag. Bezogen auf den durchschnittlichen Honigkonsum gilt: Bei einem Honigkonsum von 20 Gramm Honig pro Tag und einem Körpergewicht von 60 kg liegt danach der Richtwert bei max. 71 μg PA/kg Honig, bei einem Konsum von 10 Gramm bei 142 μg PA/kg Honig. Nach den Empfehlungen des BfR kann man davon ausgehen, dass für den durchschnittlichen Erwachsenen bezogen auf Honigkonsum und Körpergewicht erst bei einem Verzehr von Honig mit mehr als 474 μg/kg PA eine gesundheitliche Beeinträchtigung möglich ist.

Obwohl die meisten deutschen Honige keine PA aufweisen, empfiehlt das BfR Personen mit einem hohem Honigkonsum zwischen verschiedenen Sorten und auch Herkünften zu wechseln und sich nicht nur auf eine Sorte festzulegen.

An der PA-Belastung von Honig wird derzeit dennoch weiter geforscht. So haben aktuelle Studien ergeben, dass in belasteten Honigen im Laufe der Zeit immer weniger PA nachgewiesen werden. Es findet ein Abbau statt.

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