Varroaresistenz: So kann jeder Imker aktiv werden 

10. Mai 2024

Für das Projekt Varroaresistenz 2033 haben verschiedene Imkerverbände eine gemeinsame Erklärung verfasst. Darin zeigen sie, wie jeder Imker aktiv etwas für die Varroaresistenz der Honigbienen tun kann. 

Initiiert durch Tino Lorz haben die Gemeinschaft der europäischen Buckfastzüchter, der Deutsche Imkerbund, die AG Toleranzzucht, der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund, der Luxemburger Landesverband für Bienenzucht und der Bundesverband Dunkle Biene Deutschland 2022 gemeinsam die Neuensteiner Erklärung verfasst.  

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DBJ Ausgabe 6/2024

Aktuelle Ausgabe

Das Ziel der Erklärung ist die flächendeckende Verbreitung varroaresistenter Honigbienen. Diesen Weg wollen die Akteure in den nächsten zehn Jahren gemeinsam gehen. Mittlerweile habe sich weitere Mitstreiter dem Projekt angeschlossen, wie beispielsweise Arista Bee Research, die Union der Basiszüchter, die Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung und zahlreiche Imkerkolleginnen und -kollegen aus Österreich, Schweiz, Tschechien und Polen. 

Das gemeinsame Ziel wollen wir mit Hilfe von vier Säulen erreichen: Resistenzzucht, Basiszucht, biotechnischen Maßnahmen sowie Schulung und Wissenschaft. 

Varroaresistenz durch Varroa Sensitive Hygiene 

Der Traum von der Varroaresistenz ist nicht neu; es gibt verschiedene bestätigte resistente Populationen weltweit. Das Problem ist, dass diese Populationen teilweise nur in sich geschlossen resistent sind. Wir benötigen aber eine Honigbiene, die nicht nur unabhängig vom Ort varroaresistent ist, sondern auch wirtschaftlich, sanft und gesund.

Die Lösung hierfür scheint die Varroa Sensitive Hygiene zu sein, kurz: VSH. Die aktuelle Forschung unterstützt die Theorie, dass die VSH-Allele in allen Bienenpopulationen weltweit vorkommen können, oder in diese per Zucht eingefügt werden können. Als Allele bezeichnet man Varianten eines Gens.

Dabei gibt es zwei Hauptherausforderungen: Zum einen muss die genetische Diversität erhalten bleiben; Resistenzzüchterinnen und -züchter werden noch viele Jahre beschäftigt sein, um VSH in allen Unterarten und Linien zu festigen. Auf der anderen Seite müssen die Ergebnisse anschließend in die Fläche gebracht werden. Hier setzt die Basiszucht an. 

Basiszucht für die Varroaresistenz

An der Basiszucht kann sich die gesamte Imkerschaft beteiligen. Alle können die Varroaresistenz bereits durch einfache Auslese fördern. Voraussetzung dafür ist die Befallskontrolle der eigenen Völker.

Die Völker mit den meisten Milben werden aus der Vermehrung ausgeschlossen. Wünschenswert wäre, dass diese Völker ihre Genetik nicht in der Fläche verbreiten können. Entweder, indem ihnen kein Drohnenrahmen angeboten wird, oder indem die Drohnenbrut geschnitten wird. Diese Völker sollten nach Möglichkeit umgeweiselt werden, sprich eine neue Königin bekommen.

Die Völker mit den wenigsten Milben werden hingegen aktiv vermehrt. Dies kann beispielsweise durch Ablegerbildung oder Königinnenzucht erfolgen. Als Faustregel gilt: Das beste Drittel wird vermehrt, das schlechteste Drittel „stirbt den genetischen Tod“. 

Mit biotechnischen Maßnahmen zur Varroaresistenz 

Auf dem Weg zur Varroaresistenz stehen uns unterstützend die biotechnischen Maßnahmen zur Verfügung. Hierbei werden die Milben durch händische Eingriffe aus dem Volk entfernt oder an der Vermehrung gehindert. Es stehen verschiedene Maßnahmen und Kombinationen zur Verfügung, die es ermöglichen, der Natur bei der natürlichen Selektion freien Lauf zu lassen. 

Biotechnische Maßnahmen sind eine gute und wirkungsvolle Alternative zur chemischen Varroabehandlung. Durch sie kann man keine Varroaresistenz erreichen, aber sie sind ein Schritt in die richtige Richtung. 

Schulung und Wissenschaft 

Die Schulung der gesamten Imkerschaft ist die Grundlage für das Gelingen der Projekts Varroaresistenz 2033 I Varroa 2033. Imkerinnen und Imker müssen Zugang zum aktuellen Stand der Resistenzzucht erhalten. Zudem hat die Aufklärung und Verbreitung von Behandlungskonzepten, die für die Zucht arbeiten, eine hohe Priorität. Ganz oben steht hierbei eine schadschwellenorientierte Behandlung und eine Abkehr von pauschalen Behandlungsstrategien. Biotechnische Maßnahmen passen sehr gut in dieses Konzept. 

Varroaresistenz: Wie kann ich aktiv werden? 

  • Regelmäßige Befallskontrollen durchführen und Völker ausfindig machen, die bereits gut mit der Milbe zurechtkommen. Auf pauschale Behandlung verzichten. 
  • Vermehrung ausschließlich von den Völkern, die wenig Probleme mit Varroa haben. Ausschluss des schlechtesten Drittels: Diese Völker sollten den „genetischen Tod sterben“. 
  • Biotechnische Maßnahmen nutzen, möglichst Verzicht auf chemische Behandlungsmethoden. 
  • Gründung oder Anschluss an Varroaresistenz-Zuchtgruppen (eine Karte aktiver Gruppen finden Sie auf varroaresistenzprojekt.eu). 
  • Je nach Wissensstand Fortbildungen zum Thema besuchen oder durchführen. 
  • Das Thema im eigenen imkerlichen Dunstkreis zur Sprache bringen. 
  • Direkter Anschluss an das Projekt Varroaresistenz 2033: Wir haben endlos viele Aufgaben vor uns und freuen uns über jede Unterstützung! 

Marie Förster 

Ausführliches und Aktuelles zum Thema Varroaresistenz lesen Sie auch im Schwerpunkt der Mai-Ausgabe 2024 des dbj.>>>

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