Bienengift

05. Oktober 2020

Bienengift wird von den Arbeiterinnen und der Königin in der schlauchförmigen Giftdrüse und in einem Teil der Giftblase produziert und in letzterer aufbewahrt. Sticht eine Biene, gelangt das Bienengift über den Stachel in den Körper des Gestochenen.

Aus was besteht Bienengift?

Bienengift ist eine bittere, klare, schwach aromatische Flüssigkeit, die aus mehr als 50 verschiedenen Substanzen besteht. Hier ist insbesondere das Enzym Phospholipase A2 sowie das Peptid Melittin zu nennen. Enzyme sind lange Ketten aus Aminosäuren. Sie übernehmen im Körper verschiedene Aufgaben. Zum Beispiel können sie bestimmte Stoffe in kleinere Stoffe aufspalten. Proteine werden auch als Eiweiße bezeichnet. Die Phospholipase A2 führt zur Zerstörung der Zellmembranen. Es ist die Substanz, die am häufigsten zu Allergien führt. Ein Peptid besteht ebenfalls aus Aminosäureketten. Allerdings ist es in der Regel wesentlich kürzer als ein Enzym. Melittin ist für die Schmerzwirkung verantwortlich. Es öffnet die Poren in den Zellmembranen von Schmerzrezeptoren und führt dort zur Reizung. Dies fühlt der Gestochene als Schmerz.

Eine Wächterin besitzt 150 bis 300 µg (Mikrogramm) Gift. Da mehrere Bestandteile des Bienengifts auch in dem Gift von Hummeln und Wespen vorkommen, kann es zu Kreuzallergien kommen. Das bedeutet, dass diejenigen mit einer Bienengiftallergie auch auf das Gift dieser Tierarten allergisch reagieren.

Warum sind Bienenstiche so schmerzhaft?

Sticht eine Biene ein Säugetier, verbleibt der Stachel zusammen mit dem Nervenknoten, der Giftblase und der Muskulatur in der Haut. Dadurch wird eine größere Giftmenge injiziert. Ferner werden Pheromone freigesetzt, die anderen Bienen über den Feind alarmieren. Beim Stechen eines Insekts bleibt der Stachel nicht stecken, da diese einen festen Chitin-Panzer besitzen und keine elastische Haut.

Generell können Bienen lediglich vom 3. bis 20. Lebenstag Gift produzieren. Danach sind sie auf den Vorrat in ihrer Giftblase angewiesen.

Übrigens: Viele Wildbienen und Wespenarten sind nicht in der Lage die menschliche Haut zu durchdringen.

 

Bienenstachel. Foto: Pia Aumeier

Bienenstiche beim Imkern verhindern – aber wie?

Verhindern kann man Stiche zum Beispiel, indem man einerseits sanftmütige Bienen hält und andererseits ohne Hektik an den Bienen arbeitet. Auf Lederhandschuhe sollte man verzichten, da diese die Alarmpheromone über längere Zeit speichern und die Bienen dadurch an vergangene Stiche erinnern und eventuell aggressiv machen. Auch das Abschlagen der Bienen von der Wabe anstelle vom Abfegen hat einen positiven Effekt. Dadurch werden sie nicht gerollt.

Bienenstiche beim Nicht-Imker verhindern – aber wie?

Nicht-Imker werden nur äußerst selten von Bienen gestochen, da sie friedliche Tiere sind. An Nahrungsmittel gehen sie gar nicht ran. Das sind immer Wespen. Zum Stich kommt es eigentlich nur, wenn man eine Biene quetscht. Das kann beim barfuß laufen über eine (Blumen-) Wiese passieren. Unterlässt man dies, reduziert man das Risiko gestochen zu werden.

Bienenstich: Es ist doch passiert! Und nun?

Ohne Allergie ist das meist kein Problem, denn die Schwellung verschwindet innerhalb weniger Tage. In der Regel sind einzelne Bienenstiche nicht gefährlich. Es ist vorteilhaft, den Stachel schnellstmöglich zu entfernen, weil die Muskulatur ca. 90 Prozent des Giftes innerhalb von 20 Sekunden injiziert. Das geht in dem Moment am einfachsten, wenn man den Fingernagel im steilen Winkel über die Einstichstelle gleiten lässt. Dabei darf man die Giftblase nicht quetschen. Ansonsten gelangt weiteres Gift in die Wunde. Als nächstes sollte man einen Rauchstoß aus dem Smoker auf die betroffene Stelle geben. Dadurch wird die Alarmsignalübertragung mittels der Pheromone unterbrochen. Tut man dies nicht, erfahren weitere Bienen von dem Angreifer. Anschließend ist es hilfreich, die betroffene Stelle zu kühlen, um die Schwellung zu reduzieren.

Gefährlich kann es allerdings werden, wenn man eine Bienengiftallergie hat oder wenn man in den Mund-/Rachenraum gestochen wird. Die Schwellung kann zu Problemen mit der ausreichenden Luftaufnahme führen. Im Falle einer Allergie können auch andere/weitere Symptome auftreten. Wenn jemand eine Allergie hat und sich nach dem Stich unwohl fühlt, sollte man auf jeden Fall den Rettungswagen rufen. Ebenfalls sollte man dies tun, wenn man in den Mund-/Rachenraum gestochen wird.

Wie wird Bienengift geerntet?

Zur Gewinnung von Bienengift werden Platten (z. B. aus Glas) vor das Flugloch gesteckt. Diese sind mit Drähten bespannt. An den Drähten auf der Glasplatte wird eine Stromspannung angelegt. Diese reizt die Bienen und veranlasst sie zur Giftabgabe. Allerdings fällt Bienengift unter das Arzneimittelrecht. Imker dürfen es daher nur an Heilmittelhersteller verkaufen.

Biene, Wespe oder Hornisse – wer gibt mehr Gift ab?

Honigbienen verfügen über 150 bis 300 µg Gift. Hornissen haben zwar 500 µg Gift; sie geben davon aber nur ca. 50 bis 250 µg ab. Da der Stachel der Honigbiene in der Haut stecken bleibt, injiziert sie häufig mehr Gift als eine Wespe. Deswegen reagiert man auf dieses häufig stärker. Nur der Stachel der Honigbiene bleibt in der Haut stecken.

Sonstiges: Entdeckungen der Wissenschaft zum Bienengift

Es ist bekannt, dass Bienengift Mikroben abtötet. Ferner wurde es auf dem Panzer von Bienen nachgewiesen. Möglicherweise nutzen sie diesen Effekt zur Hygiene aus.