Wissenswertes rund um den Drohn

21. April 2021

Welche Aufgaben hat eigentlich ein Drohn im Bienenstock? Kann er wirklich nicht stechen? Und was steckt hinter der Drohnenschlacht? Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um die männliche Biene gibt es hier.

Was ist ein Drohn?

Ein „Drohn“ ist eine männliche Biene. Drohnen schlüpfen aus den unbefruchteten Eiern, die die Bienenkönigin zwischen März und Juli legt. Nur dann benötigen Bienenvölker Drohnen, denn nur dann fliegen die jungen Königinnen eines Jahres zur Begattung – zum sogenannten Hochzeitsflug – aus.

Der Drohn unterscheidet sich äußerlich stark von der Arbeiterin. Er ist größer und dicker. Auffällig sind außerdem seine größeren Facettenaugen und dem Körper entsprechend größere Flügel. Mit diesen kann er, wenn nötig, auch Entfernungen von bis zu drei Kilometern zurücklegen. Derart weite Strecken fliegt er aber nur zur Begattung einer Jungkönigin zu sogenannten Drohnensammelplätzen.

Der Drohn ist stachellos. Er besitzt weder eine Giftblase und kann somit nicht bei der Verteidigung des Bienenstocks helfen, noch ist seine Aufgabe, Nektar zu sammeln oder gar den Nachwuchs zu versorgen. Für die eigentliche Arbeit im Bienenstock ist der Drohn anatomisch auch gar nicht ausgerüstet.

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Was macht ein Drohn?

In der perfekt ausgeklügelten Aufgabenteilung spielt dennoch auch der Drohn eine wichtige Rolle. Die Königin braucht Drohnen zur Fortpflanzung – dabei allerdings die der anderen Bienenvölker. Meist nur einmal in ihrem Leben fliegen die jungen Bienenköniginnen im Frühjahr aus, um sich von mehreren Drohnen begatten zu lassen. Dazu fliegt sie zu einem Drohnensammelplatz, der sich meist in einiger Entfernung zum Bienenstock befindet. So soll sich das Erbgut der Bienen möglichst vermischen und Inzucht reduziert werden.

Da sich die Bienenkönigin allerdings mit bis zu über 15 Drohnen paart, kann eine gewisse Inzucht nicht ausgeschlossen werden. Bei den Bienen spielt dies Wissenschaftlern wie Dr. Jakob Wegener vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf zufolge aber keine so große Rolle. Jakob Wegener forscht im Bereich Zucht und Verhalten und nennt den Drohn das „vergessene Geschlecht der Bienenforschung“, da das Augenmerk der Wissenschaft meist nicht auf ihm liegt. Zum Thema Inzucht fügt er hinzu, dass diese kaum ein Problem darstelle, weil Bienenköniginnen ja von vielen Drohnen begattet werden, und die Drohnen des eigenen oder verwandter Völker auf dem Drohnensammelplatz in aller Regel in der Minderheit seien.

Vorkommen können die Inzucht eher auf Belegstellen oder durch künstliche Besamung und dabei lasse sich beobachten, dass spätestens ab etwa 30 Prozent ingezüchteter Bienen ein negativer Einfluss auf die Vitalität der Völker entsteht. Bei einer derart kontrollierten Verpaarung lässt sich Inzucht nach Ansicht des Experten jedoch durch kluge Planung meist leicht vermeiden.

Hochzeitsflug mit Folgen für den Drohn

Hat der Drohn mit der Begattung seine eigentliche Aufgabe erfüllt und quasi sein Lebensziel erreicht, ist dieses auch schon vorbei. Denn Drohnen sterben, wenn sie ihren Samenvorrat beim Hochzeitsflug der Königin gespendet haben. „Hochzeitsflug“ heißt der Paarungsakt übrigens genau deshalb, weil die Drohnen im Flug an die Königin andocken. Dabei verlieren sie meist ihr Paarungsorgan und sterben.

