Buchtipp „Das Versprechen des Bienenhüters“

31. August 2020

Ein Buch über Krieg, über Trauer, Leid und Flucht – aber auch über Hoffnung durch und für die Bienen. „Das Versprechen des Bienenhüters“ erzählt die Geschichte von Nuri, einem Imker, der zusammen mit seiner Frau Afra aus Aleppo flieht. Ein Buchtipp.

„Aber dieser Krieg hat uns alles genommen, alles, wovon wir je träumten und wofür wir geschuftet haben. Jetzt sind wir ohne Heimat, ohne Arbeit, ohne unsere Söhne. Ich bin mir nicht sicher, wie ich weiterleben soll“, schreibt Nuri, Protagonist von „Das Versprechen des Bienenhüters“, an seinen Cousin Mustafa. Mustafa befindet sich bereits in England und in Sicherheit, als Nuri noch einen weiteren düsteren Teil seiner Flucht vor sich hat. Die Cousins betreuten einst ihre gemeinsamen Bienenvölker in Aleppo; verkauften neben Honig allerhand Bienenprodukte in ihrem Laden. Imkern war ihre Leidenschaft, eine Berufung. Bis die Situation in ihrem Land so brenzlich wurde, dass sie fliehen mussten. Ihr Ziel: In England ein neues Leben beginnen.

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Das Versprechen des Bienenhüters: Flucht aus einer zerstörten Stadt

„Aleppo ist wie der Leichnam einer Geliebten; die Stadt hat kein Leben mehr, sie ist voll von verdorbenem Blut.“

Nuri, der seinen Sohn Sami bei einem Bombenanschlag verliert, tritt die beschwerliche Flucht zusammen mit seiner plötzlich erblindeten Frau Afra an. Sein Erspartes, mit dem er die Flucht finanzieren will, packt er in seinen Rucksack. Nuri und Afra gelangen von Aleppo aus mit einem Schlepper nach Istanbul und fliehen weiter per Boot über die Ägäis nach Athen. Von dort aus stockt die Reise, das Ehepaar muss erst weitere Gräueltaten durchstehen, bis sie durch einen Mann an Flugtickets nach England geraten. Der Plan geht auf – und sie schaffen es mit gefälschten Pässen und unter enormer Anspannung in das ihr unbekannte Land. Hier kämpfen die beiden, schwer traumatisiert, weiter für ihr Leben.

„Du bist zu weich, zu sensibel. Das ist eine bewundernswerte Eigenschaft, wenn es um die Arbeit mit den Bienen geht, aber in diesem Fall steht sie dir im Weg.“

Im Gegensatz zum eher optimistisch bleibenden Mustafa, der ebenso selbstbewusster wirkt, zeigt sich Nuri oft feinfühliger und versunken in seinen Gedanken. Nur vor seiner Frau versucht er Stärke zu bewahren: Afra scheint, geht es nach Nuri, innerlich wie äußerlich noch gebrochener zu sein. Sie will nicht aus Aleppo verschwinden, erkennt darin aber bald eine Notwendigkeit. Die beiden haben nicht nur ihren Sohn und ihre Heimat verloren; auch die Beziehung zueinander gerät im Zuge der Flucht ins Wanken.

Das Versprechen des Bienenhüters Christy Lefteri
Buchcover „Das Versprechen des Bienenhüters“ von Christy Lefteri

„Außerdem, Nuri, gibt es in diesem Land Rapsfelder und ganze Böschungen mit Heidekraut und Lavendel! Weil es hier so viel regnet, wachsen viele Blumen! […] Wo Bienen sind, sind Blumen, und wo Blumen sind, da ist neues Leben und Hoffnung.“

Das Buch ist dennoch voller Schönheit und Hoffnung. Hoffnung schöpft Nuri insbesondere aus den E-Mails, die Mustafa ihm zukommen lässt. Mustafa berichtet zum Beispiel über die Dunkle Biene, mit der er in England zu imkern beginnt. Zu seiner Verwunderung wäre diese Bienenart im Gegensatz zur ihm bekannten Syrischen Biene widerstandsfähiger und sanftmütiger, er könne sogar ohne Schutzanzug Honig ernten, wie er Nuri begeistert mitteilt.

Das Versprechen des Bienenhüters – ein Fazit

Nuri erzählt die Geschichte aus Ich-Perspektive, was seine Situation für Leserin und Leser begreifbarer macht. Spannung baut sich insbesondere dadurch auf, weil das Buch einem nicht-chronologischen Aufbau folgt. Örtlich und zeitlich wechselt es zwischen der Flucht Nuris und Afras und dem Leben der beiden in der Flüchtlingsunterkunft in England.

Man merkt an manchen Stellen, dass es bei der Erklärung imkerlicher Tätigkeiten stockt. Aber das tut dem Buch keinen Abbruch. Für „Das Versprechen des Bienenhüters“ zählt, dass sich Menschen mit Bienen verbunden fühlen – und daraus neue Kraft für ihr Leben schöpfen, sei es noch so erschütternd.

Die Autorin: Christy Lefteri hat als Freiwillige in den Sommern von 2016 und 2017 in einem Flüchtlingscamp in Athen geholfen. Die vielen Erzählungen der Menschen hatten sie dazu veranlasst „Das Versprechen des Bienenhüters“ zu verfassen. Sie lehrt Kreatives Schreiben an der Brunel University London.

Das Versprechen des Bienenhüters
Christy Lefteri
352 Seiten
ISBN: 978-3-8090-2715-7
Preis: 20,00 Euro

arn

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