Corona-Epidemie: „Vor allem für Berufsimker eine besondere Situation“

27. März 2020

Die Imkerei gilt in Deutschland als systemrelevant. Torsten Ellmann, der Präsident des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.), sieht es deshalb derzeit als ausgeschlossen an, dass die Bewegungsfreiheit weiter eingeschränkt wird. Im Interview berichtet er, vor welche Herausforderungen die Imkerei jetzt steht und wie er die Corona-Epidemie in der heimischen Apotheke erlebt.

Die Corona-Epidemie hat Deutschland im Griff. Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie? Sind alle gesund?

Ellmann: Ja, alles im grünen Bereich.

Corona-Epidemie: Patienten versorgen und Leute beruhigen

Ihre Frau hat eine Apotheke, in der Sie mitarbeiten. Wie sieht dort die Situation aus?

Ellmann: Wir haben viel zu tun. Abgesehen davon, dass wir den Mitarbeiterschutz gewährleisten müssen, haben wir auch die Patienten zu versorgen und die Leute zu beruhigen. Es ist manchmal auch schwierig, alles im ausreichenden Maße zu besorgen. Die Versorgung mit einigen Medikamenten ist problematisch. Wenn man als Apotheker jetzt eine Meldung aus dem Pharmagroßhandel erhält, dass etwas wieder vorrätig ist, muss man sofort zuschlagen, sonst ist es gleich wieder weg.

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Was wird jetzt während der Corona-Epidemie am meisten nachgefragt?

Ellmann: Viele wollen Handdesinfektionsmittel. Die klassischen Produkte gibt es aber schon gar nicht mehr. Da müssen wir umdenken und die Zutaten anderweitig besorgen, um die Mittel anzusetzen (Anmerkung der Redaktion: Siehe Video>>>).

Haben Sie noch Atemmasken vorrätig?

Ellmann: Nein.

Was hat sich bei der Arbeit in der Apotheke verändert?

Ellmann: Wir fahren vermehrt die Bestellungen aus. Zum einen sind wir daran interessiert, dass die Leute nicht wegen derselben Sache zweimal kommen müssen. Zum anderen wissen wir auch nicht immer genau, wann ein Medikament tatsächlich geliefert wird. Die Prozesse verzögern sich zum Teil.

Insektenschutz: Gespräche mit dem BMEL sollen nach der Corona-Epidemie weiter gehen

Haben Sie durch die Epidemie mehr Zeit für die Bienen?

Ellmann: Ich habe Zeit für Garten,Grundstück und zum Einlöten der Mittelwände. Zumindest die Wochenenden sind entspannter, da ich da zurzeit weniger Termine habe.

Die meisten Tagungen und Termine wurden zuletzt aufgrund von Corona abgesagt. Inwieweit behindert dies die Verbandsarbeit?

Ellmann: Wir kommen bei einigen Themen nicht so voran, wie wir es wollten. Kurz bevor die Krise losging, hatte ich noch ein Gespräch mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze über den Runden Tisch Insektenschutz, aber jetzt ist erst einmal alles hintenangestellt. Wir werden sehen, wie wir da später wieder anknüpfen können. Ich bin da aber optimistisch.

Das Präsidium des Verbandes ist untereinander weiterhin im regen Austausch. Die nächste Sitzung wird per Videokonferenz sein, aber die erweitere Präsidiumssitzung wurde zunächst auf den Herbst verschoben.

Haben sich die Imker in der aktuellen Situation vermehrt an den Imkerbund gewandt?

Ellmann: Ja, vor allem nachdem im Internet über Fahrgenehmigungen diskutiert wurde, kam viel Unruhe auf. Wir haben uns fachkundig informiert und konnten hier durch unsere Geschäftsstelle vorerst Entwarnung geben. Ich sehe aber auch, dass dies vor allem für unsere Berufsimker eine besondere Situation ist. Da sind wir auch bereit, mitzuhelfen, wenn dies nötig ist. Wir müssen gerade jetzt zusammenhalten.

Wenn die Bewegungsfreiheit weiter eingeschränkt wird, dann könnten wir weniger Erträge haben. Dies ist durch die Systemrelevanz der Imkerei aber vorerst ausgeschlossen.

Torsten Ellmann

Bienenzucht und Neuimkerschulung: Online-Kurse in der Corona-Epidemie gefragt

Wo sehen Sie Chancen oder Gefahren für die Imkerei?

Ellmann: Wenn die Bewegungsfreiheit weiter eingeschränkt wird, dann könnten wir weniger Erträge haben. Dies ist durch die Systemrelevanz der Imkerei aber vorerst ausgeschlossen. Die Bienen sollten gerade von den Freizeitimkern jetzt so nah wie möglich am Haus gehalten werden, um sie zu betreuen. Eine Frage wird sein, wie man die Zucht weiter koordinieren kann.

Klar ist auch, dass wir Online-Kurse oder andere Ideen für die Schulung der Neuimker brauchen werden. Generell müssen wir uns enger abstimmen. Es bringt nichts, wenn einzelne vorpreschen. In Bayern wollen die einzelnen Verbände zum Beispiel in den nächsten Tagen eine gemeinsame Empfehlung veröffentlichen. In dem Sinne möchte ich mich auch bei allen bedanken, die ruhig und sachlich ihre Arbeit ausführen und ihre Bienen betreuen. Auch die Geschäftsstellen der Landesverbände haben in dieser Situation mehr Anfragen zu bewältigen – Danke für die Unterstützung unserer Imker! Auch der Imkerpresse danke ich, dass sie bislang sachlich und fachlich berichtet hat.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Sebastian Spiewok

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