Ob der Drohn im eigenen Bienenstock allein mit seinem Dasein für eine gewisse „Stockharmonie“ sorgt, – eine These, die man oftmals liest – lässt sich wissenschaftlich schwer belegen. Durch seine Körperfülle, die Wärme abstrahlt, hilft er mit, die Temperatur im Stock zu halten und auch den Honig zu trocknen. Jakob Wegener spricht hier von der Funktion der „Thermoregulation“ und verweist aber zugleich auf die eindeutige Hauptfunktion des Drohn: die Begattung der Königinnen. „Außerdem hat natürlich jedes Bienenvolk den Instinkt, im Frühjahr eine Mindestanzahl Drohnen aufzuziehen. Ob die Unterdrückung dieses Instinkts die Harmonie stört, kann ich nicht sagen“, fügt der Bienenforscher hinzu.

Wann ist ein Bienenvolk drohnenbrütig?

Drohnenbau
Drohnenbau auf einer Wabe ist deutlich dicker als die Zellen, aus denen Arbeiterinnen schlüpfen. Foto: Sabine Rübensaat

Da nur die Bienenkönigin beim Hochzeitsflug begattet wird, kann auch nur sie befruchtete Eier legen. Fehlt eine Königin im Bienenvolk über längere Zeit, kann es vorkommen, dass die Arbeiterinnen versuchen, das Fehlen der Königin auszugleichen. Ohne die Königin fehlen auch ihre Pheromone, die sie im Bienenstock verbreitet und damit die Entwicklung der Fortpflanzung der Arbeiterinnen unterdrückt. Die Arbeiterinnen legen allerdings nur unbefruchtete Eier. Daraus entstehen ausschließlich Drohnen. Das bedeutet, dass die gesamte Brut mit der Zeit aus Drohnen besteht. Das Volk ist drohnenbrütig. Es kann so allerdings nicht überleben und muss aufgelöst werden.

Was ist ein Drohnensammelplatz?

Der Drohnensammelplatz gilt noch immer als Mysterium. Es ist der Platz, an dem sich Bienenköniginnen mit Drohnen treffen, um sich im Flug zu paaren. Rätsel werfen diese besonderen Orte deshalb auf, weil noch immer nicht klar ist, was einen Drohnensammelplatz ausmacht, also warum sich die Bienenköniginnen mit den Drohnen genau an diesem Ort treffen.

Der Drohnensammelplatz liegt oft kilometerweit entfernt von den Bienenstöcken, aus denen sich die Königinnen und die Drohnen auf den Weg machen. Er bleibt oft mehrere Jahre an diesem Ort bestehen. Bis zu 20.000 Drohnen kommen dorthin, um möglichst eine Bienenkönigin zu begatten. Noch ungeklärt ist dabei auch, wie die Bienen den Weg finden und was sie lockt. Bienenforscher nehmen bisher an, dass es eventuell besondere optische Reize sind, die nur von Bienen wahrgenommen werden können. Es könnten aber auch Pheromone, also chemische Botenstoffe sein, die als Lockmittel dienen.

Dem Mysterium der Drohnensammelplätze sind Wissenschaftler des Fachzentrums Bienen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) auf der Spur.>>>

Was ist die Drohnenschlacht?

Die Drohnenschlacht ist der Zeitraum im Spätsommer, ab dem die Arbeiterinnen eines Bienenvolks die Drohnen nicht mehr in den Bienenstock hineinlassen. Etwa bis im Juli legt die Bienenkönigin auch unbefruchtete Eier, aus denen viel mehr Drohnen schlüpfen, als zur Begattung benötigt werden.

Die Drohnen, die es nicht schaffen, eine Jungkönigin eines anderen Bienenvolks zu begatten, bekommen keine Chance in der nächsten Bienensaison. Die Arbeiterinnen füttern sie nicht weiter und verweigern ihnen sogar den Zutritt zum Bienenstock. So können sie den Winter nur in ganz seltenen Fällen überleben. Oftmals stechen die weiblichen Bienen die Drohnen sogar am Eingang des Stocks ab – die eigentliche Drohnenschlacht. Dieser brutal klingende Schritt ist für ein Bienenvolk aber dennoch notwendig, um das Überleben zu sichern und „unnötige Mitesser“ auszuschließen.

Warum schneiden Imker Drohnenbrut aus den Waben?

