Varromed und Co. zur Varroa-Behandlung

15. Juli 2017

Die Sommerbehandlung gegen die Varroa-Milbe steht an. Aufgrund der schlechten Sommertracht in einigen Regionen Deutschlands haben einige Imker schon frühzeitig damit begonnen. In letzter Zeit wurden mehrere neue Mittel gegen die Bienenschädlinge zugelassen. Fragen dazu beantwortet Dr. Marika Harz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

1. Kaum Milbentotenfall auf dem Bodeneinschub: Sollte man trotzdem behandeln?

Marika Harz:Ja, es sollte in jedem Fall eine Sommerbehandlung nach der Abschleuderung durchgeführt werden, auch wenn der natürliche Milbentotenfall als gering erscheint. Gerade zu diesem Zeitpunkt befinden sich die meisten Milben in den Brutzellen und vermehren sich. Dem muss mit einer rechtzeitigen Behandlung entgegengewirkt werden, um eine rasant ansteigende Menge an Milben im Volk zu unterbinden.

2. In letzter Zeit sind neue Medikamente wie die MAQS, Oxalsäure zum Sprühen oder VarroMed zugelassen worden. Welche Vorteile haben sie gegenüber der herkömmlichen Behandlung mit Ameisen- und Oxalsäure?

Harz: Hier sollte man unterscheiden, MAQS dürfen auch während der Tracht angewendet werden, es besteht eine Wartezeit von 0 Tagen mit dem Hinweis, dass während der 7-tägigen Behandlung kein Honig zum Verzehr gewonnen werden darf. VarroMed ist für die Behandlung von Bienenvölkern mit und ohne Brut zugelassen und ist nicht während der Tracht anzuwenden. Das Sprühen von Oxalsäure als Sommerbehandlung ist vorrangig für Schwärme, Kunstschwärme und brutfreie Ableger geeignet, ohne aufgesetzte Honigräume. Behandlungen während der Tracht sind meiner Meinung nach abzulehnen – keine Anwendung vor der Abschleuderung.

3. Stellen die neuen Mittel eine wirkliche Alternative dar?

Harz: Zumindest das einmalige Sprühen von Oxalsäure im Sommer ist jetzt eine weitere hochwirksame Alternative zur Behandlung mit Milchsäure. Zu VarroMed kann ich ohne entsprechende Daten aus Feldversuchen keine Einschätzung geben, wir wissen aber aus der Standardzulassung von Oxalsäure, dass mehrfache Oxalsäureanwendungen zu erheblichen Bienenschäden führen können. Außerdem wirkt Oxalsäure nachweislich nicht in die Brut, und inwiefern die relativ geringe Menge an Ameisensäure im Verhältnis zu Oxalsäure in VarroMed als flüssige Träufelformulierung diese Tatsache ausgleichen kann, geht aus den mir vorliegenden Unterlagen nicht hervor. Was wir haben, ist eine größere Auswahl einsetzbarer Medikamente, allerdings ohne neue Wirkstoffe.

4. Ist es Ihrer Meinung nach nötig, dass immer neue Mittel auf den Markt kommen oder sollte man nicht eher nach Wegen suchen, um irgendwann ohne Behandlungsmittel auszukommen?

Harz: Ich bin der Meinung, dass wir mit den vorliegenden Medikamenten eine große Palette an Behandlungsmitteln haben. Was mir fehlt, sind potentielle neue Wirkstoffe, die im Wechsel mit den organischen Säuren zum Einsatz kommen könnten. Es werden bereits Wege gesucht, ohne Akarizide auszukommen, auch die zusätzlichen Empfehlungen aus Kirchhain zu verschiedenen biotechnischen Methoden sind hilfreich und extrem wichtig. Allerdings werden wir für eine flächendeckende Varroakontrolle zukünftig weiterhin auf geeignete Medikamente angewiesen sein.

5. Nochmals zu den Bienen selbst: Die letzten Winter waren so mild, dass viele Bienenvölker durchgebrütet haben. Wie geht man am besten mit dieser Entwicklung um? Trotzdem eine Winterbehandlung einplanen?

Harz: Ich würde in jedem Fall trotzdem eine Winterbehandlung durchführen. Die Brutnester sind zu diesem Zeitpunkt relativ klein und es konnte gezeigt werden, dass z.B. Oxalsäure ihre hohe Wirksamkeit beibehält. Nichtsdestotrotz stellen milde Winter mit durchbrütenden Bienenvölkern eine weitere Herausforderung dar.

In der aktuellen Ausgabe des Deutschen Bienen-Journals finden Sie Berichte zu den neuen Behandlungsmitteln gegen die Varroamilbe.
www.bienenjournal.de/die-zeitschrift/aktuelle-ausgabe/



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