Opferpflanzen im Raps

29. Mai 2025

Kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durch sogenannte Opferpflanzen im Raps verringert werden? Ein Vortrag im Landkreis Verden hat einen Landwirt dazu angeregt, in diesem Jahr fünf Hektar Raps mit Opferpflanzen auszusäen. Heinrich Kersten vom Verein Bienenfreunde Verden berichtet.

Bereits seit 2018, lange vor Gründung der Bienenfreunde Verden, einer Interessen- und Aktionsvereinigung von Imkern, Landwirten und der Jägerschaft im Landesverband Hannoverscher Imker e.V. im Jahr 2021 suchten engagierte Imker und Landwirte nach praktikablen Lösungen, speziell den zum Zeitpunkt der Rapsblüte – erste Massentracht für Honigbienen und Insekten – auf Pflanzenschutzmaßnahmen zu verzichten, beziehungsweise die nach Schadschwellendruck notwendigen Schritte abzustimmen.

Bisherige Maßnahmen

„Insekten sind keine Amphibien – und müssen nicht geduscht werden“, war der Ansatz. Selbst B4-Mittel werden in Abstimmung mit den örtlichen Imkern erst nach Bienenflugende bis 23 Uhr ausgebracht. Was bringt das? Über drei Jahre wurden Frühtrachthonige der benachbarten Bienenvölker auf über 600 Parameter in einem anerkannten Labor untersucht und selbst die in der Schlagdatei dokumentierten PSM-Bestandteile lagen unterhalb der Berichtsgrenze. Damit war im engen Zusammenwirken zwischen Imkern und Landwirten ein wichtiger Meilenstein erreicht.

Lesen Sie hier, was Sie in der aktuellen Ausgabe des Bienenjournal-Hefts erwartet:

» Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe

TOP-THEMEN im Juni-Heft

1. 100 Jahre D.I.B.-Glas

Das Imker-Honigglas des Deutschen Imkerbundes steht für Qualität und garantiert heimischen Honig. Doch immer weniger Imkerinnen und Imker nutzen es. Das dbj berichtet, wie die Marke entstand und wie es mit ihr weitergeht.

2. Duftlenkung

Bienen fliegen nicht immer die gewünschten Trachten an. Lassen sich ihre Sammelflüge mittels Duftlenkung beeinflussen? Das sagt die Forschung.

3. Honigverkauf im Supermarkt

Der Verkauf von Honig im Lebensmitteleinzelhandel kann sehr profitabel sein. Das dbj gibt Tipps, wie Sie diesen Vermarktungsweg erfolgreich beschreiten können.

 

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Neue Möglichkeit: Opferpflanzen im Raps

Mit dem Ziel der Steigerung der Biodiversität und Reduzierung der Pflanzenschutzmittel zum Wohle der Insekten waren die Bienenfreunde Verden auf der Suche nach innovativen Ansätzen. Als der für Blühkonzepte/Biodiversität Zuständige im Verein in Erfahrung gebracht hatte, dass es einen innovativen Ansatz mit dem Einsatz von „Opferraps“ gibt, wurde bereits 2024 Annika Stock, Beraterin des Saatgutanbieters Lidea Germany GmbH, für den Vortrag im April 2025 engagiert. Vor den interessierten Zuhörern, darunter 45 % Landwirte, 45 % Imker und 10% Interessierte stellte Frau Stock das Unternehmen und zielgerichtet für den Rapsanbau elementare pflanzenbauliche Basisinformationen als Voraussetzung eines erfolgreichen Rapsanbaus vor.

Module wie „Regenerative Landwirtschaft als Brücke zu stabileren Erträgen und einer besseren Verträglichkeit für Nützlinge“ und „Bodenbiologie, Ernährung des Bodenlebens“ wurden im Fachvortrag detailliert, verständlich vorgestellt und erklärt – bis sich der Bogen schloss mit der Frage „Was bedeutet das für den Rapsanbau?“. Neben der Vorführung einfacher Hand-Tests und der Interpretation der Ergebnisse mit daraus resultierender Ableitung für eine Handlungsempfehlung für einen gesunden Pflanzenbestand wurde auch die Frage „Was kann Raps im Rahmen der regenerativen Landwirtschaft für die Bienen tun?“ erörtert. Hier stellte Frau Stock eine innovative Saatgut-Mischung (Pack Potect von Lidea) vor, als Ansatz im regenerativen Denken. Es handelt sich hierbei um die Beimischung von sogenanntem Opferraps.

