Imkern in Zeiten von Corona: „Kein Problem“

30. März 2020

Horst Schäfer ist Musiker und Vorsitzender eines Imkervereins. Wir sprachen mit ihm darüber, wie die Vereinsarbeit und das Imkern in Zeiten von Corona funktioniert und was die Situation für Künstler bedeutet.

Hallo Herr Schäfer, wie geht es Ihnen? Sind Sie und Ihre Familie gesund?

Ja, wir sind alle gesund.

Sie sind Hornist im Orchester der Staatsoper Hannover. Dort wurde der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Epidemie jedoch eingestellt.

Ja, wir haben keine Aufführungen mehr. Die Intendanz wollte zunächst die laufenden Produktionen für die kommenden Premieren noch zu Ende führen, damit die Stücke für die Premieren dann fertig sind. Aber letztendlich haben sich unsere Sänger dagegen gewandt, weil die auf der Bühne stehen, wo die Spucke fliegt. Daraufhin wurden die Proben eingestellt.

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Imkern in Zeiten von Corona: „Ich habe viel Freizeit. Ich muss aber regelmäßig üben.“

Was bedeutet das für Sie?

Ich bin jetzt dienstbefreit und habe viel Freizeit. Ich muss aber regelmäßig üben. Dabei geht es weniger um das Spielen bestimmter Stücke, als darum wie ein Sportler die Muskeln zu trainieren, damit ich weiterhin auf hohem Niveau spielen kann.

Bekommt eine Familie mit einem Musiker im Hause nicht schnell Lagerkoller?

In unserem Einfamilienhaus kann ich eigentlich Tag und Nacht üben, ohne Nachbarn zu stören. Manchmal sagt allerdings meine Tochter: „Jetzt reicht es, mach die Tür zu!“. Aber meine Frau ist auch Musikerin; wir sind ein Musikerhaushalt, da hat Musik Priorität. Die Musiker der Staatsoper können aber übrigens das Opernhaus weiterhin betreten und in den Stimmzimmern üben. Wer in der Stadt in einer Wohnung wohnt, hat dort oftmals sogar eine kleine Übungszelle eingebaut.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation für Künstler?

Als Angestellter der Oper bin ich in einer recht komfortablen Situation. Für Freischaffende ist es hingegen ein großes Problem. Sie bekommen keine Aufträge mehr und ihnen brechen massiv die Einnahmen weg.

Es steht schon fest, dass 25 Völker in die Blaubeere gehen“

Wie nutzen Sie Ihre freie Zeit als Imker während der Corona-Epidemie?

Ich bin dabei, einen neuen Schleuderraum zu bauen. Da verlege ich die Elektrik selbst und mache die Isolierung. Außerdem ist es jetzt entspannter, sich um die Vereinsarbeit zu kümmern.

Imkern in Zeiten von Corona
Schulungen und andere Veranstaltungen wie in den vergangenen Jahren, können vorerst nicht durchgeführt werden. Horst Schäfer hofft auf eine besser Situation im Mai. Foto: privat

Haben Sie vorsorglich etwas hinsichtlich Ihrer Bienenstände verändert, falls es Einschränkungen bei der Bewegungsfreiheit während der Corona-Epidemie geben sollte?

Nein. Es steht auch schon fest, dass 25 Völker in die Blaubeere gehen werden. Da begegnet man keinem, wenn man die Völker hinbringt. Die Tore stehen auf. In Corona-Zeiten ist Imkern aus meiner Sicht eigentlich kein Problem – da ist man ja in der Regel allein unterwegs. Ich habe allen Mitgliedern im Verein geraten, die Bienenstände beim Veterinäramt zu melden, sofern das noch nicht geschehen war. Eventuell kann die Meldebescheinigung bei einer drohenden Ausgangssperre ja noch hilfreich sein. Dann kann man nachweisen, dass man auf dem Weg zum Bienenstand ist, um die Tiere zu versorgen. Daraufhin riefen mich prompt ein paar Imker an und fragten, wie man die Anmeldung macht.

Wie organisieren Sie als Vorsitzender des Imkervereins Burgwedel-Isernhagen und des Kreisimkervereins Hannover die Vereinsarbeit?

Wir haben erst einmal alle Sitzungen und Veranstaltungen abgesagt. Normalerweise treffen wir uns monatlich. Für Ende August planen wir aber weiterhin unser Bienenfest, doch im Moment findet man niemanden von der Gemeinde, um das Fest anzumelden. Die letzte Vorstandssitzung haben wir per Videokonferenz gemacht. Das war für mich neu, während andere das schon aus ihrem Beruf kannten. Das hat gut geklappt. Zum Glück hatten wir unsere Mitgliederversammlung schon im Februar abgehalten. Somit sind die Formalitäten abgehakt.

Ich kenne Freundschaften, die allein durch die Imkerei entstanden sind, obwohl diese Personen schon seit langer Zeit in der Nähe zueinander wohnten. Die springen füreinander ein, wenn nötig.

Horst Schäfer

Imkern in Zeiten von Corona: „Imker springen füreinander ein, wenn nötig.“

Wie werden Sie die Schulungen in Ihrem Verein während der Corona-Epidemie handhaben?

Im Grunde waren wir bei unseren Kursen mit dem Theorieteil schon durch. Die Frage ist, ob wir die praktischen Teile durchführen können. Wenn die Situation sich wieder bessert, können wir diese ab Mai machen. Noch plane ich damit – die Hoffnung stirbt zuletzt. Andernfalls müssen wir die Termine absagen.

Gab es Hilfeanfragen von Vereinsmitgliedern aufgrund von Corona?

Das kam noch nicht vor. Ich habe schon darüber nachgedacht, was man da machen könnte. Aber im Grunde haben wir im Verein bereits ein gutes Netzwerk, in dem sich die Leute gegenseitig helfen. Es kann ja immer mal passieren, dass jemand krank wird. Ich kenne Freundschaften, die allein durch die Imkerei entstanden sind, obwohl diese Personen schon seit langer Zeit in der Nähe zueinander wohnten. Die springen füreinander ein, wenn nötig.

Imkern in Zeiten von Corona
Horst Schäfer nutzt die freie Zeit, um seinen neuen Schleuderraum weiterzubauen. Hier bringt er die Isolierung an. Foto: privat

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Sebastian Spiewok.

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