Stachellose Bienen mögen kein Koffein

12. September 2019

Einige Pflanzen fügen ihrem Nektar Koffein hinzu und tricksen damit Insekten wie die Westliche Honigbiene aus. Diese sammelt dann umso aktiver und bestäubt die Pflanze effektiver. Forscher haben nun gezeigt, dass stachellose Bienen sich so nicht locken lassen.

Koffein steckt nicht nur in Kaffee oder Tee, sondern auch im Nektar von Kaffee-, einiger Tee- und Zitruspflanzen. Auf das Nervensystem hat es bekanntermaßen eine anregende Wirkung – auch bei Honigbienen. Das haben Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) untersucht und gezeigt, dass die Sammeltätigkeit der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) steigt, wenn sie Nektar dieser koffeinhaltigen Pflanzen trinkt. Außerdem werden dann auch andere Bienen zu der Futterquelle geschickt und dazu motiviert, mit zu sammeln.

Koffein im Nektar lenkt die Bienen ab

Allerdings ist dies ein Trick der Pflanzen, der sich zum Nachteil der Bienen auswirken kann: Mit der erhöhten Sammeltätigkeit wird die Pflanze zwar besser bestäubt. Die Bienen werden vom Koffein jedoch davon abgelenkt, dass es möglicherweise andere Pflanzen in der Nähe gibt, die mehr Nektar und eine bessere Nektarqualität bieten.

„Manche Pflanzen nutzen nämlich Inhaltsstoffe wie Koffein, um Insekten anzuziehen und dadurch ihre Bestäubung zu fördern, während sie selbst möglichst wenig Energie in Nektar und Pollen investieren“, erklären die Forscher in einer aktuellen Mitteilung. Dabei haben sie auch aufgedeckt, dass sich stachellose Bienen nicht in vergleichbarer Weise austricksen lassen.

Koffein im Nektar hilft der Bestäubung

Stachellose Bienen kommen vorwiegend in den Tropen und Subtropen vor. Wie die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) leben sie ebenfalls als Volk in einem Bienenstock und sammeln Honig. Auf den koffeinhaltigen Nektar und Pollen reagieren sie den Untersuchungen der Mainzer Wissenschaftler allerdings nicht. „Wir haben stachellose Bienen in Brasilien untersucht, aber keinen Effekt gefunden, wenn wir ihnen koffeinhaltiges Futter angeboten haben“, erklärt dazu Dr. Christoph Grüter von der JGU. Er und sein Team haben erstmals untersucht, ob auch stachellose Bienen auf Koffein reagieren.

Für die Studie haben die Bienenforscher die Art Plebeia droryana ausgewählt. Diese stachellose Biene hat nur die Größe einer Gartenameise und ist im Süden Brasiliens heimisch. Sie ist ein typischer Bestäuber von Kaffee. Wie die Untersuchungen zeigen, scheint Plebeia droryana allerdings eine Art Toleranz gegen das Koffein entwickelt zu haben. So kamen diese Bienen gleichermaßen zu Futterquellen mit Zuckerlösung, egal ob diese Koffein enthielten oder nicht.

Die Forscher hatten zuvor unterschiedliche Futterspender präpariert und bei der Hälfte die Konzentration der Stimulanz dem natürlichen Koffeingehalt von brasilianischen Kaffeepflanzen angepasst. „Wir konnten bei keiner Messung einen Effekt von Koffein feststellen“, fasst Grüter die Ergebnisse zusammen. 


jtw

Lesen Sie hier, was Sie in der aktuellen Ausgabe des Bienenjournal-Hefts erwartet:

» Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe

TOP-THEMEN im April-Heft

1. DNA-Test

DNA-Tests zur Aufdeckung von Honigbetrug gelten manchen als Heilsbringer für die Imkerei. Andere sind hinsichtlich der aktuellen Aussagekraft dieser Methoden vorsichtig bis skeptisch. Wir fassen für Sie eine Diskussion zusammen, die während der Erwerbsimkertage im österreichischen Wels geführt wurde.

2. Vorsicht bei der Notfütterung

Honigverfälschungen sind zurzeit ein großes Thema, und die Analyse-Methoden haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Dadurch könnten auch Notfütterungen Probleme bereiten, wenn Futterreste im Honig eine Analyse anschlagen lassen. Dr. Ronald Jäger und Dr. Andreas Schierling berichten von ihrem Experiment. 

3. Varroa verhindern durch Brutpausen

Nach dem Schwärmen im Sommer und Frostperioden im Winter kommt es zu natürlichen Brutpausen im Volk. Mit einem Königinnenisolator können Sie diese auch ganz gezielt herbeiführen. So können Sie die Vermehrung der Varroa stören und die Milbenpopulation wirksam reduzieren.

4. Reiseziel Apimondia 2025

Nur noch fünf Monate, bis am 23. September die Apimondia in Kopenhagen startet. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie eine Reise zum Weltimkerkongress planen können. Immerhin bewirbt sich Deutschland dort für die Austragung der Apimondia 2029. Wollen Sie das verpassen?

 

Neugierig geworden? Hier einen Blick ins Heft werfen


Themen: