So klappt die Winterbehandlung der Bienen

18. November 2020

Um die Vermehrung der Varroamilben im Bienenstock zu stoppen, brauchen die Bienen eine Winterbehandlung – klassischerweise mit Oxalsäure. Doch diese wirkt nur im brutfreien Zustand. Ein Problem in milden Wintern. Was jetzt wichtig ist und wie sich Imker vorbereiten.

Die vergangenen Winter haben schon gezeigt, dass milde Temperaturen Bienenvölker dazu anregen, nicht aus der Brut zu gehen. Die Bienenkönigin legt fleißig weiter Eier. Doch mit den Bienen vermehren sich auch die Varroamilben weiter – mit jedem Brutzyklus findet in etwa eine Verdoppelung statt. Die Folge: Mit dem Wachstum der Milbenzahl wächst auch das Risiko, dass diese Krankheitserreger auf die Bienen übertragen. Die Virenlast steigt an und gefährdet das Überleben der Bienenvölker.

Zu viele Varroamilben: Winterbehandlung der Bienen nötig

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Um diesen Anstieg zu stoppen, ist oftmals eine Winterbehandlung der Bienen nötig. Zuvor sollte man den Milbenfall kontrollieren. Dabei gilt die Faustregel: Liegt er im Schnitt bei mehr als 0,5 Milben pro Tag, ist eine Winterbehandlung notwendig, um die Bienen zu schützen.

Klassischerweise erfolgt die Winterbehandlung mit Oxalsäure. Oxalsäure ist ein Kontaktgift. Die Säure kann bei der Behandlung von den Bienen über ihre Körperoberfläche aufgenommen werden. Da die Milben auf den Bienen sitzen, kommen auch sie in Kontakt mit der Säure und sterben.

Die Säure wirkt allerdings nicht – wie etwa Ameisensäure – in die verdeckelte Brut hinein. Das ist der Grund dafür, warum man Oxalsäure-Produkte nur bei brutfreien Bienenvölkern anwenden sollte. Brutfrei sind die Völker im Winter, als Jungvölker, die noch keine eigene Brut haben oder wenn man gezielt Flugbienen und Bienenbrut trennt oder durch Käfigen der Königin, so dass eine Brutpause entsteht.

Bienen sollten brutfrei sein

Eine Alternative zur Oxalsäure-Behandlung wäre die Anwendung von Milchsäure. Diese wirkt ebenfalls nur im brutfreien Zustand. Da sie gesprüht wird, wird sie meist nur für die Behandlung von Jungvölkern im Sommer empfohlen. Man muss dazu jede Wabe aus dem Volk nehmen und beidseitig besprühen.

Durch die Voraussetzung der Brutfreiheit entsteht nun gerade in den Wintern, in denen die Bienen fleißig weiter brüten, ein Problem. Was können Imker tun? Welche Möglichkeiten gibt es, die Völker brutfrei zu bekommen? Und ist dies wirklich nötig?

Königin im Käfig
Um ein Bienenvolk brutfrei zu bekommen, kann man die Königin käfigen. Foto: Sabine Rübensaat

Dr. Marika Harz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Aufgabenbereich Bienenkunde rät dazu, die die Behandlung auch mit kleinen Restbrutflächen durchzuführen, die Wirksamkeit ist trotzdem ausreichend hoch. Von kleinen Brutflächen spricht man, wenn ein Volk nur handtellergroße Brutflächen auf ein bis zwei Waben haben. Die Bienenkönigin für etwa drei Wochen vor dem Behandlungstermin zu käfigen und damit eine künstliche Brutpause zu schaffen, wäre eine weitere Alternative. „Falls Imker dies zum ersten Mal machen, wäre es ratsam, sich vorab Infos beim Fachberater einzuholen“, ergänzt sie allerdings, damit die Methode auch Erfolg hat.

Winterbehandlung der Bienen mit Oxalsäure: Träufeln ist das gängige Verfahren

Und wie führt man die Winterbehandlung mit Oxalsäure am wirkungsvollsten durch? Warum hat sich dabei die Träufelmethode mit Oxalsäure vor allem etabliert?

Träufelnmethode mit Oxalsäure
Winterbehandlung: Die Oxalsäure wird in die Wabengassen geträufelt. Foto: Henrike Lüderitz

„Früher wurde die Winterbehandlung mit einem systemischen Mittel wie Perizin und dem Wirkstoff Coumaphos durchgeführt. Dabei kam es aber zu erheblicher Rückstandproblematik. Die organischen Säuren sind zum einen als natürliche Inhaltsstoffe auch im Honig enthalten. Bei der Behandlung mit zugelassenen organischen Säuren und Anwendungsmethoden kann eine Rückstandsproblematik ausgeschlossen werden“, erklärt Marika Harz. Zwar kann man alternativ zur Oxalsäure auch Milchsäure zur Winterbehandlung verwenden oder Oxalsäure träufeln, doch dabei muss man einen höheren Aufwand bedenken, wenn jede Wabe gezogen wird. Das stört zudem die Bienen. Da die Bienen im Winter – vor allem bei niedrigen Temperaturen – eng beieinander sitzen, eignet sich dann die Träufelbehandlung besser.

