Ist Honig gesund? – Fragen und Antworten

11. November 2022

Honig gilt als gesundes Süßungsmittel. Er hat weniger Kalorien als Zucker, wirkt gegen Bakterien und Viren und soll auch Allergikern helfen. Doch was ist wirklich dran an den bekannten Fakten über Honig. Ist Honig wirklich gesund?

Dr. Annette Schroeder, Lebensmitteltechnologin an der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim, hat mit dem Deutschen Bienen-Journal Fakten rund um die Kernfrage „Ist Honig gesund?“ diskutiert.

Honig enthält – anders als Haushaltszucker – Enzyme, Vitamine und Mineralstoffe. Kann man daher sagen, dass er auf jeden Fall gesünder ist als Zucker oder sind die Anteile dafür zu gering?

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„Nicht nur, dass in Honig viele wertvolle Inhaltsstoffe enthalten sind, Honig hat auch ein völlig anders Zuckerspektrum, als unser normaler Haushaltszucker“, erklärt dazu die Lebensmitteltechnologin. So sind die Hauptzuckerarten in Honig der Traubenzucker (Glukose) und der Fruchtzucker (Fruktose). Daneben sind je nach Trachtquelle noch weitere Zuckerarten und Zuckeralkohole enthalten, die sich positiv auf unsere Darmflora auswirken können. Die Anteile der positiv wirkenden Stoffe haben einen gesundheitsfördernden Einfluss. Dass haben bereits viele wissenschaftliche Studien belegt.

Honig ist auch für Diabetiker geeignet“

Honig wird nachgesagt, dass er antibakteriell und antiviral wirkt. Wie kann dies genutzt werden?

Die antibakterielle Wirkung des Honigs wird nach Aussage von Annette Schroeder vor allem bei der Wundheilung genutzt. Die antivirale Wirkung könne dagegen ganz besonders in Verbindung mit Propolis gegen Herpes-Viren eingesetzt werden. „Honig ist vor allem bei Hautbeschwerden, trockene, juckende Haut, Dermatitis, Mucositis, Neurodermitis sehr gut wirksam“, erklärt sie. Zudem berichtet die Wissenschaftlerin von Untersuchungen, die eine entzündungshemmende Wirkung des Honigs z.B. bei Erkältungskrankheiten und Husten nachweisen konnten.

Honig soll den Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigen lassen wie Zucker und daher auch für Diabetiker besser essbar sein. Stimmt das?

Auch das bejaht die Lebensmitteltechnologin. Und noch mehr: Denn Honig führt zur Senkung des Blutzuckerspiegels bei Gesunden. Allerdings ist der antidiabetische Effekt bei verschiedenen Honigsorten unterschiedlich hoch – beispielsweise sehr gut bei Lindenhonig. Dabei werde vermutet, dass der Gehalt der Zuckerart Palatinose eine wichtige Rolle spielt. „Daher ist Honig auch in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt für Diabetiker geeignet“, sagt Annette Schroeder.

Ist Honig gesund?
Honig hilft bei der Wundheilung. Foto: Sebastian Spiewok

Hat Honig weniger Kalorien als Zucker oder vergleichbar viel?

Honig hat ca. 20 Prozent weniger Kalorien, da in Honig nur ca. 80 Prozent Zucker und 20 Prozent Wasser enthalten sind. Die Süßkraft unterscheidet sich aber je nach Honigsorte. Honige mit viel Fruchtzucker haben eine hohe Süßkraft, Honige mit viel Mehrfachzuckern eine dementsprechend niedrige Süßkraft. „Wenn man von diesen Honigen größere Mengen verzehrt, um dieselbe Süße zu erreichen, gleicht sich das positive Kalorienverhältnis allerdings wieder aus“, so die Lebensmittelexpertin.

„Auch nach dem Honig essen Zähne putzen“

Kann der Verzehr von Honig genauso Karies auslösen als der von anderen süßen Sachen?

Auf jeden Fall ersetzt der Verzehr von Honig nicht eine gute Mundhygiene. Auch nach seinem Verzehr kann Karies entstehen, obwohl er prinzipiell gegen Karies und Zahnfleischentzündungen helfen kann. Denn Honig besitzt eine wachstumshemmende Wirkung auf verschiedene Streptokokken-Stämme u.a. auf das kariogene Bakterium Streptokokkus mutans. Das haben Wissenschaftler bereits belegt. Außerdem könne er auch bei Zahnfleischentzündungen helfen, berichtet die hohenheimer Forscherin.

