Nur ein Brutraum: Die Vor- und Nachteile

14. April 2025

Reicht nicht auch eine Zarge für die Anlage der Brut? Gerade der Honigertrag und eine vermeintliche Arbeitsersparnis verlocken manche Bienenhalterinnen und -halter zu einem Umstieg von zwei Bruträumen auf einen. Kann das funktionieren? Vor- und Nachteile im Überblick.

Bienenköniginnen erzeugen in ihrer sommerlichen Hochphase in der Regel nicht mehr als 2.000 Stifte am Tag. Nach 21 Tagen Entwicklungszeit wird die Brutzelle wieder frei. Der maximale Raumbedarf für Arbeiterinnenbrut beträgt also etwa 42.000 Zellen. Das sind nicht mehr als sieben Zander- oder acht Deutsch-Normalmaß-Waben. Warum also nicht mit nur einem Brutraum imkern, vielleicht sogar stark eingeengt mit Schied?

Wie viele Bruträume sind genug?

Konkrete Belege für einen positiven Effekt des engen Brutraums auf die Entwicklung von Bienenvölkern existieren nicht. Imkert man auf nur einem Brutraum, spart man aber tatsächlich Geld für den Erwerb der zweiten Brutraumzarge. Zudem ist der Transport von Wirtschaftsvölkern ohne Honigraum leichter, und bei der Nutzung eines Absperrgitters kann man etwa 20 Prozent mehr Honigertrag erwarten, da die Bienen für die Anlage von Vorräten im Brutraum keinen Platz finden.

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Doch die Nachteile des Imkerns mit nur einem Brutraum sind eklatant: Unsere 45 Ein-Brutraum-Völker, die wir in einem Versuch auf zehn Zander-Waben hielten, drohten regelmäßig nach jeder Ernte zu verhungern.

Der Grund: Satte Pollen- und Futterkränze passten nicht mehr, wie sonst üblich, um die Brut. Zwischentrachtfütterungen sind für mich aber, der Honigqualität wegen, ein No-Go. Möchte ich also sorglos auf einem Brutraum imkern, müsste ich stets Honigwaben zurücklassen.

Nur ein Brutraum hat Nachteile

Gar nicht arbeitserleichternd beim Imkern mit nur einem Brutraum war, dass unsere normal starken Wirtschaftsvölker in bisher ungekanntem Ausmaß Schwarmlust entwickelten. Fast acht Wochen lang machten sich
alle startklar zum Abflug – welch eine Arbeit beim Zellenbrechen! Der Drohnenrahmen war zudem mit Mischbau gefüllt. Dafür war allwöchentlich der hohe Unterboden kreuz und quer gefüllt mit Drohnenbau, auf dem
die Königinnen turnten. Sogar eine Bausperre wurde von den Bienen verbaut.

Sollte ich stattdessen einen flachen Boden nutzen? Lieber nicht, denn der hat zu viele Nachteile. Wie Berufsimker auf einem Brutraum klarkommen? Manche schröpfen wöchentlich, doch hier die richtige Dosis zu finden ist überhaupt nicht trivial.

Schwarmzellen werden bei Völkern auf einem Brutraum vor allem an den Rähmchenseiten und -oberträgern angelegt und fast nie direkt über dem Boden. Somit entfällt hier die Möglichkeit der Schwarmdiagnose durch Kippkontrolle. Um Schwarmlust sicher zu erkennen, müssen daher bei Völkern auf einem Brutraum jede Woche alle Brutwaben gezogen werden.

In überfüllten Kästen ist das Wabenziehen jedoch eine Gefahr für die Königin, die schnell zerquetscht werden kann. So betont einer meiner ehemaligen Jungimker – inzwischen ist er Berufsimker – den besonderen Wert von zwei Bruträumen, alleine schon dem Schutz der Königinnen zuliebe.

Fazit zu einem Brutraum: Steht nur ein Brutraum zur Verfügung, kann über dem Absperrgitter in der Regel mehr Honig geerntet werden. Wer starke Völker zu halten versteht, wird mit einem Brutraum jedoch seine Mühsal haben. Arbeits-und Kraftaufwand sind bei detaillierter Analyse auf zwei Bruträumen deutlich geringer.

Mit zwei Bruträumen einfach(er) imkern

Auf zwei Bruträumen haben Bienen viel Platz. Das hat folgende Vorteile:

  1. Werden einzargig überwinterte Völker zur Salweidenblüte einfach oben mit einem zweiten Brutraum versehen, gibt es keinen Wildbau im Boden zu beklagen und nur geringe Schwarmlust. Nur die wenigen schwach ausgewinterten Einzarger werden erst zur Kirschblüte mit dem zweiten Brutraum nach unten und dem Honigraum nach oben erweitert.
  2. Auf zwei Bruträumen ist viel Platz für Deckwaben voller Futter und Pollenkränze rund ums Brutnest. Auch nach dem Abernten der Honigräume bleibt genug Futter für trachtlose Zeiten in Brutnähe.
  3. Etwa 80 Prozent der Schwarmzellen werden an der Unterkante des oberen Brutraums angelegt und beim Kippen sichtbar. Schwarmlust kann so zuverlässig diagnostiziert werden. Waben ziehe ich nur, wenn das Volk in Schwarmstimmung ist oder ich an den Drohnenrahmen muss. Dabei wird gleich noch eine Brutwabe für Ableger geschröpft. Die habe ich auch schon von unten beim Kippen entdeckt.
  4. Bei so viel Raum geraten etwa 80 Prozent meiner Völker nicht in Schwarmlust. Bei diesen muss ich zwischen März und Ende August nie in den unteren Brutraum. Das ist gut so, denn unten sitzen die alten Wächterinnen und Flugbienen mit gespitztem Stachel. Ein-Brutraum-Imker müssen diesen Bienen wöchentlich ins Auge schauen.
  5. Mit ihrem schrumpfenden Brutnest rutschen die Bienen im August an die Futterkränze in den oberen Brutraum. Das macht die Wabenhygiene zum Kinderspiel: Vor der ersten Ameisensäure-Behandlung und der folgenden Futtergabe entnehme ich den unteren Brutraum mit den zehn alten, leeren Waben in nur fünf Minuten.
  6. Die Ameisensäure-Behandlung ist besonders bienen- und brutschonend, da sich nach der Wabenhygiene die Brutwaben ganz unten befinden. Der ehemalige Honigraum darüber fungiert als Puffer zwischen den Brutwaben unten und dem Dispenser oben. Brutschäden sind so kaum zu befürchten.
  7. Das Vereinigen schwacher Völker im Herbst durch das einfache Aufeinandersetzen der Zargen ist ein großer Vorteil gegenüber der Völkerführung mit nur einem Brutraum, bei der zum Vereinigen Waben umgehängt werden müssen.

Pia Aumeier

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