Ein Einwabenableger ergibt ein Volk

29. April 2014

Unglaublich, wie wenig Brut ausreicht, um ein neues Bienenvolk zu bilden. Wer jetzt eine Wabe abzweigt, hat im Herbst ein starkes Jungvolk.

Die gängige Methode: Je mehr Brut, desto besser. Mit möglichst vielen Brutwaben bilden die meisten Imker ihre Ableger. Oft wird ein Volk gleichberechtigt geteilt – die Hälfte der Brut wandert in den Ableger, die andere verbleibt im Muttervolk. Wer seine Völker für die Ableger so stark schröpft, hat keine starken Honigproduzenten zur Frühtracht am Start. Und die „Bombenableger“ machen nichts als Ärger: Sie fressen und brüten stark, produzieren viele Varroamilben und wollen im September vielleicht sogar schwärmen.

Die Alternative: Ein Brutbrett reicht. Suchen Sie bis spätestens Mitte Mai eine gut mit Brutzellen bestückte Wabe mit ansitzenden Bienen aus dem Muttervolk, und bilden Sie daraus einen Ableger.

Ab zum Außenstand

Und so funktioniert es: Wählen Sie eine Brutwabe, die auf jeder Seite zu drei Vierteln mit verdeckelter Arbeiterinnenbrut belegt ist. Außerdem sollte eine handtellergroße Fläche mit Eiern oder jüngsten Larven vorhanden sein, aus denen sich die Bienen eine neue Königin ziehen können. Ist zudem jede Wabenseite mindestens zur Hälfte mit ansitzenden Bienen bedeckt, hat der Ableger sofort ausreichend Personal.

Unverzichtbar ist folgende Wabenanordnung: Die Brutwabe direkt an eine Zargenwand hängen, daneben ein Rähmchen mit Mittelwand, dann eine Futterwabe. Alternativ können Sie auch maximal einen Liter Flüssigfutter direkt hinter der Mittelwand geben. Ein Schied ist überflüssig

Der Ableger wird mindestens zwei Kilometer entfernt vom Muttervolk aufgestellt – sonst kehren die Flugbienen umgehend nach Hause zurück. Sein Flugloch wird mit einem Schaumstoffstreifen verschlossen. Nur ein Schlitz von einer Bienenbreite bleibt dort offen, wo die Brutwabe hängt. Das war’s schon: Jetzt haben Sie vier Wochen Zeit.

Vollendete Tatsachen beim Einwabenableger

Wenn Sie nach 28 Tagen zum Außenstand zurückkehren, sind alle Arbeiterinnen geschlüpft und im Volk aktiv. Die neue Königin ist vom Begattungsflug zurückgekehrt und befindet sich seit etwa einer Woche in Eilage. Ist alles glattgegangen, müsste bereits die erste verdeckelte Arbeiterinnenbrut vorhanden sein. Sie zeigt die erfolgreiche Begattung an. Ist der Hochzeitsflug schiefgegangen, hängen Sie das weisellose Völkchen einfach zu einem anderen in dessen Zarge.

Einwabenableger – Drei Fliegen mit einer Klappe

Nun können Sie loslegen: Die Königin ist im kleinen Volk leicht zu finden. Sie können sie aufspüren und zeichnen. Da es noch wenig verdeckelte Brut gibt, ist nun der geeignete Zeitpunkt für eine Varroabehandlung mit 15%iger Milchsäure: drei Sprühstöße auf jede mit Bienen besetzte Wabenseite.
Wenn gewünscht, packen Sie Ihren Ableger ins Auto und bringen ihn zurück an den Heimatstandort. Dazu warten Sie freundlicherweise die Rückkehr der Flugbienen ab (Besuch also auf den Abend legen).

Füttern, erweitern, behandeln der Einwabenableger

Im weiteren Verlauf des Bienenjahres halten Sie das Flugloch weiterhin sehr eng. Alle zwei bis drei Wochen geben Sie, wenn nötig, etwas Futter oder hängen neue Futterwaben an den Rand. Sobald die eine Mittelwand ausgebaut ist, hängen Sie eine neue mitten ins Brutnest. So wächst Ihr Völkchen stetig in die Zarge hinein. Im September wird aufgefüttert und gegen Varroa behandelt. Im nächsten Frühjahr überholen solche Völkchen meist sogar große Wirtschaftsvölker. Sie bilden leistungsstarke Völker zur Honiggewinnung – entstanden aus einer einzigen Brutwabe.

Dr. Pia Aumeier



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