Imkern im November: Wachsarbeiten und andere Herausforderungen

24. Oktober 2023

Immer häufiger kommt es vor, dass die Bienen im November noch zwischenzeitlich so warme Temperaturen erleben, dass sie nicht zur Ruhe kommen. Das Imkern mit dem Klimawandel stellt uns vor Herausforderungen. Dennoch stehen auch Klassiker an wie Wachsarbeiten.

Im letzten Jahrzehnt hat sich das Wetter überwiegend mit Wärmerekorden präsentiert. Hamburg erlebte Winter, in denen zwischen Dezember und Februar die Temperatur kein einziges Mal 24 Stunden lang unter null Grad lag, und Sommermonate, an denen wir acht Tage in Folge über 30 Grad hatten. Diese Entwicklungen stellen uns Imkerinnen und Imker vor große Herausforderungen.

Die dramatischen Veränderungen im langjährig gewohnten Ablauf der Jahreszeiten verändern spürbar die natürliche Umgebung und den saisonalen Lebensrhythmus der Bienen. Durch die warmen Wintermonate findet oft keine Brutpause mehr statt. Für alle Imker wird es damit künftig unerlässlich, sich Gedanken über die Wirksamkeit des eigenen Varroa-Behandlungskonzeptes zu machen und die Auswirkungen auf den Futterdarf zu beobachten.

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Gleichzeitig wird es höchste Zeit, dass das klassische imkerliche Lehrmaterial entsprechend den geänderten Gegebenheiten kritisch überarbeitet und ergänzt wird und neue Konzepte und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt werden. Insbesondere bei den Vereinen, die ihre Imkerkurse oft autonom organisieren, sehe ich hier eine große Verantwortung. Dr. Ralph Büchler vom Bieneninstitut Kirchhain und Dr. Jens Radtke vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf sind zwei bekannte Wissenschaftler, die sich bereits länger mit Verfahren beschäftigen, die zur Varroa-Bekämpfung im Zeitalter des Klimawandels sehr hilfreich sein werden.

Wachsarbeiten: Wenn es im Garten dampft

Sobald die Wettervorhersage für ein Wochenende durchgehend einstellige Temperaturen ankündigt, planen wir unsere erste Ausschmelzaktion. Dazu nutzen wir die Terrasse unseres Kleingartens. Dort können wir nach Herzenslust herumsauen und müssen uns keine Gedanken um abgeschabtes oder verschüttetes Wachs machen. Wenn die Temperaturen entsprechend niedrig sind, erregen wir mit unseren mächtigen Wasserdampfschwaden bei den Spaziergängern regelmäßig großes Interesse. Bei einem schnellen „Schnack“ über den Zaun haben wir schon manche Kunden gewonnen und sie nebenbei für das Thema Bienen begeistert.

Wir verwenden einen quadratischen Dampfwachsschmelzer aus Edel- stahl, der von unten mit einem 12,5-Kilowatt-Propangasbrenner mit zwei Ringen befeuert wird. Es gibt auch Brenner mit weniger Leistung, aber ich rate hier zu maximalem „Schmackes“, wie man in Hamburg sagt. Zum Auffangen des Wasser-Wachs-Gemischs stellen wir vier Fünf-Liter-Edelstahleimer bereit. Außerdem brauchen wir einen zweiten Gasherd, Nylonstrumpfhosen, einen großen Edelstahltopf vom Typ „Großküche“ und Messer zum Kratzen. Pro Durchgang können wir so circa 25 Flachrähmchen ausschmelzen.

Wachsarbeiten: Mit Geduld zum sauberen Wachsblock

Wir haben reichlich abgeschabten Wachsüberbau, Altwaben, Entdeckelungswachs, Schleuderbruch und Wildbau gesammelt. Den Drohnenschnitt schmelzen wir nicht aus; den habe ich über den Sommer bereits regelmäßig tiefgefroren entsorgt. Unser Konzept der Wabenhygiene sieht vor, dass wir innerhalb eines Jahres nahezu 100 Prozent Wabenerneuerung erreichen.

Das aufgefangene Wachs wird in einem separaten Topf aufgekocht und, gefiltert durch eine aufgespannte Nylonstrumpfhose, in einen Eimer mit etwa zwei Litern heißem Wasser umgefüllt. Das heiße Wasser verhindert, dass sich an der Unterseite des Wachsblocks störende Wachs-Stalaktiten bilden. Den erkalteten Wachsblock kippen wir einige Tage später aus dem Eimer und kratzen die weiche Schmutzschicht an der Unterseite sorgfältig ab.

An den Völkern gibt es jetzt in der Regel nicht mehr viel zu tun. Wenn noch nicht geschehen, setzen wir die Mäusegitter ein und kontrollieren, ob alle leeren Futtereimer aus den Beuten entfernt sind.

Imkern im November: Arbeit im Verband gehört auch dazu

Meine Verbandsarbeit schließt auch eine enge und freundschaftliche Kooperation mit unseren Verbandsnachbarn aus SchleswigHolstein mit ein. Deren vollständiger Name lautet interessanterweise „Landesverband Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker e. V.“, und damit sind wir ja gefühlt ein bisschen verwandt. Die Imkerschule der dortigen Kolleginnen und Kollegen bietet ein umfangreiches Fortbildungsangebot, das wir Hamburger häufig nutzen. Grundsätzlich bin ich mit meinen Vorstandskollegen davon überzeugt, dass zur Sicherung unserer zukünftigen Herausforderungen nur große und mitgliederstarke Verbände die Imkerinteressen erfolgreich vertreten können.

Ihre Edda Gebel

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