„Zusätzlich sollte beim Sprühen noch stärker auf den Anwenderschutz geachtet werden“, gibt die Expertin zu bedenken, denn die Säuren dürfen nicht auf die Haut gelangen. Zudem dürfen sie auf keinen Fall eingeatmet werden, was bei Versprühen das Tragen eines Mundschutzes bedeutet.

Diese Gefahren sind es auch, weshalb das Verdampfen der Oxalsäure in Deutschland bislang nicht zugelassen ist. Marika Harz weist darauf eindringlich hin, da Hersteller von Gerätschaften zum Verdampfen dennoch auch hierzulande für ihre Produkte werben und damit einen falschen Anschein erwecken könnten. „In Deutschland ist das Verdampfen von Oxalsäure nicht zugelassen, da es erhebliche Bedenken zum Anwenderschutz und auch Verbraucherschutz gab“, erklärt sie.

Oxalsäure-Behandlung: Packungsbeilage beachten

So gilt bei jeder Form der Varroa-Behandlung: Keinesfalls sollte man nach dem Prinzip „viel hilft viel“ handeln. So wird auch von einer mehrmaligen Anwendung von Oxalsäure-Produkten, um die Milben der schlüpfenden Bienen zu erreichen, wird abgeraten.

Oxalsäure
Oxalsäure wird für die Träufelmethode mit Saccharosepulver vermischt. Foto: Silke Beckedorf

So ist weiterhin die Träufelbehandlung mit einer 3,5-prozentigen Oxalsäure das klassische Verfahren der Winterbehandlung. Die Sprühbehandlung mit dem Mittel Oxuvar 5,7% der Firma Andermatt BioVet GmbH als 3-prozentige Lösung ist zudem erst seit dem Jahr 2017 zugelassen. Aufpassen muss man deshalb auch sich nicht durch die unterschiedliche Konzentration der Säure bei beiden Verfahren verwirren zu lassen. Sie unterscheidet sich nach der Anwendungsform: So wird Oxalsäure als 3-prozentige Oxalsäuredihydrat-Lösung gesprüht. Dafür wird Oxuvar 5,7% mit Wasser verdünnt. Mit Zucker verdünnt wird aus Oxuvar 5,7% eine 3,5 prozentige Lösung zum Träufeln. Hierbei ist es wichtig, die Packungsbeilage zu beachten. Erhältlich sind die seit einiger Zeit freiverkäuflichen Oxalsäure-Produkte sowohl in Apotheken als auch im Imkereifachhandel – stationär und online.

Winterbehandlung: Wann sollten Imker sie einplanen?

Der richtige Zeitpunkt für die Winterbehandlung und das Träufeln der Oxalsäure richtet sich nach dem Wetter bzw. den Temperaturen. Die Bienen sollten in einer Traube sitzen und nicht locker verteilt über die Waben, wie es etwa bei eher milden Temperaturen der Fall wäre. Frostiges Wetter ist daher besser geeignet – genauso die früheren und meist kälteren Temperaturen am Morgen.

In der Regel planen Imker die Winterbehandlung im Dezember in Richtung des Jahresendes ein. Allerdings sollte man sie nicht zu sehr aufschieben, denn sobald die Tage wieder länger werden nach der Wintersonnenwende ab dem 21. Dezember fangen Bienenvölker auch eher wieder an zu brüten. Zudem sollte ein genügend großer zeitlicher Abstand zu nächsten Honigernte gegeben sein, damit keine Rückstände der Oxalsäure in den Honig gelangen.

Winterbehandlung mit Oxalsäure: So träufelt man die Lösung auf die Bienen

Die Lösung wird durch Mischen mit Zucker gebrauchsfertig. Dann sollten alle Wabengassen des Bienenvolks, die mit Bienen besetzt sind, etwas davon abbekommen – in jeder Zarge. Die Volksstärke bestimmt die Menge, die der Imker träufelt: 30 ml für ein kleines Volk, 40 ml für ein mittleres Volk und 50 ml für ein starkes Bienenvolk. „Dabei liegt die Dosierung bei fünf bis sechs ml Lösung pro besetzter Wabengasse“, erklärt Marika Harz.

Nach der Winterbehandlung mit Oxalsäure beginnt für die Bienen die eigentliche Winterruhe – mit so wenigen Varroamilben wie möglich.

jtw

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