Bienenjahr 2019: Der Jahresrückblick

18. Dezember 2019

Das Wetter spielte im Bienenjahr 2019 anfangs ein wenig verrückt und auch der Rest des Jahres verlief sehr unterschiedlich. Wie ging es den Bienen? Wie viel Honig gab es und welche Sorten? Sind die Völker stark belastet mit Varroamilben? Und welche Themen prägten die Imkerei? Ein Jahresrückblick auf das Bienenjahr 2019.

Prof. Dr. Werner von der Ohe vom LAVES Institut für Bienenkunde in Celle fasst das Bienenjahr 2019 mit besonderem Blick auf den Norden Deutschlands in seinem Jahresrückblick zusammen:

Bienenjahr 2019: Wie war das Wetter?

Der Winter 2018/2019 war allgemein sehr mild. Eine ungewöhnliche Warmphase in der zweiten Februarhälfte gepaart mit einem relativ guten Pollenangebot – beispielsweise von Haseln und Erlen – ließ die Völker frühzeitig intensiv brüten. Doch im März und April zeigte sich das Wetter wechselhaft: Ungewöhnlich kalte Phasen brachten die Ammenbienen dazu, Brut aufzufressen. Die Königinnen legten weniger Eier. Dadurch waren viele Bienenvölker relativ klein, als in der zweiten Aprilhälfte die Temperaturen stiegen, und es reichlich Tracht gab. In der kühlen ersten Maihälfte neigten die Bienenvölker dann verstärkt zum Schwärmen.

Der Sommer war erneut extrem warm bis heiß und sehr trocken. Dadurch benötigten die Bienenvölker sehr viel Wasser. Doch manche natürliche Wasserquelle war ausgetrocknet. Auf diese besondere Situation wies das Institut für Bienenkunde Celle Ende Juli hin. Nach der Hochsommerphase war im Herbst ein relativ kontinuierlicher und jahreszeitgemäßer Temperaturrückgang zu verzeichnen.

Wie viel Honig gab es im Bienenjahr 2019?

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Die Honigernte im Bienenjahr 2019 fiel je nach Region und Imkerei sehr unterschiedlich aus. Die Erntemengen des Rekordjahres 2018 wurden in diesem Jahr nicht erreicht. Dennoch erzielten die Imkerinnen und Imker im Mittel eine gute Ernte. Zahlreiche vermeintliche Rapshonige waren jedoch „nur“ überaus schmackhafte und interessante Frühtrachthonige.

Wie bereits in den Jahren zuvor produzierten bereits im Frühjahr einige Pflanzenlausarten auf Ahorn, Eichen, Ulmen und anderen Pflanzen reichlich Honigtau. Dieser fand sich im Frühjahrshonig wieder. Bedingt war dies wohl durch die heißen Sommer und vor allem die milden Winter. Darüber hinaus wiesen mehr Honige einen deutlichen Nektaranteil von Ahorn auf. Diese blieben deutlich länger flüssig.

Immer mehr Honigtau in den Sommerhonigen

Seit Jahren ist der Anteil an Honigtau in den Sommerhonigen relativ hoch. Lauspopulationen diverser Arten haben sich unter anderen auf Fichten, Kiefern und Linden etabliert. Daher sollten Imker einen Honig aus dem Sommer nicht Sommerblütenhonig, sondern allgemeiner als Sommertrachthonig bezeichnen. Auffällig bei den Sommerhonigen ist eine deutliche Zunahme an Nektar von Pflanzen wie Phacelia, die klassischerweise in Blühmischungen auftreten. Dies deckt sich mit der Zunahme an Blühflächen. Auch Kornblumennektar trat relativ häufig auf.

Melezitosehonig war 2019 zum Glück kein Problem. Relativ gut fiel auch die Heidehonigernte aus. Trotz Honigtauproduktion auf Nadelgehölzen war die Nektarsekretion der Besenheide deutlich dominanter.

Varroamilben in den Bienenvölkern: Wie hoch waren die Belastungen?

Die Verlustraten an Bienenvölkern erschien im Winter 2018/2019 eher niedrig und die Varroasituation während der Bienensaison „entspannt“. Dennoch wurden ab dem Hochsommer bereits Varroaschäden und zusammenbrechende Bienenvölker gemeldet. Im Herbst waren die Volksstärken sowie Varroapopulationen der Bienenvölker oft sehr unterschiedlich. Daher halten wir Winterbehandlungen für notwendig.

Bienenjahr 2019: Bieneninstitut sieht Einstellung zur Bienengesundheit kritisch

Die Bienengesundheit muss noch viel stärker in den Fokus geraten. Es ist bedenklich, dass einige Neuimker es als normal hinnehmen, Winterverluste zu haben, da sie über einen verlässlichen Lieferanten für neue Bienenvölkern verfügen. Zahlreiche Anfragen von Imkerinnen und Imkern zeigen uns überdeutlich, dass es bezüglich der Krankheitsvorsorge und Bienengesundheit oft erhebliche Wissensdefizite gibt. Dasselbe gilt auch für den Bereich der Honigqualität.

Die Zunahme an Neuimkern ist sehr erfreulich. Die Fragen von Neuimkern zeigen aber die Defizite auf, und diese bestehen teilweise auch bei älteren Imkern. Das Multiplikatorensystem zur grundlegenden Fortbildung der Imker ist notwendiger denn je. Mit einem zusätzlichen Bienenzuchtberater mit dem Schwerpunkt „neue Medien“ ergänzt unser Bieneninstitut die bisherige Beratungspraxis.

Vorsicht Amerikanische Faulbrut: Keinen Importhonig füttern

Hinzu kommen Menschen, die animiert durch Berichte über das „Bienensterben“ den Bienen durch Fütterung von Honig und Pollen etwas Gutes tun wollen. Bei diesen Honigen und Pollen wird es sich in der Regel um Importware handeln, die mit dem Erreger der Amerikanischen Faulbrut kontaminiert ist. Da aufgrund von Informationen zu befürchten ist, dass derartiges Füttern tatsächlich durchgeführt wird, hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium über die Pressestelle im Sommer 2019 auf diese Gefahren hingewiesen.

Eine Frühdiagnose auf AFB-Sporen mittels Untersuchung von Futterkranzproben wird dadurch noch wichtiger als zuvor. Vorsicht: Bei der viel diskutierten Gemülluntersuchung handelt es sich um keine Frühdiagnose!

Prof. Dr. Werner von der Ohe



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