Konrad Näser: Staudenexperte und Bienenfreund

10. März 2025

Für das dbj war Dr. Konrad Näser lange Jahre als Autor tätig. Er schrieb Beiträge zum Thema bienenfreundliche Stauden und beantwortete Leserfragen. Am 24. Januar ist er nun im Alter von 90 Jahren verstorben. Ein Porträt des berühmten Gärtners, das 2021 im dbj erschien, lesen Sie hier.

„Alter hör uff, das kannst du nicht mehr.“ Mit diesen Worten seiner fünf Kinder endete für Friedrich Johann Näser, den Vater von Konrad Näser, im Frühjahr 1989 sein Imkerhobby, das er seit den 1930er-Jahren gepflegt hatte. „Als er dann ganz geknickt im Garten saß und begann, seine Bienenkästen zu verbrennen, da hatte ich Mitleid“, erzählt Konrad Näser, als wir uns bei ihm im Jahr 2021 das letzte Mal trafen. „Also habe ich ihm gesagt: ‚Ich mache weiter.‘ Damals war mein Vater 86, so alt wie ich heute.“

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DBJ Ausgabe 3/2025

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Ein glücklicher Zufall wollte es, dass Näser als Neuimker in Bornim den erfahrenen Imker Siegfried Simon fand, der in den gleichen ungewöhnlichen Beuten imkerte und ihn anlernen konnte. Trotz seines Imkerpaten war aber auch Näser nicht vor Anfängerfehlern gefeit. „Ich hatte als Neuling bei meinen zwei Völkern aus Hohen Neuendorf immer mal wieder Waben gezogen. Die Folge war, dass in einem Volk die Königin fehlte.“ Ein rettender Rat kam von seinem Vater. „Junge, hat er gesagt – ich war damals schon bald 60 – ‚nimm eine Brutwabe von dem anderen Volk und häng die um, die werden sich dann eine neue Königin ziehen‘.“ Beide Bienenvölker überlebten. Es wurden im Laufe der Zeit mehr als die sechs Völker, die ins Bienenhaus passten, deshalb baute Näser einen weiteren Bienenstand in seinem Garten. Zuletzt hielt er durchschnittlich zehn Völker.

„Ich war zu der Zeit kein begeisterter Bienenmensch“ – Konrad Näser

Bienen waren zu Beginn nicht seine Welt. „Ich bin zwar mit Bienen groß geworden, war aber zu der Zeit kein begeisterter Bienenmensch.“ Bekannt wurde der promovierte Diplomgärtner als Staudenzüchter und leidenschaftlicher Gärtner. 32 Jahre lang war er in der Gärtnerei von Karl Foerster in Potsdam- Bornim tätig. Er konnte dort den berühmten Gärtner, Züchter und Garten-Schriftsteller Karl Foerster persönlich erleben, von ihm lernen und schließlich – nach dem Tod seines Mentors 1970 – dessen Arbeit fortführen. Als Leiter der Züchtung führte Näser die Foerster‘sche Tradition des Betriebes fort und entwickelte sie weiter. Dazu gehörte auch das von Karl Forester geprägte Züchtungsprinzip der freien Abblüte, eine – wenn auch nur indirekt – bienenfreundliche Züchtungsmethode. „Foerster war keiner, der mit Pinsel und Pinzette bestäubt hat“, erklärte Näser. „Die Bestäubung haben wir den Bienen und anderen Insekten überlassen und darauf keinen Einfluss genommen.“

Konrad Näser in seinem Staudengarten.
Konrad Näser in seinem Staudengarten. Foto: Christian Gehler

Zwar wurde in der Staudengärtnerei Foerster nicht gezielt auf insektenfreundliche Sorten hin gezüchtet, aber die Insektenwelt wurde in die Züchtung neuer Sorten miteinbezogen. „Wenn wir beispielsweise zwei Chrysanthemen-Sorten kreuzen wollten, dann machten wir einen Strauß der einen Sorte und stellten ihn in einer Vase zwischen die andere Sorte, dann überließen wir den Bienen das Bestäuben“, erzählte Näser. Bei den meisten Stauden gehe das unproblematisch, bei den Asternartigen beispielsweise, vor allem bei Sonnenbraut und Winterastern, sowie bei Chrysanthemen oder Ritterspornen. Einige typische Foerster-Sorten dieser Pflanzen finden sich 2021 immer noch in seinem Garten. Eine Rittersporn-Sorte, die später den Namen „Morgentau“ erhielt, hatte sogar ihren Ursprung in Näsers Garten. „Das war zu meiner Zeit als Chefzüchter. Da konnte ich nicht im eigenen Garten eine Sorte von Foersters Ritterspornen züchten. Also gab ich sie in den Betrieb, und dort blieb sie auch lange im Sortiment.“