Ist Honig gesund?
100 g Honig haben weniger Kalorien als 100 g Zucker. Foto: Sabine Rübensaat

Honig enthält anteilig auch Pollen und soll Pollenallergikern helfen, den Honig aus der direkten Umgebung zu essen – er soll die Allergie mildern. Haben Sie damit Erfahrungen?

„Das wird kontrovers diskutiert“, sagt Annette Schroeder. Die im Honig enthaltenen geringen Mengen an Blütenpollen könnten dazu beitragen das Immunsystem zu desensibilisieren. Allerdings funktioniere das nur bei regionalem Honig, in dem auch die Pollen enthalten sind, auf die man allergisch reagiert. Einfluss auf die Wirkung hat zudem das Schleuderdatum. „Personen, die allergisch auf Frühblüher reagieren, müssen hierzu selbstverständlich Frühjahrsblütenhonige verwenden, wer im Sommer unter Heuschnupfen z.B. aufgrund einer Gräserpollenallergie leidet, sollte auf spätere Ernten zurückgreifen“, rät Schroeder.

Babys unter einem Jahr sollen keinen Honig essen. Was wird hierbei gefährlich? Ist dies immer noch der aktuelle Stand der Forschung?

Bei dieser Frage weist die Lebensmitteltechnologin vorab darauf hin, dass Fälle von Säuglingsbotulismus – der Grund für die bekannte Warnung – weltweit absolute Einzelfälle sind. „Das Risiko hierfür geht gegen Null, ist aber natürlich nach wie vor vorhanden“, sagt sie. So ist Honig ein unbehandeltes Rohprodukt und kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten. Dieses Bakterium kann als Spore sehr lange überleben. Wenn die Spore keimt, bildet sich ein tödliches Gift, das Botulinum-Toxin. Die ungekeimten Sporen des Erregers, die im Honig enthalten sein können, sind für Erwachsene völlig ungefährlich, denn sie können in unserem Magen und Darm nicht keimen oder sich vermehren und bilden dann auch kein Gift.

Ist Honig gesund?
Säuglinge sollen keinen Honig essen. Dieser Hinweis gilt weiterhin, obwohl er nur auf Einzelfälle zurückgeht. Foto: Sabine Rübensaat

Bei einem Baby ist das anders: Das Magen-Darm-System eines Babys ist noch nicht völlig ausgebildet, deshalb können die Sporen im Körper des Babys keimen und sich vermehren und produzieren dabei ihr Gift. Doch: „Sobald sich der Magen-Darm-Trakt auf normale Nahrung eingestellt hat – etwa ab einem Jahr – kann ein Kind auch unbedenklich Honig essen“, sagt Annette Schroeder.

Ist Honig gesund? „Nicht für Honig als Heilmittel werben“

Und noch eine Frage für Imker, die Honig verkaufen und dafür mit der Aussage werben, dass er gesund ist. Dürfen die das? Und wenn ja, wie müssen/dürfen die Aussagen dazu lauten?

Um Verbraucher vor unlauterer Irreführung zu schützen, ist Gesundheitswerbung bei Lebensmitteln nur in engen Grenzen zulässig. Wenn Händler auf wohltuende, sich auf die Gesundheit beziehende Eigenschaften eines Produkts hinweisen, spricht man von Health Claims. „Diese Angaben werden durch die Health-Claims-Verordnung geregelt und dürfen nur nach einer speziellen Zulassung verwendet werden“, erklärt die Expertin. Für Honig gebe es weder eine Zulassung noch einen Antrag auf eine Zulassung. „Wenn hingegen versprochen wird, dass Krankheiten oder andere Leiden geheilt oder verhindert werden können, dann wird nicht mehr ein Lebensmittel, sondern ein Heilmittel, Arzneimittel oder Medizinprodukt angeboten. „Das ist für Honig ebenfalls nicht zulässig, da es sich bei Honig um ein Lebensmittel handelt“, so Schroeder.

jtw

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