Varroamilben auf Drohnenmaden
Varroamilben setzen sich mit Vorliebe auf Drohnenmaden, denn deren Zellen sind länger verdeckelt. Foto: Sabine Rübensaat

Bis aus einem Ei ein Drohn wird, dauert länger als die Entwicklungszeit einer weiblichen Made vom Ei zur Arbeiterin. 24 statt nur 21 Tage wie bei den Arbeiterinnen oder 18 wie bei der Königin. Da sich die Varroamilben gerne in die Brutzellen setzen und hier an den Maden saugen, bevorzugen sie die Zellen der Drohnen, die länger geschlossen bleiben. Darin können sich die Milben besser entwickeln.

Genau dies nutzen aber auch Imker zur biomechanischen Vorbeugung gegen zu viele Varroamilben. Sie geben den Bienenvölkern Rähmchen ohne Mittelwände mit vorgegebener Zellgröße und lassen sie Arbeiterinnen hier frei bauen. Meist legen diese hier dann nur oder zumindest hauptsächlich Drohnenbrut an. Entfernt der Imker diese Wabe, wenn sie vollständig verdeckelt ist, entnimmt er dem Bienenvolk auch viele Varroamilben. Alternativ zu einer ganzen Drohnenwabe – auch Baurähmchen genannt – kann man die Drohnenbrut auch mit einem Messer von einzelnen anderen Brutwaben entfernen.

Kann man Drohnen wirklich essen?

Insektenmaden gelten als besonders proteinreich. Die meisten Imker nehmen Drohnenmaden bzw. ganze Waben damit regelmäßig aus den Bienenvölkern zur Varroabekämpfung. Da es schade wäre, diese einfach wegzuwerfen und das Ausschmelzen des Wachses inklusive der Maden eine große Sauerei ist, verfüttern viele Imker die Drohnenbrut entweder an Hühner oder sie stellen sie für Vögel zum Auspicken auf. Eine weitere Möglichkeit wäre, sie einzufrieren und im Winter an Igel zu verfüttern.>>>

Wie andere Insekten und deren Maden auch, kann man die der Drohnen aber auch selbst essen. Angebraten in der Pfanne sollen die Maden geschmacklich sehr nahe an Rührei herankommen und nimmt man die Puppen, entsteht ein sehr nussiger Geschmack. Einen ausführlichen Beitrag dazu inklusive Rezept finden Sie in der DBJ-Ausgabe 4/2018.>>>

Was interessiert Bienenforscher am Drohn?

Zugegebenermaßen liegt der Fokus der Bienenforschung nicht beim Drohn. Dennoch wird an bzw. mit ihm Forschung betrieben. Diese richtet sich vor allem auf die Bienenzucht. Jakob Wegener nennt dazu einige Forschungsaufgaben, an denen er gerade arbeitet. Dabei stehen sowohl die Einflüsse auf die Fruchtbarkeit von Drohnen im Mittelpunkt, als auch die sogenannte Kryokonservierung von Drohnensperma, also das Einfrieren in flüssigem Stickstoff, und der Aufbau einer Kryobank. Außerdem forscht er zur Paarungsbiologie von Drohnen. „Ein alter Traum von Bienenforschern und Züchtern gleichermaßen ist, die Vorgänge um die Auslösung des Paarungsverhaltens zu verstehen, und so Honigbienenpaarungen besser kontrollieren zu können“, erklärt Jakob Wegener Auch hierzu finden derzeit am Institut in Hohen Neuendorf Versuche statt.

Und noch ein ganz anderes Projekt plant das Bieneninstitut derzeit: Dabei geht es um den Einsatz von Drohnenbrut als Tierfutter für Fische. „Hintergrund ist, dass bei der Varroabekämpfung durch Drohnenbrutentnahme ja massenhaft Drohnenbrut übrigbleibt. Diese wird, wie wir zeigen konnten, von Fischen sehr gerne gefressen, und verhilft diesen zu besserem Wachstum, als ein Vergleichsfutter aus anderen Insekten“, so der Wissenschaftler. Die Verwendung von Drohnenbrut in dieser Weise könnte helfen, Abfälle zu vermeiden und zugleich den wertvollen Rohstoff Fischmehl einzusparen.

jtw

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