November – Tipps für Wintermärkte

01. November 2016

Dabei sind Märkte in den letzten beiden Monaten des Jahres ein Risiko. Verheerend ist nasskaltes, regnerisches Wetter. Von Profi-Markthändlern habe ich mir das Heizen mit einem Petroleumofen abgeschaut. Marktbetreiber erlauben aus gutem Grund kein offenes Feuer, doch der Ofen ist mit einem Sicherungsgitter versehen und schaltet sich ab, wenn er einen Stoß bekommt oder gar umgeworfen wird. Der Ofen steht unter der Verkaufstheke, sodass die Wärme direkt nach vorne strahlt und ich in einer warmen Luftsäule stehe.

Doch das ist noch nicht alles. Wer an einem winterlichen Markttag auf einem gefrorenen Boden steht, der merkt schon nach wenigen Stunden, wie die Kälte von unten die Beine hochkriecht und sich die Füße in Eisklumpen verwandeln.

Einlegesohlen in den Schuhen helfen nicht richtig, denn die Schuhe werden dadurch enger, das Blut zirkuliert nicht mehr richtig, und die Zehen werden erst recht kalt. Besser ist die Holzplatte, die ich mit auf den Stand nehme. Sie stammt von einer Einwegpalette, von der ich den Unterbau aus Holzwürfeln und Brettern entfernt habe. Damit stehe ich nicht direkt auf dem vereisten Boden, und die Kälte hat keine Chance. So sind winterliche Märkte weniger ein Risiko für die Gesundheit als vielmehr für die Kasse des Imkers. Am schlimmsten ist Schneeregen. Da bleiben die Leute lieber zu Hause, und der Imker steht sich trotz Ofen und Angora-Unterwäsche die Beine in den Leib.

Kerzen gießen

Eigentlich sollte kein Imker auf die umsatzstarke Vorweihnachtszeit angewiesen sein, denn Honig ist glücklicherweise inzwischen ein Ganzjahresprodukt. Für Kerzen gilt das nicht. Sie werden nach wie vor besonders gern vor Weihnachten gekauft und müssen nun im November gegossen werden. Dazu verwende ich nie mein eigenes Wachs. Das hat zwei Gründe.

  • Zugekaufte Wachspellets sind wesentlich sauberer als das Wachs, das ich aufzuarbeiten in der Lage bin. Nur Kerzen aus sauberem Wachs brennen wirklich gut.
  • In meiner Imkerei fällt nur garantiert rückstandsfreies Wachs an. Es zu verbrennen wäre dumm, denn dieses Wachs erzielt einen deutlich höheren Verkaufspreis, als ich für konventionelle Wachspellets bezahlen muss. Da es eine Biozertifizierung nur für Lebensmittel gibt, lautet die korrekte Bezeichnung „Wachs aus biologischen Einheiten“. Umgangssprachlich wird es „Biowachs“ genannt.

Wachsüberschüsse verkaufe ich und erwerbe für die Kerzenherstellung konventionelles und hochreines Bienenwachs in Pelletform. Kerzen unterliegen nicht den Biorichtlinien. Ich kann sie also verkaufen, ohne in Konflikt mit denselben zu geraten.

Während andere Imker mit Hingabe Kerzen gießen und ein breites Sortiment haben, gehört das nicht zu den Tätigkeiten, die mir Freude bereiten.

Ich versuche, die Gießerei so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Dabei beschränke ich mich vor allem auf kleine Kerzen in Teelichtgröße und achte dort auf ein tief gegliedertes Sortiment. Die Formen für diese Kerzen sind preiswert, die Kerzen sind schnell gegossen und noch schneller für 1,50 Euro verkauft. Große Motivkerzen lassen sich hingegen in meinem Umfeld nur schlecht absetzen. Etwas besser verkaufen sich schlichte, neutrale und zeitlose Formen.

Teelichte gehen gut

Zum Auflösen des Wachses nutze ich einen sogenannten Simmertopf aus Edelstahl. Die Formen bereite ich alle mit dem passenden Docht vor. Da ich fast nur Teelichtkerzen gieße, brauche ich für alle Formen die Dochtstärke 4.

Dann gieße ich das Wachs ein und fixiere den Docht mit einer quer über die Form gelegten Wäscheklammer in der Kerzenmitte. Das geht schneller und ist einfacher als die übliche Methode bei der der Docht zwischen zwei Stäbchen geklemmt wird, die durch Gummiringe zusammengehalten werden.

Dann fülle ich den Simmertopf wieder mit Wachs. Bis dieses geschmolzen ist, sind die Kerzen so weit abgekühlt, dass sie aus der Form gelöst werden können. Auf diese Weise lässt sich rasch eine große Anzahl Kerzen gießen.

Ich bewundere die Imkerkollegen, welche die komplette Vorweihnachtszeit auf Märkten verbringen. Für mich ist das nichts. Ich beschränke mich auf die ersten drei Adventswochenenden. Ist der Markt im Warmen – umso besser.

Seit Jahren beschicke ich einen kleinen Markt in einer Seniorentagesstätte, die sich in einer Anlage für betreutes Wohnen befindet. Die Senioren sind sehr dankbar, dass jemand zu ihnen kommt. Sie sind sehr nett und decken sich in großem Stil mit Honig und Kerzen ein. Ebenfalls attraktiv ist der Adventsmarkt in einer Privatschule. Die Eltern, die ihre Kinder dort zur Schule schicken, kaufen ohnehin hauptsächlich Biowaren ein. Da passen meine Produkte also perfekt.

Insgesamt aber ist das vorweihnachtliche Geschäft schwieriger geworden. Es gab eine regelrechte Inflation der Weihnachtsmärkte. Daher ist es besonders wichtig, dass mein Angebot genau zu den Wünschen der Zielgruppe passt.



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