Hummelvolk im Garten: Das brauchen die „dicken“ Bestäuber

03. März 2022

Hummeln sind nicht zimperlich. Sie fliegen auch bei etwas schlechterem Wetter. Hummelköniginnen sind bereits im März zu sehen. Dann suchen sie geeignete Plätze, um ein neues Hummelvolk zu gründen. So kann man ihnen helfen.

Erdhummel, Ackerhummel, Wiesenhummel und viele weitere Hummelarten gibt es bei uns. Über 30 verschiedene Arten sind es, die wir in Deutschland finden können – allerdings in unterschiedlicher Verteilung, denn nicht alle sind derart häufig zu sehen wie die drei hier genannten. Einen Überblick über die Arten und ihr Vorkommen ermitteln jedes Jahr das Institut für Biodiversitätsinformation mit ihere Mitmachaktion der „Hummelhotline“. Die Aktion läuft in diesem Jahr vom 20. März bis 18. April – allerdings regional bregrenzt auf Bayern. Jeder, der in dieser Zeit Hummeln beobachtet, kann sie per WhatsApp über die Hummehotline melden. Infos dazu finden Sie hier.>>>

Die gesammelten Daten geben einen guten Überblick. Außerdem hat das Team hinter der Hummehotline viele Informationen zu Hummeln zusammengestellt, die nicht regional gültig sind. Sie zeigen, wie sich ein Hummelvolk jetzt im zeitigen Frühjahr entwickelt, warum Hummeln so gute Bestäuber sind und welche Nahrung und Nisthilfen man den wohl bekanntesten Wildbienen anbieten kann.

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So gründet die Königin ein neues Hummelvolk

So ein Hummelvolk ist nämlich ein wahrer Frühaufsteher. Hummelköniginnen sind bereits teilweise schon ab Februar unterwegs und suchen nach Nistplätzen. Dann verlassen sie ihre Winterquartiere in der Erde, wo sie sich eingegraben haben, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Das haben sie ganz alleine bewältigt. Anders als Honigbienen überwintert bei einem Hummelvolk nur die Königin und nicht auch Arbeiterinnen, die die Königin versorgen. Erst jetzt, wenn das Frührjahr beginnt, gründet die Hummelkönigin ein neues Hummelvolk. „Die Wiesenhummel startet als erste, die anderen größeren Arten folgen sukzessive“, berichtet dazu der Biogeograph Klaus Mandery vom Institut für Biodiversitätsinformation.

Überwintern konnten die Königinnen alleine bzw. sind sie jetzt noch einige Zeit versorgt durch Nahrungsvorräte aus dem Vorjahr, die sie in ihrem Honigmagen eingelagert haben. Doch diese gehen rasch zu Ende, wenn die Königin nun umher fliegt. Früh im Jahr gibt es noch wenig Nektar und Pollen. Wenn die Schlechtwetterphasen mit viel Regen im Frühling – wie etwa im letzten Jahr – häufig wiederkehren, kann man den Hummelköniginnen etwas Starthilfe beim Aufbau einer neuen Hummelvolks geben, in dem man ihnen Zuckerwasser anbietet. Dieses sollte man aber direkt füttern, wenn man eine geschwächte Königin findet. Tipps dazu gibt der Nabu hier.>>>

Bauanleitung für einen Nistkasten fürs Hummelvolk

Aber nicht nur Futter brauchen die Hummeln jetzt. Wichtig ist für die Entwicklung eines Hummelvolks auch, dass die Königinnen nun Nistplätze finden. Am liebsten und häufigsten nisten Hummeln in verlassenen Mäusenestern im Boden. Doch sie nehmen auch viele andere geschützte bereits vorhandene Hohlräume dazu an. So dienen auch Totholzhaufen, Steinspalten, Vogelnester oder sogar Spalten an Hausisolierungen als Nistplätze für ein Hummelvolk. Geschützte Orte, wo die Hummeln in Ruhe nisten können, werden allerdings immer weniger. So kann man den „dicken“ Bestäubern auch mit selbst gebauten Nistkästen einen großen Gefallen tun, die man dann im Garten aufstellt. Eine Bauanleitung dafür finden Sie hier.>>>

Dass man die Hummel oft als „dick“ bezeichnet, liegt an ihrem Körperbau, der im Vergleich zu anderen Wildbienen einfach ein wenig massiger wirkt. Dabei hat dies für die Hummeln große Vorteile. Hummeln haben eine ausgeprägte Flugmuskulatur, die ihnen auch als Heizung dient. Außerdem sind Hummeln gar nicht dick, sondern die meisten Arten haben einfach eine dichte Behaarung. Diese und ihre starken Muskeln helfen zudem beim Energie sparen und so können einige Hummelarten sogar in alpinen und arktischen Regionen überleben. Die Flugmuskulatur hat noch eine Besonderheit: So galt es lange als Rätsel, warum die Hummel überhaupt fliegen kann. Ihre kurzen Flügel im Vergleich zum massigen Körper erschweren dies den Gesetzen der Aerodynamik zufolge eigentlich. Doch Hummelflügel sind flexibel und drehbar. „Sie schlagen bis zu 200 mal in der Sekunde. Dadurch werden Luftwirbel erzeugt, die für den nötigen Auftrieb sorgen“, erklären die Wissenschaftler des Instituts für Biodiversitätsinformation in ihrer Zusammenstellung der wichtigsten Fakten über Hummeln.

Hummeln brauchen Blütenvielfalt

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Auch wenn Hummeln natürlich noch nicht dann ins Frühjahr starten, wenn alles noch unter Schnee und Eis liegt, reagiert ein Hummelvolk dennoch anders auf schlechteres Wetter als etwa die Honigbienen. Gemeint ist hierbei das Ausfliegen während der eigentlichen Saison im Frühling und Sommer. Hummeln sind nicht zimperlich, wenn es darum geht auch einmal bei wolkenbedecktem Himmel loszufliegen, Nahrung zu suchen und dabei auch Pflanzen zu bestäuben. Sie sind schon ab etwa 8 Grad Celsius aktiv und sie fliegen auch bei etwas stärkerem Wind. Als besonders effiziente Bestäuber gelten sie, da sie in ihrem dichten Pelz viel Pollen von Blüte zu Blüte tragen. Sie fliegen in Gärten quasi alle Obst- und Gemüsepflanzen an. Hummeln werden deshalb auch im professionellen Anbau sowohl im Freiland als auch in Gewächshäusern als Bestäuber eingesetzt.

Als Nahrungspflanzen sollte man den Hummeln dennoch auch die Blüten anbieten, auf die sie natürlicherweise angepasst sind. So kann man sie am besten unterstützen. „Da Hummeln einen langen Rüssel haben, sind sie eigentlich auf Blüten mit einer langen Blütenröhre angepasst. Lippenblütler und Schmetterlingsblütler sind da geeignete Pflanzenfamilien“, gibt Klaus Mandery als Tipp. Allgemein sei es gut einen Blütenreichtum über die gesamte Saison und eine Blütenvielfalt anzubieten. Davon habe jeder etwas, sagt der Hummelexperte mit einem Verweis auf die Gartenbesitzer selbst.

jtw

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