Bienen und Natur: So wild darf der Garten sein

06. Mai 2021

Englischer Rasen, Steine und ausschließlich Grün statt Blüten. Bienen wollen es aber lieber wild und bunt. Aber sollte man deshalb einfach alles wachsen und wuchern lassen? So schaffen Sie Platz für Bienen und Natur in Ihrem Garten.

Möchte man seinen Garten bienenfreundlich umgestalten, kann man auf der Suche nach Tipps schnell auf die Idee kommen, dass man einfach nichts mehr tut. Bienen und Natur einfach sich selbst überlässt. Denn über einen naturnahen Garten mit Totholz, blühenden Kräutern und abgestorbenen Pflanzenstängeln freuen sich Bienen und dabei vor allem die Wildbienen. Diese Aussage ist allerdings nicht pauschal richtig. Auch ein naturnaher Bienengarten braucht Pflege.

Bienen und Natur: Nahrung und Nistplätze anbieten

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Gartenexperte Peter Müller spricht dabei von der „goldenen Mitte“ – Bienen und Natur viel sich selbst überlassen und aktiv Gärtnern zugleich. „Meistens wird man nicht glücklich, wenn man nur noch zusieht. Dann beginnt die ganz normale natürliche Sukzession. Erst verkrautet alles, dann kommen die Gehölze dazu und letztendlich verbuscht die Fläche “, sagt er. Müller gehört zum Team der Initiative „Deutschland summt!“, die unter anderem darüber aufklären, wie man bienenfreundliche Gärten anlegt und damit Honig- und Wildbienen etwas Gutes tut.

Der erste Schritt liegt dabei in der Frage Was brauchen Bienen überhaupt? und der Antwort: Nektar und Pollen als Nahrung, Nistmöglichkeiten und Wasser. „Das kann man im Garten anbieten, indem man viele blühende Kräuter und Stauden pflanzt und unterschiedliche Strukturen anlegt“, erklärt Peter Müller. Diese unterschiedlichen Strukturen wiederum richten sich nach den unterschiedlichen Lebensräumen und Nistplätzen, die die Bienen in ihrer Vielfalt brauchen: Die meisten Wildbienenarten nisten im Boden. Dieser muss also für sie erreichbar sein, sprich teilweise offen liegen. So etwas kann man dem Fachmann zufolge etwa durch eine Trockenmauer erreichen.

Andere Arten nisten auch in alten Pflanzenstängeln. „Es wäre also gut, zumindest an einigen Plätzen im Garten, die abgestorbenen Pflanzen stehen zu lassen – mindestens über den Winter“, rät Müller und gibt ordnungsliebenden Gärtnern als Tipp, die diesen Anblick nicht aushalten, wenigstens die alten Stängel abzuschneiden und als Bündel aufrecht in eine Ecke zu stellen. Des Weiteren ist das sogenannte Totholz wichtig für Gärten, in denen sich möglichst viele Bienen wohlfühlen sollen, also Holzstämme und Äste, die nicht mehr angewachsen sind. „Erst bohren Käfer ihre Gänge in das Holz. Wenn sie weg sind, kommen Wildbienen und nutzen die alten Gänge zur Eiablage. Manche, wie die Blauschwarze Holzbiene können sich auch selbst Gänge ins Holz nagen“, so Müller.

Bienen und Natur: So hilft die klassische Blumenwiese

Bienen und Natur: Totholz
Liegendes Totholz mit alten Käfergängen. Foto: Hans-Jürgen Sessner

Als ultimativen Tipp für Bienen und Natur im Garten hat der Deutschland-summt-Mitarbeiter aber die klassische Blumenwiese oder zumindest Wildblumensäume anzulegen. „Optimalerweise magert man dafür vor der Ansaat den Boden etwa mit einem Gemisch aus Kies und Sand ab, weil Magerwiesen besonders artenreich und somit blütenreich sind“, erklärt er. Auf so einer mageren Wiese würden die Bienen reichlich Nahrung finden. Außerdem sei die Bodendeckung nicht so dicht wie bei klassischem Rasen. Wichtig ist dabei, dass man auf eine gute Saatgutmischung mit heimischen Arten achtet. Ein Nachteil: Die Blumenwiese eignet sich nicht, um darauf Picknick zu machen oder zum Spielen für Kinder. Bestenfalls sollte man sie nämlich nicht betreten.