Opferpflanzen im Raps: Begeisterte Teilnehmer

Auf gezeigten Fotos konnten sich alle Teilnehmer davon überzeugen, dass eine frühe Rapssorte bereits blüht, während sich die Hauptsorte noch im Knospenstadium befindet. Das heißt, beim Befall von Rapsglanzkäfern im Frühjahr bevorzugen diese die geöffneten Blüten beim Fraß. Damit erfolgt eine fixierte integrierte biologische Rapsglanzkäfer-Kontrolle. Sind allerdings (noch) keine Blüten vorhanden, werden Blütenknospen befressen und beschädigt, wie dies beim klassischen Ein-Komponenten-Standardraps der Fall wäre. Darauf folgten Weiterentwicklungen der Saatmischung, um das Bodenleben zu fördern, Unkraut zu unterdrücken, Schäden durch den Rapserdfloh im Herbst zu minimieren und nicht-bilanzierungspflichtige Nährstoffe bereitzustellen. Dies ist der Pack Symbio von Lidea, der neben der früh blühenden Linie auch Leguminosen (Bockshornklee und Linsen-Wicke) enthält. Die Forschung mit weiteren Komponenten dauert im Hause Lidea an, um perspektivisch auch für Nützlinge das Mischungskonzept anbauwürdig zu ergänzen.

Opferpflanzen im Raps, Vortrag von Annika Stock, Foto: Heinrich Kersten

Landwirt wird Mischung ausprobieren

Nach vergleichenden Schaubildern zu Ertragsergebnissen verschiedener Mischungskonzepte und zu Erdflohflohfraß im frühen Blattstadium stellte Frau Stock die beeindruckende vergleichende transparente Kalkulations- und Deckungsbeitragsübersicht vor. Mehrere Zwischenfragen konnten bereits während des Vortrages gleich geklärt werden. Im Anschluss erfolgten Detailinformations-Austausche mit der für alle Anwesenden erfreulichen Entscheidung eines anwesenden Landwirts, bereits im August 2025 etwa fünf Hektar seiner größeren Rapsfläche mit den vorgestellten „Opferraps-Versionen“ zu bestellen. Damit kam im Fazit kein „man könnte, sollte, müsste …“ zustande, sondern konkrete Schritte. Die Bienenfreunde Verden bedankten sich mit einem Präsentkorb bei der Referentin.

Mit dieser für alle Anwesenden erfreulichen Information / Nachricht machten sich die Anwesenden nach diesem tiefschürfenden Vortrag auf den Heimweg. Damit konnte nach dem Meilenstein in 2018 ein weiterer gesetzt werden.

Landwirte und Interessenten, die zum Vortrag verhindert waren – und gegebenfalls auch bereits im August 2025 eine „Opferraps-Version“ aussäen wollen, können sich gerne mit den Bienenfreunden Verden in Verbindung setzen unter info@bienenfreunde-verden.de. um weitere Kontakte herzustellen.

Denn „Jede Blüte zählt“ und jede eingesparte Pflanzenschutzmaßnahme steigert die Biodiversität.

Heinrich Kersten
Bienenfreunde Verden

Was sagt die Forschung?

Opferpflanzen im Raps sollen Schädlinge von der eigentlichen Anbaukultur ablenken. Je nach Pflanzenart können sie durch Geruchsstoffe auch abschreckend wirken oder die Anbaukultur verbergen. Darüber hinaus dienen sie als Erosionsschutz und der Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen über Humusbildung. Dabei dürfen diese Pflanzen für die eigentliche Anbaukultur aber nicht zur Konkurrenz um Platz, Wasser und Nährstoffe werden.

Wie Versuche an der Fachhochschule Südwestfalen im Projekt RapsOP zeigten, funktioniert das Konzept im Raps zwar, aber nicht in jedem Jahr. Die Ergebnisse der Versuche mit Leindotter, Rübsen oder einer Pflanzenmischung schwankten stark zwischen den Jahren und den Standorten. So reduzierte Leindotter den Erdrapsfloh-Befall in einem Jahr genauso gut wie ein Insektizid, während im folgenden Versuchsjahr die Wirkung geringer ausfiel. Ansaaten von Rübsen oder einer Mischung unterschiedlicher Pflanzen senkten den Befall, aber nie im ausreichenden Maße. Der Einsatz von früh blühendem Raps, der den Rapsglanzkäfer vor der eigentlichen Rapsblüte abfangen sollte, konnte aufgrund eines zu geringen Befalls in den Versuchsjahren nicht ausgewertet werden. Zumindest wurde die Erntemenge des Raps durch die Beisaaten nicht beeinträchtigt.

„Die Nachfrage nach den Ergebnissen ist sehr hoch“, berichtet Prof. Verena Haberlah-Korr. „Ich habe noch nie so viele Anfragen bekommen, daher werden wir eine Art Leitfaden erstellen.“ Nach drei Jahren lautet ihr Fazit: „Beisaaten können viel, funktionieren aber nicht jedes Jahr als Pestizidersatz.“ Spie

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