„Bebauung schadet mehr als Konkurrenz durch Honigbienen“

21. April 2023

Konkurrenz durch Honigbienen? Der Berliner Imkerverband wehrt sich öffentlich gegen Aussagen, dass die Stadtimkerei den Wildbienen in der Großstadt schade.

Nur etwa neun Prozent des Honigbedarfs in Berlin wird von lokalen Imkerinnen und Imker abgedeckt, wenn sie ihren Honig abfüllen und verkaufen. Die Honigernte fällt zwar meist reichlich aus bei den Hauptstadtimkern, aber sie steht nach Aussagen des Berliner Imkerverbands oftmals nicht im Vordergrund des imkerlichen Einsatzes. Stattdessen kümmerten sich viele auch um den Naturschutz in der Stadt und um die Wildbienen. Sie engagierten sich als Schulimker, pflanzten bienenfreundliches Stadtgrün und legten Bienenlehrpfade an, so der Verband.

Konkurrenz durch Honigbienen: Imkerverband sieht Abstand zu Naturschutzgebieten kritisch

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DBJ Ausgabe 10/2024

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Durch ihre Bienenhaltung schaden sie den Wildbienen – in den meisten Fällen – nicht derart, wie es derzeit oftmals behauptet wird. In der Diskussion über die Konkurrenz zwischen Wildbienen und Honigbienen um Lebensraum und Nahrung hat sich der Berliner Imkerverband mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. Darin wehrt er sich einerseits explizit gegen Forderungen, die in einem Artikel des Spiegels (SPIEGEL 16/23) genannt werden und besagen, dass Bienenvölker nicht „in die Nähe“ von Naturschutzgebieten aufgestellt werden sollen. Andererseits klärt die Vorsitzende des Landesverbands und Insektenexpertin, Melanie von Orlow, darüber auf, wie die Situation für Wildbienen in Berlin derzeit wirklich ist.

Würden die Forderungen Realität werden, „wäre das nicht nur das Ende der Berliner Bienenhaltung, sondern auch zahlreicher, vor allem imkerlich getragener Initiativen zur Anlage und Pflege wildbienengerechter Biotope“, sagt sie angesichts der Tatsache, dass Honigbienen einen Flugradius von bis zu zehn Kilometern haben. In der Enge der Großstadt stehen die Bienenvölker entsprechend dicht zusammen und auch nahe an geschützten Gebieten.

Nach Ansicht von Melanie von Orlow stellt das aber kein Problem dar. „Honigbienen sind schon seit Tausenden von Jahren Teil der europäischen Tierwelt“, sagt die Biologin. Weiter führt sie aus, dass die Honigbienen hierzulande zur natürlichen Bestäubervielfalt dazugehören. „Im Gegensatz zu der Situation in Amerika, wo die Honigbiene ein Neubürger ist, ist eine Konkurrenz zwischen den verschiedenen Bienen daher ganz normaler Alltag.“

Konkurrenz durch Honigbienen nicht das größte Problem der Berliner Wildbienen

Das größte Problem für Berliner Wildbienen seien also nicht die Honigbienenvölker der Stadtimkerinnen und -imker. Belastender sei die massive Versiegelung und Bebauung – insbesondere der letzten großen Brachflächen, wie sie derzeit geplant sind. Denn der Großteil der Wildbienenarten nistet im Boden. So begrüßt der Berliner Imkerverband auch die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete – „selbst wenn dies Begrenzung der Bienenhaltung in solchen Gebieten mit sich bringt“, heißt es in der Mitteilung.

Die derzeit stark diskutierte Konkurrenz zwischen Wildbienen und Honigbiene ist auch Thema in der aktuellen dbj-Ausgabe. Darin bekommen Sie eine Zusammenfassung der aktuellen Übersichtsartikel der wissenschaftlichen Literatur zum Thema. Wir stellen die österreichische Initiative Bienenvielfalt AG vor. Sie zeigt, wie Vertreterinnen und Vertreter der Imkerei und des Wildbienenschutzes konstruktiv zusammenarbeiten. Außerdem erklärt Wildbienen-Experte Heinz Wiesbauer im Interview, was jeder für den Schutz der Wildbienen tun kann.

jtw

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