Imkerverein: Ein Amt für Wildbienen

18. Mai 2020

In Imkervereinen werden neben dem Vorsitzenden auch oft Obfrauen und –männer für spezielle Themen wie Trachtbeobachtung, Honig oder Bienengesundheit gewählt. Wildbienen spielen dabei kaum eine Rolle, dabei steigt das Interesse an ihnen zunehmend – nicht nur unter Imkern. Wir sprachen mit Mandy Fritzsche, der Wildbienenbeauftragten vom Imkerverein Dresden e. V., über dieses noch seltene Amt.

Amt für Wildbienen: Bislang selten vorzufinden

Frau Fritzsche, sie sind Wildbienenbeauftragte des Imkervereins Dresden e. V.. Ein Amt, das man noch relativ selten in den Vereinen vorfindet. Wie kam es dazu?

Fritzsche: Die Idee hatte unser Vereinsvorsitzender Tino Lorz. Damals kamen immer wieder Anfragen zu Wildbienen bei ihm an. Wenn Bewohner Probleme mit Bienen oder Wespen haben, nehmen sie eher selten Kontakt mit dem zuständigen Umweltamt auf, sondern wenden sich zuerst an den örtlichen Imkerverein. So entstand der Wunsch nach Ansprechpartnern im Verein, die sich mit der Thematik auseinandersetzen. Ich hatte mich bereits im Vorfeld mit dem Thema Wildbienen beschäftigt und engagierte mich damals in einer Arbeitsgruppe für Wildbienenschutz und naturnahe Bienenhaltung, aus der später auch mehrere Ämter entstanden, zum Beispiel Beauftragte für Schwärme, Wespen und Hornissen und eben auch für Wildbienen.

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Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema Wildbienen?

Fritzsche: Ich habe mich schon immer für Botanik und Insektenkunde interessiert, über die Imkerei bin ich dann auch zu den solitären Bienen gekommen. Deren strenge Spezialisierung auf bestimmte Pflanzen fand ich spannend. Von Beruf bin ich Grafikerin, fotografiere aber auch gerne – vor allem Wildbienen. Um die vielen Arten auch bestimmen zu können, habe ich mir zunächst Hilfe von einem Wildbienenexperten geholt. Mittlerweile habe ich mich so weit in das Thema eingearbeitet, dass ich die meisten Arten, die ich fotografiere, selbst bestimmen kann.

Aufgaben im Amt für Wildbienen

Was sind Ihre Aufgaben als Wildbienenbeauftragte?

Fritzsche: Das ist ganz unterschiedlich. Hauptsächlich kümmere ich mich um Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern zu dem Thema. Besonders im Frühling kommen viele Anrufe, weil die Leute Wildbienen auf Nestsuche in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon finden. Noch vor ein paar Jahren fühlten sich die meisten durch die Insekten gestört und wollten sie beseitigen lassen. Da hieß es dann oft: „Kommen Sie sofort – oder wir rufen den Schädlingsbekämpfer.“ Zu Beginn meines Amtes  habe ich also vor allem über die Wichtigkeit und Ungefährlichkeit der Wildbienen aufgeklärt. Mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Durch die mediale Aufmerksamkeit sind die Leute aufgeklärter und wollen nun genau wissen, was sie für Arten im Garten haben und wie sie diese unterstützen können. Neben der Beratung gebe ich Wildbienenseminare, zu denen auch sehr viele Imker erscheinen.

Halten Sie auch Vorträge in Imkervereinen?

Fritzsche: Ja, dort stelle ich zum Beispiel eine Wildbiene des Monats vor. Ehrlich gesagt hatte ich am Anfang Bedenken, dass manche Imker im Verein ein Problem mit dem Thema haben. Ich hatte das Vorurteil, dass es den älteren Imkern bei der Imkerei vor allem um den Honig geht.

Mandy Firtzsche_Porträt
Mandy Fritzsche arbeitet hauptberuflich als Grafikerin. Im Imkerverein Dresden e.V. besetzt sie das Amt der Wildbienenbeauftragten. Foto: Mandy Fritzsche

Aber das Interesse war unerwartet groß, auch bei denjenigen, von denen ich es am wenigsten erwartet hätte. Oft kamen sie nach der Sitzung mit ihrem Handy in der Hand zu mir und wollten wissen, welche Wildbiene sie da fotografiert hatten. Imker sind ja meistens sehr naturverbunden und -interessiert.

Amt für Wildbienen schwer zu besetzen

Haben Sie einen Tipp für Vereine, die ebenfalls ein Amt für Wildbienen besetzen wollen?

Fritzsche: Das größte Problem ist, jemand mit der entsprechenden Expertise zu finden. Die wenigsten Entomologen oder Wildbienenexperten sind Imker oder auch nur an Imkerei interessiert. Mein Tipp ist, im Verein zunächst eine Arbeitsgruppe zum Thema Wildbienen und Naturschutz zu gründen. Das hat sich bei unserem Verein sehr bewährt. Darin kann man zum Beispiel Aktionen wie Wiesenwettbewerbe und Sensenkurse organisieren und Anliegen von Bürgern oder Vereinsmitgliedern erst mal gemeinsam angehen. Später kristallisieren sich meist ein paar Leute heraus, die sich näher mit einzelnen Themen befassen und Beauftragte im Verein werden können.

Was machen Sie am 20. Mai, dem Tag der Biene?

Fritzsche: Normalerweise würde ich an diesem Tag für das Sächsische Landesamt für Umwelt Landwirtschaft ein Seminar zu dem Thema Wildbienen geben. Das muss dieses Jahr wegen der aktuellen Lage durch Corona leider ausfallen. Wenn das Wetter schön ist, werde ich vermutlich auf Exkursion sein und mit meiner Kamera auf Wildbienenjagd gehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Saskia Schneider.

Tolle Wildbienenbilder und eine Fotobestimmungshilfe von Mandy Fritzsche und ihrem Mann Michael gibt es hier>>>

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