So funktioniert der eigene Wachskreislauf

21. Februar 2020

Gestreckt mit Stearin, Parafin oder belastet mit Varroa-Behandlungsmittel oder Pestizide – was im Bienenwachs landen kann, erschreckt so manchen Imker und veranlasst ihn, einen eigenen Wachskreislauf aufzubauen. Doch was bedeutet das genau? Was brauche ich für den eigenen Wachskreislauf? Und welche Vorteile bringt er? Ein Überblick.

Noch immer gibt es keinen gesetzlichen Standard für reines Bienenwachs und dem dbj sind im letzten Jahr wieder Fälle bekannt geworden, in denen gestreckte Mittelwände in Umlauf gekommen sind. Die Verfälschungen zu erkennen, ist ohne Analyse kaum möglich, doch diese kostet meist einen höheren Betrag, wenn es keine entsprechende Förderung gibt, die einige Bundesländer aus Anlass des letzen Wachsskandals geschaffen haben.

Eine Alternative zum Zukauf von Wachs oder Mittelwänden ist der Aufbau eines eigenen Wachskreislaufs. Konkret: Aus dem Wachs, das Sie durch das Einschmelzen von alten Waben und durch Wildbau gewinnen, machen Sie entweder selbst neue Mittelwände oder Sie geben es einem Betrieb zur Umarbeitung. Im eigenen Wachskreislauf befindet sich also nur Wachs der eigenen Bienenvölker.

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Offener oder geschlossener Wachskreislauf: Wo liegt der Unterschied?

Im Bienenwachs können sich Rückstände ansammeln, wenn das Wachs in Form von Mittelwänden mehrere Jahre immer wieder in Bienenvölkern zum Einsatz kommt. Um Rückstände zu vermeiden, kann man den eigenen Wachskreislauf auch öffnen und alte Waben aussortieren. Nutzt man für neue Mittelwände also nur Entdeckelungswachs, Wachs aus Wild- und Drohnenbau und schleust altes Wachs aus, imkert man im sogenannten offenen Wachskreislauf, auch Wachsschleife genannt. Das alte Wachs wird dann beispielsweise für Kerzen verwendet. Verarbeitet man hingegen auch älteres Wachs für die Mittelwände, spricht man von einem geschlossenen Wachskreislauf. Es gibt auch Zwischenformen, in denen Imker zumindest einen Teil des älteren Wachses aussortieren.

Eigener Wachskreislauf: Was brauche ich dafür?

Bei einem eigenen Wachskreislauf muss man zwischen zwei grundsätzliche Varianten unterscheiden: Man stellt die Mittelwände selbst her, oder man gibt das Wachs an einen Umarbeiter. Wer sich keine eigene Gießform oder Mittelwandwalze anschaffen möchte, kann das Wachs – eingeschmolzen in Blöcken – zum Umarbeiten an wachsverarbeitende Betriebe abgeben.

Um sicher zu gehen, dass Sie später Mittelwände nur aus dem eigenen Wachs zurückbekommen, sollten Sie dies mit dem Betrieb abklären. Die Umarbeitung sollte nicht mit dem Wachsumtausch verwechselt werden. Hier gibt man sein eingeschmolzenes Wachs ab und verrechnet dies mit Mittelwänden aus Fremdwachs. Viele dieser Betriebe bieten beides an. Die Umarbeitung des Eigenwachses zu Mittelwänden ist eine Vertrauenssache.

Die folgende Grafik zeigt den offenen Wachskreislauf in seinen Arbeitsschritten auf:

Offener Wachskreislauf
So funktioniert der offene Wachskreislauf. Grafik: Sebastian Spiewok

Inzwischen bieten auch einige aktive Imkervereine die Möglichkeit an, Mittelwände aus eigenem Wachs herzustellen. Dazu haben die Vereine eigene Geräte angeschafft, die die Mitglieder entweder ausleihen oder an bestimmten Terminen mit anderen Imkern gemeinsam nutzen können. Darüber hinaus haben sich vielerorts Imker zusammengeschlossen, um ihr Wachs zu sammeln, um eine ausreichende Menge für größere Umarbeiter zusammenzubekommen. Andere haben sich die notwendige Ausrüstung zur Mittelwandherstellung gemeinsam angeschafft und arbeiten seither zusammen, wie Sie beispielsweise im dbj 2/2020 lesen können.

So funktionieren die unterschiedlichen Wachsschmelzer

Wachsblock säubern
Nach dem Einschmelzen des Wachses bleibt oben auf dem Block eine Schicht mit Ablagerungen zurück.

Grundsätzlich benötigen Sie zum Einschmelzen des Wachses entweder einen Sonnen- oder einen Dampfwachsschmelzer mit Strom- oder Gasbetrieb. Sonnenwachsschmelzer eignen sich eher für kleine Mengen, benötigen aber keinen Strom. Wer mehr Wachs zum Einschmelzen hat, erledigt dies besser mithilfe von Wasserdampf oder kombiniert beides: im Sommer Stück für Stück immer mal kleine Mengen und im Winter den Rest im großen Dampfwachsschmelzer.

In der Regel enthält das Wachs aus einem Dampfwachsschmelzer weniger Verunreinigungen. Zwar muss das Wachs für Mittelwände nicht so ausgiebig gesäubert werden, wie das für die Kerzenherstellung, aber gegebenenfalls muss man das Wachs mehrmals einschmelzen, wenn sich noch gröbere Teilchen darin befinden. Der Schmutz setzt sich dann jeweils an der Unterfläche des erkaltenden Wachsblocks ab.

Gießformen für eigene Mittelwände

Mittelwand gießen
In einer speziellen Form können Mittelwände gegossen werden.

Für die Herstellung der Mittelwände gibt es unterschiedliche Gießformen im Angebot. So findet man sehr robuste, einfache Formen aus Metall. Mit ein wenig Übung schafft man mit diesen 20 bis 25 Mittelwände pro Stunde. Schneller geht es mit wassergekühlten Gießformen. Die Form kühlt schneller ab, sodass man mehr Mittelwände in einer Stunde gießen kann. Allerdings benötigt man dafür einen Wasseranschluss am Arbeitsplatz. Seit einiger Zeit gibt es auch, bei denen ein aufgesetzter PC-Lüfter für eine rasche Abkühlung sorgt.

Die Gießformen haben allerdings ihren Preis – die günstigeren kosten etwa 300 Euro. Daher bietet es sich gegebenenfalls auch an, solche Geräte zusammen mit Gleichgesinnten zu kaufen. Dies gilt vor allem für Mittelwandwalzen. Für diese muss man zunächst Wachsplatten herstellen, die dann zu einem langen Band gewalzt werden. Dafür sind mindestens zwei Personen notwendig. Gewalzte Mittelwände sind meist flexibler und somit weniger bruchanfällig als gegossene Mittelwände.

Mit ein bisschen Geschick kann man sie aber auch selbst herstellen. Eine Anleitung dafür lesen Sie in der Februar-Ausgabe des Deutschen Bienen-Journals aus dem Jahr 2017. Es ist hier als E-Paper erhältlich. >>>

>> Mehr zum Thema Bienenwachs, seinen Bestandteilen und dem richtigen Umgang damit als Imker zeigt das dbj-Sonderheft „Wachs“.>>>



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