Imker-News: Immer noch zu viele Pestizide und zu viel Importhonig

14. Februar 2020

Bienen mögen Erdbeeren sowie Gärten, Wiesen und Äcker ohne Pestizide. Die EU-Länder wollen eine bessere Kennzeichnung für Importhonig. Und die Forschung hat entdeckt, dass Bienen einst Fleischfresser waren. Das und mehr News lieferten die vergangenen Tage.

Eimer voll Glyphosat-belastetem Honig landeten im Januar auf den Stufen vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL). Der Bio-Imker Sebastian Seusing wollte damit – gemeinsam mit vielen Unterstützern – seinen Protest dagegen ausdrücken, dass noch immer riesige Mengen des Unkrautvernichtungsmittels auf deutschen Äckern landen und auch die Bienen schädigen. Nun einen Monat später macht sich Enttäuschung breit.

Glyphosat-Honig vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium.

Zwar hat das Ministerium eine Stellungnahme veröffentlicht und spricht darin von Einzelfällen an belastetem Honig. Zudem steht schon im Koalitionsvertrag von Union und SPD, dass der Einsatz von Glyphosat auf deutschen Äckern reduziert werden soll. Den Unterstützern des Bündnisses zum Schutz der Bienen, die hinter der Aktion vor dem BMEL stehen, ist dies aber bei Weitem nicht genug. Sie sprechen statt von Einzelfällen davon, dass Bienen heutzutage fast schon zwangsläufig mit Glyphosat in Berührung kommen müssen.

„Bei der bestehenden flächendeckenden Bienenhaltung in Deutschland ist davon auszugehen, dass jegliche blühenden Pflanzenbestände von Honigbienen und wilden bestäubenden Insekten beflogen werden. Das bedeutet auch: Wo Glyphosat in blühende Pflanzen gespritzt wird, wird es von Bienen und anderen Bestäubern im Flugradius aufgenommen. Das führt zwangsläufig und regelmäßig zu hohen Belastungen der Bienen und ihres Honigs“, heißt es in der Mitteilung, die die Aurelia Stiftung als Antwort auf die BMEL-Stellungnahme geschrieben hat. Die Diskussion wird wohl noch weitergehen. Hier erfahren Sie mehr darüber.>>>

Weniger Pestizide auf den Äckern – Fehlanzeige

Jetzt das Bienen-Journal lesen

DBJ Ausgabe 4/2024

Aktuelle Ausgabe

Zu wenige Fortschritte bei der Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln lassen sich derzeit auch EU-weit feststellen. Darüber beschwerte sich nun sogar der Europäische Rechnungshof. Er hat geprüft, welche Folgen die bisherigen Bemühungen der EU-Mitgliedsstaaten zeigen, weniger risikobehaftete Pestizide in der Landwirtschaft einzusetzen. Das Ergebnis: Bislang keine messbare Wirkung. Was bisher unternommen wurde, lässt sich weder messen noch kontrollieren.

Medienberichten zufolge gibt die schon im Jahr 2009 beschlossene Richtlinie zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln weder ein klares Ziel vor, wie viel synthetische Mittel noch eingesetzt oder reduziert werden sollen – nicht für die Länder und auch nicht für die Landwirte. Außerdem fehlen Kontrollinstrumente. Wenn Landwirte auf umweltfreundliche Wirkstoffe statt auf chemische setzen, bekommen sie nach Angaben des Rechnungshofs auch keine finanziellen Anreize, lautet die Kritik. So gibt das erklärte Ziel der EU, den Pestizideinsatz zu verringern, also bisher nur auf dem Papier.

Unterschriften gegen Pestizide

Im Einsatz für einen Ausstieg aus der Nutzung der derzeit massenweise eingesetzten Pestizide ist aktuell auch die Initiative „Save the bees and farmers“. Sie hat mittlerweile europaweit 172.400 Unterschriften gesammelt. In Deutschland kamen 87.503 Unterschriften zusammen und damit ist das angestrebte Quorum erreicht. Für den Erfolg der Kampagne müssen die Initiatoren allerdings in der gesamten EU über eine Million Unterschriften sammeln und die Kampagne geht weiter.

