Aus was besteht Propolis?

27. Januar 2025

Propolis ist inzwischen ein begehrtes Bienenprodukt. Doch entgegen der landläufigen Vorstellung stammt der Rohstoff dafür nur von wenigen Pflanzenarten.

Die Propolis der Bienen ist ein sehr vielfältiger Stoff. Sie kann in unterschiedlichen Regionen der Erde in Geruch, Textur und Farbe stark variieren. In Deutschland kennen wir sie vor allem als hell- bis dunkelbraune Masse. Anderswo kann sie aber auch schwarz, grün, rot oder gelb sein. Mal riecht sie harzig, mal ist sie fast geruchlos. Sie muss nicht zwangsläufig klebrig und formbar sein, sondern kommt auch steif und brüchig daher.

Propolis: Weniger Pflanzenarten als Quelle als gedacht

Aufgrund dieser in der Literatur geschilderten Vielfalt wird oft davon ausgegangen, dass die Bienen das Material für die Propolis – analog zu Nektar und Pollen – von zahlreichen unterschiedlichen Pflanzenarten sammeln. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie das Beispiel Brasilien, einer der weltweit wichtigsten Propolis-Produzenten, deutlich zeigt. Brasilien gehört zu den 17 sogenannten Megadiversitäts-Ländern, wobei der Begriff „Megadiversität“ für eine extrem hohe Artenvielfalt steht. So bildet die dortige Region Mata Atlântica ein Megadiversitätszentrum, in dem über 6.000 Pflanzenarten pro 10.000 Quadratkilometer vorkommen.

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Zum Vergleich: In Deutschland kommen auf einer entsprechenden Fläche nur 500 bis 2.000 Pflanzenarten vor. Nun verweist aber eine Übersichtsstudie der Universität von São Paulo darauf, dass selbst nach über 20 Jahren brasilianischer Propolis-Forschung nur wenige heimische Pflanzenarten bekannt sind, von denen die Bienen größere Rohstoffmengen für Propolis sammeln.

Propolis aus dem Harz verschiedener Pappelarten

Eine Untersuchung von fast 500 brasilianischen Propolis-Proben im Jahr 2000 kam auf lediglich zwölf Propolis-Typen, die sich aufgrund ihrer Chemie deutlich voneinander unterschieden. In anderen Teilen der Welt ist die Zahl der Propolis-Typen noch geringer. So bildet in Deutschland hauptsächlich das Knospenharz unterschiedlicher Pappelarten die Grundlage für die Propolis – das gilt generell für die gemäßigten Breiten Europas, Amerikas und Asiens. Andere Quellen fliegen die Bienen eher nur im Notfall an. Dort, wo keine Pappeln mehr wachsen, wie im nördlichen Russland, sammeln die Bienen das Harz vorwiegend an Birkenknospen (Betula verrucosa).

Doch warum ist die Zahl der Pflanzenarten, an denen Bienen Harz sammeln, so gering? Offenbar müssen die pflanzlichen Absonderungen besondere Voraussetzungen erfüllen, damit die Bienen diese für die Propolis nutzen können. Da die Pflanzen keinen Nutzen von den Harzsammlerinnen haben, locken sie diese auch nicht zu den entsprechenden Quellen – es gab keine Koevolution wie bei der Blütenbestäubung.

Viele Pflanzenabsonderungen sind zudem einfach zu klebrig, als dass die Bienen diese mit ihren Mundwerkzeugen verarbeiten könnten. Ihre Mandibeln scheinen generell zu schwach zu sein, um alle Harze oder auch passende Pflanzengewebe als Rohstoff zu erschließen. Auch scheiden bei Weitem nicht alle Pflanzenarten zum eigenen Schutz antimikrobielle Harze aus, die die Bienen zur chemischen Verteidigung im Bienenstock einsetzen könnten. Möglicherweise sind einige Pflanzenabsonderungen auf der anderen Seite auch nicht bekömmlich für die Bienen.

Propolis in verschiedenen Farben

In der Regel geben die Pflanzen Harze zudem nur bei bestimmten Bedingungen ab, beispielsweise wenn sie verletzt wurden. So sondert der tropische Baum Dalbergia ecastaphyllum Harz nur ab, wenn sein Stamm durch Bohrinsekten verletzt wurde. Um die Produktion der begehrten roten Propolis zu erhöhen, verletzen Imkerinnen und Imker im Nordosten Brasiliens daher absichtlich die Stämme. Nur auf diese Weise werden die Bäume zu regelmäßigen Harzlieferanten für die rote Propolis.

Der wichtigste kommerzielle Propolis-Typ in Brasilien ist allerdings die grüne Propolis. Sie wird vor allem im Südosten des Landes, im Bundesstaat Minas Gerais, geerntet. Sie unterscheidet sich von anderer Propolis darin, dass die Bienen dafür kein Harz, sondern junges Gewebe von Knospen und frischen Blättern des Strauches Baccharis dracunculifolia sammeln. Das Chlorophyll im Pflanzenmaterial führt zur grünen Farbe dieser Propolis.

Sicherlich wird die Zahl der nachgewiesenen Quellen für Propolis zukünftig noch steigen. Sie wird aber im Vergleich zu den Nektar- und Pollenquellen insgesamt eher klein bleiben.

Sebastian Spiewok

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