Ist es im Spätherbst zu mild, gehen manche Völker möglicherweise nicht aus der Brut. Doch kann die Winterbehandlung auch bei den eventuell noch brütenden Völkern effektiv sein? Und wie kontrolliere ich den Behandlungserfolg?
Im warmen Ruhrgebiet ist es im November und Dezember oft so mild, dass die Bienen nicht nur die Kotblase regelmäßig leeren können, sondern auch im Senf sammeln. So manchen versetzen solche milden Winter in Panik, denn die ungewöhnlich hohen Temperaturen von Oktober bis Dezember bedeuten brütende Völker – und damit nach verbreiteter Lehrmeinung kein geeignetes Zeitfenster für die winterliche Restentmilbung.
„Eine Behandlung mit Oxalsäure sichert nur in absolut brutfreien Völkern einen milbenarmen Start in die folgende Saison“, das vermittelte auch ich bis 2014. Doch was tun in warmen Wintern? Brut zerstören oder gar abwarten bis in den Januar? In jedem Fall müssen alle Völker, deren Bienen einen Befall von über zehn Prozent aufweisen – bei 5.000 Bienen sind dies 500 Milben –, von möglichst allen Varroen befreit werden.
Winterbehandlung: Wirkungsvolle Restentmilbung
Ein groß angelegter Versuch im Winter 2014 bis 2016 an mehreren Hundert Völkern und 31 Bienenständen in Nordrhein-Westfalen gab Aufschluss über die Situation. Hierbei verglichen die Ruhr-Universität Bochum zusammen mit dem LAVES – Institut für Bienenkunde Celle Brutstand und Varroa-Befall, Behandlungserfolge und Witterungssituation. Im warmen Dezember 2015 verfügte im Mittel jedes dritte der 433 untersuchten Völker über Brut.
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Viele Völker hatten schon seit Oktober außergewöhnlich intensiv gebrütet. Daher waren sie im Vergleich zum Dezember 2014 im Durchschnitt dreimal stärker mit Varroen befallen. Auch brüteten vor allem jene Völker, bei denen eine gut wirksame Restentmilbung vonnöten war. Denn wie bereits für die Volksentwicklung im Herbst bekannt, brüten besonders kleine oder stärker mit Varroen befallene Völker auch im Winter. Ungünstige Behandlungsbedingungen herrschten zudem aufgrund der hohen Außentemperaturen von tagsüber 5–16 °C. Die Völker saßen entsprechend locker.
Versuche zur Winterbehandlung: Die Resultate
Die Effektivität der Restentmilbung im warmen Winter 2015/2016 war
• unabhängig vom Vorhandensein geringer Brutmengen. Alle geprüften Varianten der Restentmilbung zeigten in brütenden und brutfreien Völkern einen vergleichbaren Erfolg. Auch wenn es nicht statistisch abzusichern war, wirkte „OS-Träufeln mit Zucker“ im kalten Winter 2014 – verglichen mit dem warmen Winter 2015 – im Mittel nur um etwa sieben Prozent besser.
• vermutlich deswegen insgesamt gut, da die meisten Völker mit im Mittel 313 Zellen – das entspricht einer handtellergroßen Fläche – nur über geringe Mengen verdeckelter Brutzellen verfügten. Teils deutlich größere Flächen enthielten Stifte, die jedoch immer wieder ersetzt und nicht ausgebrütet wurden. In 32 Völkern waren nur maximal 9,8 % der bis zu 2.600 verdeckelten Zellen befallen. Insgesamt befanden sich im Mittel nur 3,4 % der im Volk enthaltenen Varroen in der reproduktiven Phase. Entgegen bisheriger Befürchtungen tummelten sich also nicht alle Milben in den geringen RestbrutMengen, sondern waren auf erwachsenen Bienen für Oxal- oder Milchsäure erreichbar.
• zufriedenstellend, wenn das Träufeln von Oxalsäure bei niedrigen Außentemperaturen in die möglichst eng sitzende Wintertraube – also frühmorgens nach einer kalten Nacht – durchgeführt wurde. Ein lockerer Sitz, insbesondere nach der Entnahme oder dem Ausschneiden von Restbrut, verschlechtert die Behandlungseffizienz.
• zufriedenstellend, wenn in alle bienenbesetzten Wabengassen geträufelt wurde. Wurde bei der Träufelbehandlung nur ein Teil der Wintertraube getroffen, sank die Behandlungseffektivität signifikant. Für eine gute Verteilung von Vorteil ist eine feine Tülle, die auf die Spritze gesteckt wird.
Winterbehandlung trotz Brut: Das Fazit
Für eine OxalsäureTräufelbehandlung ist Brutfreiheit zwar wünschenswert. Doch auch in wärmeren Wintern kann bei geringer Brutmenge eine Restentmilbung so erfolgreich durchgeführt werden, dass die Völker in der kommenden Saison nicht gefährdet sind – vorausgesetzt, die Völker sind nicht zu stark mit Varroen befallen.
Oxalsäure träufeln und Erfolg der Winterbehandlung kontrollieren
Ab welcher Milbenzahl behandeln?
Eine winterliche Behandlung ist sinnvoll, wenn auf die zuvor für eine Woche eingeschobene Bodeneinlage täglich mehr als eine Varroa fällt. Das entspricht etwa 500 Restmilben. Behandeln Sie, auch wenn täglich zehn Milben fallen, bereiten Sie sich dann jedoch mental auf ein Versterben des Volkes vor und beginnen Sie mit der Ursachenanalyse.
Wann behandeln?
Behandeln Sie in einer möglichst brutarmen Phase. In der Regel liegt diese im Dezember, nachdem etwa drei Wochen zuvor mehrere Nächte Frost oder Temperaturen nahe null Grad herrschten. Stehen Sie für die Behandlung früh auf: Je kälter die Nacht, desto enger sitzen die Bienen frühmorgens und desto effizienter wirkt die Träufelbehandlung.
Womit behandeln?
Beschaffen Sie sich eine geeignete Lösung. 3,5%ige-OxalsäuredihydratLösung ist als gleichnamiges Produkt der Firma Serumwerke Bernburg oder unter dem Namen „Oxuvar“ (3,5 %!) frei verkäuflich im Imkereibedarfshandel. Aufgrund der Rückstandsgefahr durch beigefügte Zusatzstoffe ist VarroMed nicht empfehlenswert.
Wie behandeln?
Zählen Sie die bienenbesetzten Wabengassen, ziehen Sie „2“ ab, hängen dann eine „0“ an die Zahl und träufeln die so ermittelte Milliliter-Menge. Für schwache Völker benötigen Sie in der Regel nur 30 ml, die maximale Menge ist 50 ml. Fahren Sie die Gassen lieber zweimal ab, statt einzelne Bienen völlig zu durchnässen. Verzichten Sie auf das Entfernen von Brutzellen vor einer Restentmilbung.
Wie kontrolliere ich den Erfolg?
Wiederholen Sie die Träufelbehandlung keinesfalls. Auch wenn keine weitere Behandlung möglich ist, sollten Sie den Milbenabfall für eine Woche erfassen. Sind in diesem Zeitraum etwa 80 % der anhand des zuvor ermittelten natürlichen Milbenfalls errechneten Milben gefallen, hat Ihre Behandlung gewirkt. Falls nicht, betreiben Sie eine Ursachenanalyse und machen Sie es nächstes Jahr besser.
Pia Aumeier
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