Honigglas: Das gilt fürs Mehrweg

04. Februar 2021

Auch wenn Imker nicht immer Pfand verlangen, ist fast jedes Honigglas ein Mehrwegglas. Bei der Wiederverwendung gibt es allerdings einiges zu beachten.

Ob Neutralglas oder klassisches Honigglas des Deutschen Imkerbunds, ob mit oder ohne Pfand – die meisten Imker nehmen ihre Honiggläser gerne zurück und nutzen sie mehrfach. Meist hat das Honigglas, das mit direkt beim Imker kauft, deshalb einen Hinweis dazu auf dem Etikett. Das erkennen viele Honigkunden und geben leere Gläser entweder direkt beim Imker an der Haustür oder auch bei den jeweiligen Verkaufsorten wieder zurück.

Honigglas als Lebensmittelverpackung: Nicht immer gebührenpflichtig

Mit dem Verkauf des Honigs im Glas, bringt der Imker eine Verpackung in den Umlauf. Er bekommt damit auch Pflichten an die Hand, wie er mit dieser Verpackung umgehen muss, wenn eine Entsorgung ansteht. Das gilt auch nach einer Mehrfachnutzung. In der Praxis ist es für den Imker schwer zu belegen, ob er tatsächlich alle Gläser zurückbekommt. Und so greifen auch für Imker die Vorgaben des Verpackungsgesetzes (VerpackG). Dieses gilt seit dem Jahresbeginn 2019 in neuer Fassung.

Es sieht vor, dass sich prinzipiell jeder, der erstmals gewerbsmäßig systembeteiligungspflichtige Verpackungen in den Warenverkehr bringt, bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) registrieren muss. Außerdem gehört eine Beteiligung am sogenannten dualen System dazu, das die Entsorgung organisiert. Zum dualen System gehören in Deutschland verschiedene Anbieter – wie etwa der Grüne Punkt. An diese Anbieter sind je nach Menge der Verpackungen Gebühren zu bezahlen.

Gebühren fürs Honigglas: Diese Ausnahme gibt es

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Doch auch hier gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. So unterliegen nicht alle Imker dem VerpackG: „Wenn die Imkerei mit bis zu 30 Völkern steuerlich grundsätzlich als Liebhaberei und Hobby betrieben wird und weder einkommenssteuerrechtliche Einnahmen noch Verluste geltend gemacht werden, erwartet die ZSVR keine Registrierung und Beteiligung an einem dualen System“, erklärt dazu Mechthild Risse, Mitarbeiterin bei „Der Grüne Punkt“. Das gelte, sofern keine entgegengesetzte Einstufung durch das Finanzamt vorliegt.

Abgesehen von dieser Ausnahme besteht für alle anderen Imker eine Registrierungspflicht bei der ZSVR und eine sogenannte Systembeteiligungspflicht. „Die Systembeteiligungsentgelte bemessen sich dabei nach dem verwendeten Material und dessen jeweiligen Aufkommen“, sagt Mechthild Risse und hat auch ein Beispiel parat für ein Glas mit Kunststoffdeckel (selbst abzuwiegen), das 500 Gramm Honig fasst. Die Entgelte für jeweils ein Jahr kann man über den Lizenzrechner des Grünen Punkts berechnen:

  • 500 g   Glas     = Glasgewicht ca. 220 g   x   Stückzahl = Gesamtgewicht
  • Deckel = Kunststoffgewicht ca.  14 g  x   Stückzahl = Gesamtgewicht

Weitere Infos zur Lizenzierung von Honiggläsern gibt es hier.>>>

Honiggläser waschen und weiter nutzen: Die Hygienevorgaben

Doch nicht nur diese Pflichten und ihre Ausnahmen sind wichtig zu wissen, wenn man Honiggläser verkauft und wiederverwendet. Wichtig sind auch Hygienevorgaben für die Gläser und Deckel hinsichtlich der Reinigung – und dabei gilt keine Ausnahme bzw. keine anderen Regeln für Hobby-Imker mit nur wenigen Bienenvölkern. „Rücknahmegläser können gegebenenfalls extrem verschmutzt und für anderes als Honig oder Lebensmittel genutzt worden sein“, berichtet Prof. Dr. Werner von der Ohe, ehemaliger Leiter vom LAVES Bieneninstitut in Celle.

Er rät deshalb als erstes zu einer gewissenhaften Sicht- und Geruchskontrolle bei der Frage, ob die Gläser überhaupt wieder verwendet werden dürfen. „War in den Gläsern augenscheinlich etwas anderes als Honig und/oder sind sie unansehnlich von außen verschmutzt, defekt oder haben Sprünge im Glas, dürfen diese selbstverständlich nicht weiterverwendet werden.“

Honigglas: Waschen, trocknen und richtig lagern

Ist der Zustand der Gläser einwandfrei, kann man diese mit geeigneten Reinigungsmitteln gründlich waschen und anschließend trocknen. Am besten nutzt man dazu Haushaltsgeschirrspülmaschinen und dabei die intensiven Waschprogramme mit 65°C-inklusive Trocknung sowie dafür vorgesehene Reiniger. Vor dieser Reinigung entfernt man Etiketten bestenfalls und weicht sie dazu ein. „Die Gläser müssen dennoch gegebenenfalls nachgetrocknet und anschließend auf jeden Fall an einem sauberen, staubfreien, geruchsneutralen, bienendichten Ort gelagert werden, um jegliche Verschmutzung auszuschließen“, rät der Honigexperte. Hierfür würden sich besonders Kunststoffboxen oder die Honiggläserkartons eignen, deren Boden mit sauberen Baumwolltüchern oder Haushaltspapier ausgelegt sind. Die Gläser lagert man mit der Öffnung nach unten.

Bei Deckeln rät Werner von der Ohe nicht zu einer Wiederverwendung. Stattdessen sollte man sie immer direkt entsorgen. „Bei Gläsern sind Verschmutzungen sowie Gebrauchsspuren häufig leichter zu erkennen als bei Metall- oder Kunststoffdeckeln. Deckel sind häufig nach einer Verwendung nicht geruchsneutral.“ Außerdem gelte, dass man sich – sofern man tatsächlich auch hierbei eine Wiederverwendung plant – vom Hersteller der Deckel bestätigen lassen sollte, dass dies tatsächlich möglich ist.

Auch neue Honiggläser reinigen

Der Leiter des Bieneninstituts gibt Imkern zudem den Rat auch bei neuen Honiggläsern stark auf die Hygiene zu achten. Im Internet findet man immer wieder Diskussionen darüber, wann Honiggläser überhaupt zu waschen sind. Werner von der Ohe erklärt dazu: „Neue Gläser können Verschmutzungen zum Beispiel in Form von Staub aus dem Produktionsprozess und/oder der Lagerung aufweisen.“ Deshalb sollte man auch neu erworbene Gläser vor der Verwendung spülen.

Eine Ausnahme bestehe nur dann, wenn man sich die Gläser bzw. die Kartons mit Gläsern auf versiegelten Paletten anliefern lässt und diese Versiegelung eine Verschmutzung der Gläser garantiert verhindert. Dies müssen Lieferanten oder Hersteller in Form eines Zertifikates garantieren.

jtw

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