Flugling/Brutling

22. November 2020

Der Flugling/Brutling ist eine Methode zur Varroareduzierung und gleichzeitigen Völkervermehrung im Sommer. Sie ist eine Kombination aus biotechnischen und medikamentösen Verfahren und kann bei einem mittleren Befall mit Varroamilben eingesetzt werden.

Flugling/Brutling: Prinzip

Es wird ein Brutling und ein Flugling gebildet. Dabei erhält der Brutling die gesamte Brut eines Wirtschaftsvolkes sowie einen Teil der Arbeiterinnen. Der Flugling erhält den Großteil der Flugbienen sowie die Königin.

Anschließend werden beide Völker mit organischen Säuren gegen die Varroamilbe behandelt.

Vor- und Nachteile

  • Die Methode kann noch Mitte Juli bis Mitte August angewandt werden.

  • Neben der Varroabehandlung findet eine Völkervermehrung statt.

  • Das alte Wabenwerk kann erneuert werden.

  • Sie ist überwiegend witterungsunabhängig und benötigt nur wenig Zeit.

  • Man benötigt nur einen Standort.

  • Stark mit Varroamilben befallene Völker kann man damit nicht behandeln.

  • Die Nutzung einer Spättracht ist nicht mehr möglich.Es ist unbedingt notwendig die Königin zu finden.

Flugling/Brutling: Durchführung

Teilen und behandeln: Typische Fehler

„Teilen und behandeln“ bedeutet: Das Altvolk wird in einen Flugling und in einen Brutling geteilt und in den jeweiligen Phasen der Brutfreiheit mit organischen Säuren gegen die Varroamilbe behandelt. Foto: Malte Frerick

Zunächst wird der natürliche Milbenbefall des Wirtschaftsvolkes über drei Tage ermittelt. Laut der Imkerin und Bienenforscherin Pia Aumeier soll dieser nicht mehr als 30 Milben pro Tag betragen. In diesem Fall empfiehlt sich die Behandlung mit Ameisensäure, weil der Brutling ansonsten wahrscheinlich vor seiner Behandlung zusammenbrechen wird.

Der Imker bereitet eine Beute mit Boden, Brutraum, Mittelwänden und Deckel vor. Diese nennen wir nun Flugling. Auf den Deckel stellt er das Wirtschaftsvolk mit Boden, den bebrüteten Bruträumen, den Bienen und dem Deckel. Das bezeichnen wir im Folgenden als Brutling.

Die Flugbienen verlassen den Brutling und sammeln Honig, Pollen, Harz und Wasser. Bei ihrer Rückkehr fliegen sie allerdings nicht zurück in den Brutling, sondern in den Flugling. Bei ihrem Ausflug ist ihnen nicht aufgefallen, dass ihr Flugloch ab jetzt eine Etage höher liegt. Sie nutzen weiterhin das Erdgeschoss zum Einfliegen.

Aus dem Brutling entnimmt man direkt die Königin. Diese gibt man in den Flugling. Dazu hält man sie einfach an das Flugloch oder öffnet den Deckel. Sie wird schnell ins Dunkel klettern. Der Brutling wird zeitnah auf eine eigene Palette/Ablage gestellt. Er soll nicht auf dem Flugling bleiben.

Varroabehandlung des Fluglings

Der Flugling kann nach zwei Tagen mit einer organischen Säure gegen die Varroamilbe behandelt werden. Pia Aumeier empfiehlt dazu 3,0 prozentige Oxalsäure im Sprühverfahren oder 100 ml 3,5 prozentige Oxalsäure im Träufelverfahren. Ersteres sei laut Pia Aumeier allerdings effektiver. 15 prozentige Milchsäure im Sprühverfahren ist ebenfalls eine Option. Wichtig ist, dass beide Säuren nicht in die verdeckelte Brut hinein wirken und daher nur im brutfreien Zustand verwendet werden dürfen. Ameisensäure hingegen wirkt auch in die Brutzellen, ist allerdings schwieriger anzuwenden. Generell muss beim Einsatz von Säuren auf die vorgeschriebene und empfohlene Schutzausrüstung geachtet werden. Das tragen einer Schutzbrille und Bereitstellen einer Augendusche für die Augen ist selbstverständlich.

Nach einer Wartezeit von drei bis vier Wochen

Nach drei bis vier Wochen hat sich der Brutling eine Königin aus den Eiern nachgezogen. Irgendwann zwischen dem Ende der dritten und dem Ende der vierten Woche geht sie in Eiablage. Sobald sie in Eiablage ist, kann sie nicht mehr fliegen. Auch dieses Volk kann nun nach dem oben genannten Prinzip gegen die Varroamilbe behandelt werden. Zudem kann man sämtliche alte Waben entfernen und gegen neue Mittelwände austauschen. Alte Waben erkennt man daran, dass sie dunkel sind. In ihnen sammeln sich Giftstoffe wie Pestizide, Biozide und Medikamente. Auch Krankheitserreger wie Viren und Bakterien leben dort.