Honigfahrrad – Interview mit Gründer Dr. Matthias Schlörholz

01. Juli 2020

Dr. Matthias Schlörholz hat den Honig-Lieferdienst Honigfahrrad gegründet, bei dem interessierte Imkerinnen und Imker mitmachen können. dbj-Redakteur Malte Frerick hat den Gründer der Plattform interviewt.

Herr Schlörholz, was genau ist das „Honigfahrrad“?

Schlörholz: Das Honigfahrrad bietet Imkern eine Werbeplattform im Internet für den eigenen Direktvertrieb von Honig und Imkereiprodukten. Es ist also zunächst ein Internetauftritt auf der Webseite www.honigfahrrad.de. Jeder Imker, der seinen Honig vor Ort ausliefern möchte, kann beim Honigfahrrad mitmachen.

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Gibt es Voraussetzungen für die Mitgliedschaft?

Schlörholz: Die wichtigste Bedingung ist die, seinen Honig regelmäßig entweder mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß im eigenen Ort auszuliefern. Wer mitmacht, hat zudem einen Monatsbeitrag von 1,50 Euro zu zahlen. Die Mitgliedschaft ist allerdings monatlich kündbar.

Honigfahrrad: Honig liefern in die Nachbarschaft

Die Mitgliedschaft verspricht eine gewisse Exklusivität. Wenn ich in einem Ort ausliefere, darf dort kein zweites Mitglied ausliefern. Kommt das Konzept so nicht automatisch an seine Grenzen?

Schlörholz: Bis jetzt machen ja nur etwa 50 Imker mit. Außerdem wird der Lieferbereich individuell mit den Mitgliedern abgesprochen. Ich warne immer: „Liefert nicht dorthin, wo ihr bei der Anfahrt ins Schwitzen kommt!“. Man sollte also nicht zu weit entfernt Honig ausliefern. Wenn ein weiterer Fahrradimker in der Nachbarschaft seinen Honig ausliefert, hat das auch Vorteile. Ich zum Beispiel tausche bei Knappheit Honig mit einem angrenzenden Honigfahrrad-Imker aus. Man ist in der Öffentlichkeit gemeinsam auch präsenter, zum Beispiel, wenn man zusammen einen Markt beschickt.

Dr. Matthias Schlörholz ist von Beruf Chemiker. Die Internetplattform Honigfahrrad.de und seine zehn Völker betreut der 50-Jährige in seiner Freizeit. Foto: Caspar Oesterreich, Schwetzingen

Wie läuft die Gestaltung der eigenen Internetpräsenz auf Honigfahrrad.de ab?

Schlörholz: Die Webseite habe ich mit grundlegenden Programmiersprachen selbst gebaut, sodass der Zugriff auf die Inhalte immer über mich laufen muss. Allerdings versuche ich, alle Wünsche in den eigenen Auftritt zu integrieren. Meist mache ich anhand der geschickten Dateien einen Vorschlag und dann werden Änderungen im E-Mail-Dialog umgesetzt. Mein Credo ist stets, dass die Seite einfach sein soll. Die wichtigsten Infos und eine Beschreibung der Imkerei reichen in der Regel aus.  

Wie sind Sie auf die Idee des Honigfahrrads gekommen?

Schlörholz: Als ich 2014 mit dem Imkern anfing, hatte ich schnell mehr Honig als ich meiner Familie schenken konnte. Doch Lust, mich auf Märkte zu stellen, hatte ich auch nicht. Schon damals bin ich mit dem Rad zu meinen Bienen gefahren und wurde dabei angesprochen, nach dem Motto: „Bringen Sie doch mal Honig vorbei!“. So war die Idee geboren, Honig mit dem Fahrrad auszuliefern. Außerdem wollte ich im Internet vertreten sein. Daraus entstand die Webseite honigfahrrad.de.

Bringservice als zusätzliche Dienstleistung

Das einprägsame Logo der Initiative Honigfahrrad.de ist eine Abwandlung des bekannten Straßenverkehrsschildes für Radwege. Grafik: Matthias Schlörholz

Warum verkaufen Sie Ihren Honig nicht einfach an der Haustür, wie es viele Bienenhalter machen?

Schlörholz: Die Erfahrung vieler Imker ist, dass ein Schild an der Haustür nicht sehr wirksam ist, um neue Kunden zu gewinnen. Die Hemmschwelle für Kunden ist einfach zu groß. Eine Internetpräsenz in Kombination mit der Präsenz auf der Straße ist wirkungsvoller. Ein Mitglied fährt ein Lastenrad mit dem einprägsamen Logo des Honigfahrrads durch seine Stadt. Seit einem Zeitungsartikel ist er bekannt wie ein bunter Hund. „Ich bin das Honigfahrrad“, sagt er von sich. Daneben honorieren viele Kunden den Lieferdienst als zusätzliche Dienstleistung. „Sie kommen jetzt extra mit dem Fahrrad?“, freuen sie sich.

Geht es beim Honigfahrrad vor allem um einen besseren Honigabsatz?

Schlörholz: Nein, nicht nur, wobei das Verkaufsargument im Vordergrund steht. Es ist auch wichtig für uns, dass der Verkauf des Honigs in der Region bleibt. Außerdem ist es eine ausgesprochen klimafreundliche Art, ein Lebensmittel per Rad auszuliefern.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Malte Frerick.

Lesen Sie in der Juli-Ausgabe des dbj, wie mit Lastenrädern & Co. die Imkerei noch einfacher und klimafreundlicher gestaltet werden kann. Hinzu kommen wertvolle Tipps, zum Beispiel zu einer möglichen finanziellen Förderung beim Kauf eines Lastenrads.

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