Varroa-Bruttest
Der Berufsimker und Züchter Paul Jungels aus Luxemburg beschreibt konkrete Schritte, die alle Imkerinnen und Imker unternehmen können, um Varroaresistenz in ihrem Bestand zu fördern, welche Anzeichen bei den Völkern auf eine natürliche Abwehr gegen Varroa hinweisen und in welchen Fällen doch behandelt werden muss.
Konkrete Schritte für den Beginn der Resistenzzucht
Winterbehandlung einstellen
Das Herunterbehandeln der Varroa-Population auf wenige Milben verhindert, dass man die Unterschiede der Varroa-Entwicklung der einzelnen Völker im Folgejahr beurteilen kann. Und sie lässt nur noch die vitalsten und virulentesten Milben überleben.
Es gab nie eine Winterbehandlung in unserem Betrieb und dennoch ganz wenig varroabedingte Verluste.
Unterschiede in der Befallsentwicklung nicht verschleiern
Um die Unterschiede der Völker unmissverständlich sichtbar zu machen, galt und gilt in unserem Betrieb: Keine Drohnenbrutentnahme, keine Ablegerbildung, keine Brutbegrenzung oder Käfigen der Königin, keine künstlichen Brutpausen außer der natürlichen im Winter. Ein Volk ist ein Volk. Ich möchte es beobachten und bewerten. Und daraus meine Schlüsse ziehen, welche Völker es zu vermehren gilt. Ja, das kostet Zeit. Wer die Zeit dazu nicht aufbringt, hat zu viele Völker.
Wer nicht gerade eine Spättracht nutzen muss, sollte nun nach der Tracht seine Völker beobachten:
Ab Mitte Juli zeigen sich Unterschiede
- Der natürliche Milbenabfall zeigt, dass Milben im Volk sind oder waren
- Der Bienenmilbenbefall (Puderzucker, CO2 oder Auswaschen ) gibt ebenfalls Hinweis auf den Milbenbefall.
Bei nichtresistenten Völkern mögen diese beiden Parameter auf den Befallsgrad der Brut hindeuten. Je resistenter das Volk, desto größer allerdings der Trugschluss. Beobachten Sie daher auch die schlüpfenden Bienen. Die Signale kennt inzwischen jeder: verkürzter Hinterleib und verkrüppelte Flügel. Solche Völker muss man sofort behandeln. Wird hingegen die Brut löcherig, beobachten Sie Bienen beim Ausräumen scheinbar gesunder junger Brutpuppen (weiße Augen) und ist die ältere Brut ab dem 17. Tag bei schrumpfenden Brutnestern weniger als 5% befallen, dann sollten Sie genauer hinschauen, mittels binokularem Mikroskop bei 10-facher Vergrößerung oder einfach mit starken Lesebrillen (zwei Brillen mit Dioptrie +3 übereinander tun es auch):
- Haben sich die Milben in einem solchen Volk in der älteren Brut (sich färbende Puppen bis zum Schlupf)) zu weniger als 50% vermehrt, muss man das Volk nicht behandeln. Das ist aber schon ein Idealfall. Zu Beginn der Resistenzzucht finden sich Übergänge hin zu dieser Faustregel. Die Auswahl der resistentesten Völker als Völker die es zu vermehren gilt, und die Umweiselung aller anfälligen Völker nach deren Behandlung mit den Nachzuchten der besseren Völker ist gute fachliche Praxis. Die müsste gelehrt werden. Und nicht die blinde Behandlungen aller Art.
Nach der anfänglich notwendigen Behandlung stehen die Zuchtvölker für die kommende Saison fest, nämlich die, die möglichst lange durchhalten und wo nach der Behandlung wenig Milben auf der Windel liegen. Nun sollten die Völker ab September gesunde Winterbienen brüten. Mindestens 2 Brutgenerationen sind nötig um die mit Varroa vergesellschafteten Viren abzuhängen. Ab November ist Ruhe am Bienenstand. Wer meint, jetzt noch was zu retten, der irrt. Keine Winterbehandlung rettet ein Volk, aber man kann Wackelkandidaten dann noch zu Tode behandeln.
Resistente Bienen beim Ausräumen befallener Brut
Sehr bald nach dem Beginn der Varroavermehrung beginnen die resistenten Völker mit dem Öffnen und Ausräumen der befallenen Brut. Diese Brut ist augenscheinlich gesund! Achten Sie besonders auf das Alter: Die Augen sind weiß, es ist ein sehr frühes Puppenstadium. Die VSH-Bienen öffnen und entfernen die Brut bei Beginn der Varroavermehrung. VSH ist aber nur ein Teil des Resistenzverhaltens.
Dies ist das richtige Alter der Puppen für die Auszählungen: dunkle Augen und beginnende Ausfärbung des Körpers. Die Milbenvermehrung, so vorhanden, ist bereits weit fortgeschritten.
Schnelltest bei verdächtigen Völkern: entscheidend für die Bestimmung des Resistenzgrades, und damit zu einer Behandlung, sind nicht Milben auf den Bienen oder der tägliche Abfall an Milben auf die Windel. Diese geben wohl Hinweise auf das Vorhandensein von Milben. Bei resistenten Völkern findet man nach dem Einstellen der Drohnenbrutpflege oft Milben unter dem Gitterboden. Oft auch auf den Bienen. Entscheidend ist aber der Befall der schlüpfreifen Arbeiterinnenbrut. Bei verdächtigen Völkern führen wir einen Schnelltest durch.
Schnelltest
Finden sich keine Milben auf der Brut dieses Alters und in den geöffneten Zellen, bleiben die Bienen gesund und man kann, zumindest vorerst, auf eine Behandlung verzichten.
Sieht man einzelne Milben auf den Puppen dieses Alters, schaut man zusätzlich mit einer Lupe oder Lesebrille schnell in die geöffneten Zellen, um eine sichere Diagnose stellen zu können. Für nähere Details, etwa die Ermittlung des Prozentsatzes der sich vermehrenden Milben in dieser Brut, muss eine gründlichere Untersuchung unter dem Binokular und eine Auszählung) erfolgen. Hierfür werden im Zweifel Wabenstücke mit nach Hause genommen und dort untersucht. Ist die ältere Brut stark mit Milbenfamilien befallen, muss man behandeln.
Paul Jungels
paul@apisjungels.lu
© Fotos: Paul Jungels