Imkerprojekt im Fischerdorf – Teil 5

21. Oktober 2019

Tag vier der Nepal-Reise: Heute besuchen wir Maghi Gaun, ein kleines Fischerdorf am Fluss Trisuli, etwa 75 km nordöstlich von Kathmandu. Hier wollen wir die Frauen des Dorfes treffen und ein Imkerprojekt besuchen.

Das Dorf Maghi Gaun erreicht man nur über eine schmale Hängebrücke. Fotos: Nils Heichen

Vor ein paar Jahren war es hier in Magi Ghaun noch üblich, dass die Kinder den ganzem Tag über Wasser vom Fluss holten, statt zur Schule zu gehen. Das Hilfsprojekt Gatari Fund baute mit Spenden eine Wasserpumpe und schenkte dem Dorf ein paar Ziegen, sodass sich die Frauen, deren Männer entweder fern ab vom Dorf arbeiteten oder dem Alkohol verfallen waren, sich selbst versorgen und damit unabhängig sein konnten. 2017 kamen dann noch Bienen dazu (wir berichteten in dbj 4/2018, Seite 64).

Hilfsprojekt gibt Anleitung zum Imkern

Wir inspizieren die Waben. Es ist ein kleines Volk. Die Bienen sind sehr friedlich. 

Kurt Amert aus Deutschland organisierte damals, dass die Frauen nicht nur das Material zur Bienenhaltung und Honigernte, sondern auch eine Anleitung zum Imkern erhielten. Nun wollen wir uns die Bienenvölker ansehen und sind gespannt, wie die Frauen mit ihnen imkern.

Über eine Hängebrücke überqueren wir den Fluss. Ein schmaler Weg führt uns nach zwanzig Minuten Fußmarsch ins Dorf. Hier wartet schon die Anna Samuha, die Muttergruppe, auf uns. Sie ist ein Zusammenschluss der Frauen im Dorf, die uns herzlich begrüßen. Jeder bekommt einen roten Punkt auf die Stirn und eine Blumenkette um den Hals gelegt. Dann gibt es Dal Bath, das Nationalgericht Nepals. Es besteht aus Reis, Linsen und verschiedenem Gemüse, meist Kartoffeln, Bohnen und Mangold. Noch während wir essen servieren die Frauen fleißig Nachschlag, den wir gern annehmen, schließlich wollen wir nicht unhöflich wirken. Aber wie signalisiert man höflich, dass man nun satt ist? „Sie müssen laut rülpsen“, verrät uns Reiseleiter Binaya Neupane. „Das bedeutet, dass Sie satt und mit dem Essen zufrieden sind.“

Bienenvölker von Hornissen ausgeraubt

Die Frauengruppe berichtet uns, dass sie wegen der Hornissen alle ihre Bienenvölker verloren hätten.

Nachdem alle die Bäuche voll haben, wollen wir wissen, wie die Frauen mit der Bienenhaltung zurechtkommen. Kaum bringen wir die Mauri, wie Bienen in Nepal genammt werden, zur Sprache, beginnt die Obermutter, die älteste Frau und Wortführerin der Gruppe, uns ihr Leid zu klagen. Alle Bienenvölker seien tot. Die Hornissen hätten sie geholt. Detailliert beschreibt sie, wie die Jäger vor den Eingängen der Beuten lauern und eine Biene nach der anderen abfangen. Sie hätten schon versucht, die Hornissennester ausfindig zu machen und zu zerstören, aber es gäbe einfach zu viele im Wald.

Wir verstehen das Problem, sind aber auch ein wenig enttäuscht. Wir sind einen so weiten Weg gekommen und keine Bienen. Dann stellt sich heraus, dass es doch noch ein einziges Volk im Dorf gibt. Die Frau, die es betreut, führt uns dorthin. Sie öffnet die Holzbeute und wir werfen einen Blick auf die Waben. Das Brutnest sieht gut aus, aber irgendwie wirken diese Bienen anders. Könnte es sich hierbei etwa um die östliche Honigbiene Apis cerana handeln?

Überlebende Bienen machen einen gesunden Eindruck

Wir verabschieden uns und fahren weiter nach Bandipur, einem kleinen und sehr hübschen Bergstädtchen, wo wir die Nacht verbringen. Am nächsten Morgen geht es dann weiter nach Pokhara, wo unsere viertägige Trekking Tour durch die Berge beginnt.

Zum Schluss machen wir noch ein Gruppenfoto mit den Frauen.

Apis cerana ist in Nepal heimisch und die einzige Bienenart, die eine effektive Verteidigungstaktik gegen die Asiatische Hornisse beherrscht. Vielleicht ist ein Schwarm wild lebender Völker in die leere Beute eingezogen ohne dass die Imkerin es gemerkt hat? Wir können nur Vermutungen anstellen. Aber diese Bienen machen einen gesunden Eindruck und sind zudem sehr friedlich. Wahrscheinlich wäre es besser für die Frauen in Zukunft mit der einheimischen Bienenart zu imkern, denken wir und wollen diese Empfehlung auch an Eva Holmberg weitergeben, die für das Projekt zuständig ist.

Saskia Schneider

Es wird ländlicher: Blick vom Hotel in Bandipur auf die Bergdörfer und Reisfelder.


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