Auch bei der Nahrung für Bienen bringt eine möglichst breite Vielfalt einiges: „Es gibt so viele verschiedene Wildbienenarten und dabei sind einige, die an bestimmte Pflanzen gebunden sind. Wenn man also nicht weiß, welche Arten in der Nachbarschaft so unterwegs sind, erhöht man die Erfolgschancen, wenn man erst einmal möglichst viele verschieden Pflanzenarten ansiedelt“, sagt Peter Müller. Mit heimischen Arten sei man auf der sicheren Seite, weil sich Bienen und Pflanzen in ihrer Evolution aneinander angepasst haben.

Und dann brauchen die Bienen auch noch etwas zu trinken. Wer keinen Teich hat oder anlegen möchte, hilft ihnen mit dem Aufstellen von kleinen Tränken. Tipps dazu gibt es hier.>>>

Naturnah Gärtnern mit wenigen Eingriffen

Zu viel, zu wenig – was ist aber denn nun richtig, wenn man Bienen und Natur im Garten viel anbieten möchte – auch viele Freiheiten? Peter Müller hält dabei weniger Mähen für eine gute Idee, so dass die Blumen zur Blüte kommen können und bestenfalls auch aussamen. Nach dem Mähen gilt: Immer das Schnittgut entfernen. „Dadurch werden Nährstoffe aus der Wiese genommen und Blumen können besser mit den Gräsern konkurrieren“, sagt er. Außerdem sollte man Sträucher nicht immer radikal in Form schneiden, sondern lieber wachsen und blühen lassen und auch Laub unter Gehölzen darf gerne liegen bleiben.

Wildbiene im Garten
Kleine Blattschneiderbiene beim Nestbau an Totholz. Foto: Albert Krebs

Auch bei Wildbienen-Nisthilfen ist der Fachmann zurückhaltend: „Das ist grundsätzlich schön, nur wird auch vieles verkauft was nicht gut funktioniert.“ Eigentlich seien diese Nisthilfen („Insektenhotels“) eher Umweltbildungsmaßnahme. „Die Bestände rettet man damit nicht, aber hier lassen sich die Bienen sehr schön beobachten“, sagt Müller und weist nochmals auf die oben genannten vielfältigen Strukturen hin, die ein Garten braucht.

Also ist weniger oftmals mehr, aber langfristig ist gar keine Pflege für viele Gärten dann doch zu wenig. Kurzfristig würden viele Insekten aus Sicht des Gartenprofis zwar davon profitieren, wenn die Gärtner mal einfach nichts im Garten beschneiden oder mähen. „Aber da Gartenböden in aller Regel recht fruchtbar sind, denke ich, dass nach einiger Zeit besonders konkurrenzstarke Pflanzen wie Gräser und Brennnesseln Überhand nehmen.“ Hier könnten zwar Schmetterlinge gut ihre Eier ablegen, aber für Bienen würde es tendenziell eher weniger Blüten geben. Im Laufe der Zeit würden dann Gehölze keimen und immer größer werden, bis sie den Unterwuchs beschatten und dieser zurückgehe.

Nicht zu vernachlässigen sei, dass sich auch die Menschen selbst in ihren Gärten wohlfühlen wollen. Berücksichtige man dies nicht, drohe die Rolle rückwärts zum „sterilen“ Garten.

Naturnahe Gärten für Bienen: Das sind häufige Fehler

  • Zu häufiges und zu frühes Mähen: Dadurch wird das Blühangebot und damit ein Teil der Nahrungsgrundlage der Bienen weggenommen.
  • Dicke Schichten Rindenmulch in den Beeten: Wenn man diese ausbringt, ist der Boden erst einmal für die Bienen und andere Tiere und Pflanzen nicht mehr erreichbar.
  • Unkraut hacken: Dadurch kann es sein, dass man die Niströhren von Bienen zerstört. Vermeiden, wo möglich.
  • Gefüllte Blüten: Bienen erreichen den Nektar nicht mehr und Pollen gibt es meistens gar nicht mehr. Die gefüllte Blüte ist durch Auslese und Zucht entstanden. Statt Staubblättern werden zusätzliche Blütenblätter gebildet. Sieht schön aus, aber die natürliche Funktion geht verloren.
  • Zu viel Dünger: In der Natur sind magere Standorte oft die artenreichsten – leider werden sie immer seltener.
  • Akribischer Ordnungssinn nimmt dem Garten natürliche Strukturen: Totholz- und Steinhaufen sind wichtige Kinderstuben u.a. für Wildbienen.

Tipp: Mit einem schönen Bienengarten kann sich jeder auch beim bundesweiten Pflanzwettbewerb von „Deutschland summt!“ beteiligen. Infos dazu gibt es unter wir-tun-was-fuer-bienen.de. Anmeldeschluss für dieses Jahr ist der 31. Juli 2022.

jtw

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