Konrad Näsers Bienengarten

Auf 2.000 Quadratmetern einer ehemaligen Gemüsegärtnerei, nicht weit von seinem ehemaligen Arbeitsplatz und den sehenswerten Foerster-Gärten entfernt, hatten Konrad Näser und seine Frau Christa ein grünes Paradies geschaffen. Hier finden die Bienen – beginnend mit Salweide, Winterlingen und Schneeglöckchen über eine Vielzahl an Rudbeckien sowie Astern – das ganze Jahr über ein breites Futterangebot. Auch wenn der Garten nicht nach den Bedürfnissen der Bienen gestaltet wurde, machte Näser bei der Wahl der Pflanzen doch immer wieder Zugeständnisse an seine Tiere. So hat sich der weiß blühende, bodendeckende Sauerklee ungewollt im Garten angesiedelt. „Den habe ich hier eigentlich gar nicht so gerne“, gestand er, „aber die Bienen mögen ihn, darum darf er bleiben.“

Auch im Ruhestand widmete sich der leidenschaftliche Gärtner weiterhin der Auslese und privaten Zucht von Pflanzen. So haben auch ein rot blühendes Buschwindröschen namens „Rotkäppchen“ und ein Phlox mit großen rosa Blüten ihren Ursprung in seinem Garten. Der rosa Phlox hatte sich spontan zwischen der Petersilie angesiedelt und erhielt daher den Namen „Rosa Würze“. Hin und wieder brachten Bekannte und Gartenfreunde Näser interessante Pflanzensorten, die einen Platz in seinen Anzuchtbeeten fanden. Manchmal entdeckte er dabei sogar noch unbekannte Schätze. „Diese neue Pflanze, ein Lattich-Gewächs, kommt aus der Türkei und war hier bisher unbekannt. Der Blütenstand blüht lange und ungewöhnlicherweise von oben nach unten auf. Und er wird von Bienen beflogen, eine richtige Bienenweide ist das“, sagte Näser sichtlich angetan.

Mehrmals im Jahr hatten die Näsers an den Gartentagen in Potsdam ihr Refugium für Gäste geöffnet. „An diesen offenen Gartentagen boomt der Honigverkauf“, berichtete Näser. Er verwendete Neutralgläser mit einem eigenen Etikett. Das fand er nicht so umständlich wie die Verwendung des D.I.B.-Imkerhonigglases, und seine Kundinnen und Kunden kannten seinen Honig nur im Neutralglas, sagte Näser.

Imkernachwuchs gefunden

2021 dachte Näser noch lange nicht an ein Ende seiner Imkerei. Damals berichtete er, dass er stattdessen seinen Bienenstand in Zukunft wohl wieder verkleinern und nur die sechs Völker im Bienenhaus weiter betreuen würde. Die Imkernachfolge sei aber gesichert. Der mittlere seiner drei Söhne, der direkt nebenan wohnt, hatte 2019 selbst mit der Imkerei begonnen. Das ungewöhnliche Beutensystem seines Vaters und Großvaters hat er übernommen. Auch zwei Nachbarn hat Näser mit seiner Freude an der Imkerei als Neuimker gewonnen.

Franziska Weber

Die Beuten von Konrad Näser.
Die Beuten von Konrad Näser. Foto: Sabine Rübensaat

Ein ungewöhnliches Beutensystem:
In seinem Garten errichtete Konrad Näser 1989 ein Bienenhaus für die ersten Beuten. Sie sehen auf den ersten Blick wie Hinterbehandlungsbeuten aus, aber das stimmt nicht ganz. Die unterste Zarge mit dem Brutraum ähnelt den Beuten, wie man sie aus alten Wanderwägen kennt. Sie verfügt über eine Tür mit Sichtscheibe, die den Blick auf das rege Treiben in der Beute freigibt. Allerdings sind die Kästen oben offen, sodass man – wie bei einer Magazinbeute – weitere Zargen mit je neun Waben im Deutsch Normalmaß aufsetzen kann. Dass die aufgesetzten Zargen und auch die Honigräume nur neun Waben haben, sei ein Vorteil, fand Näser. „Das ist für die Arme und den Rücken besser, wenn man schon ein bisschen betagt ist. Zwölfer-Kästen sind manchmal schon so schwer, dass ich einen Helfer brauche.“ Diese besonderen Beuten hatte sein Vater 1950 von der Firma Kranich, die es mittlerweile nicht mehr gibt, aus dem Thüringer Wald erstanden.


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