„Ziel von „Save the bees and farmers“ ist einen schrittweisen Ausstieg aus synthetischen Pestiziden zu erreichen und Maßnahmen zur Erholung der Biodiversität festzulegen.“

Ziel von „Save the bees and farmers“ ist einen schrittweisen Ausstieg aus synthetischen Pestiziden zu erreichen und Maßnahmen zur Erholung der Biodiversität festzulegen. Die Bäuerinnen und Bauern sollen dabei gezielt unterstützt werden. Hier geht es zur Kampagne.>>>

Wissen, wo der Honig herkommt

Doch nicht nur das tut sich in Europa in Sachen Bienen. Auch deren Honig beschäftigt die EU. Diesmal sind es die Länder selbst, die die EU-Kommission aufgefordert haben, einen Vorschlag für klarere Hinweise auf den Ursprung gemischten Honigs vorzulegen.

Hintergrund ist die große Menge an Honig, der aus dem Ausland in die EU importiert wird. Er wird meist zu niedrigeren Preisen verkauft als der Honig aus der EU und mit anderen Honigen vermischt. Verbraucher erkennen die Herkunft des Honigs derzeit aber nur über den Hinweis „Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern“.

Bienennahrung: Gärten ohne Pestizide

Bienen tragen Erdbeer-Pollen ein. Foto: Svenja Bänsch
Bienen tragen Erdbeer-Pollen ein. Foto: Svenja Bänsch

Höhere Honigpreise und weniger Belastungen für die Bienen freuen jeden Imker. Aber auch, wenn mehr Menschen sich für die Bienen einsetzen und ihre Gärten umgestalten. Um dafür eine Motivation zu geben, hat die Stiftung für Mensch und Umwelt mit ihrer Initiative „Deutschland summt“ nun die nächste Runde ihres jährlichen Pflanzwettbewerbs für insektenfreundliche Gärten „Wir tun was für Bienen“ gestartet. Wer mitmachen möchte, kann ab 1. April über die Internetseite seine Unterlagen einreichen. Infos gibt es unter wir-tun-was-fuer-bienen.de.>>>

Aber was soll man für Bienen am besten pflanzen? Was Bienen als Nahrung bevorzugen, war gerade auch Thema der Insektenforschung in Göttingen bzw. eines Forschungsteams, die das Sammelverhalten von Bienen genauer unter die Lupe genommen haben. Dabei schauten sie sich an, ob Bienen auch Nektar und Pollen bei Erdbeerpflanzen sammeln, wenn ganz in der Nähe der für Bienen höchstattraktive Raps blüht. Und in der Tat: Sie tun es und können somit auch gezielt als Bestäuber in Erdbeerplantagen eingesetzt werden. Allerdings zeigte sich auch: Wildbienen sind dabei noch besser und sollten gezielt angesiedelt werden.>>>

„Amerikanische Forscher der Oregon State University in Corvallis haben ein 100 Millionen Jahre altes Fossil einer Biene in Bernstein entdeckt und konnten damit zeigen, dass die Vorfahren der heutigen Honigbiene Fleischfresser waren“

Aber nicht nur das fand die Wissenschaft kürzlich heraus. Amerikanische Forscher der Oregon State University in Corvallis haben ein 100 Millionen Jahre altes Fossil einer Biene in Bernstein entdeckt und konnten damit zeigen, dass die Vorfahren der heutigen Honigbiene Fleischfresser waren. Konkret war diese Urbiene wohl eine Mischung aus Biene und Wespe und verspeiste deshalb auch andere kleine Tierchen. Genauere Infos dazu hat das Wissenschaftsportal scinexx zusammengestellt.>>>

jtw



Themen: