Schwarmzeit im Mai – Das führt zu Schwarmstimmung

01. Mai 2018

Im Mai kann die Sonne zwar schon sommerliche Temperaturen entwickeln, im Laufe des Monats müssen wir aber immer wieder kalte Tage, die „Eisheiligen“ genannt, hinnehmen. Die Bienen zeigen in diesem Monat, zu welchen enormen Leistungen sie bei guter Pflege in der Lage sind.

Da bei uns im Sauerland kaum intensive Landwirtschaft betrieben wird, ist der Tisch für die Bienen das ganze Jahr über reichlich gedeckt. Durch das gute Nektar- und Pollenangebot streben die Völker ihrem Entwicklungshöhepunkt entgegen. Wenn bei meinen Völkern die Tracht aus dem Löwenzahn und der Obstblüte in vollem Gange ist, müssen die Bienen die Möglichkeit haben, den eingetragenen Nektar abzulagern. Da inzwischen alle Völker auf zwei Brut- und einer oder zwei Honigraumzargen sitzen, gibt es hierfür genügend Platz. Nur in Ausnahmejahren kann es vorkommen, dass das Brutnest verhonigt.

So entsteht Schwarmstimmung

Die Legeleistung gesunder Königinnen ist enorm. Bis zu 2.000 Eier legen sie täglich, aus denen drei Wochen später Jungbienen schlüpfen. Nun wird der freie Platz im Volk schnell knapp. Immer mehr junge Pflegebienen stehen vor verdeckelten Brutzellen und werden ihren Futtersaft nicht mehr los. Aber auch die vielen Baubienen finden nach dem Ausbau der Mittelwände und des Baurahmens keine ausreichende Tätigkeit mehr. Das führt zur Schwarmstimmung. Greift der Imker nicht ein, zieht das Volk Jungköniginnen auf und schwärmt.

Das Schwärmen ist ein natürlicher Vorgang und garantiert seit Jahrmillionen eine Regeneration des Volksbestandes. Neben der Volksvermehrung und der Königinnenerneuerung dient es der Regulierung von Krankheiten. Auf natürlichem Wege werden Bruterkrankungen dezimiert. Im zurückgebliebenen Muttervolk schlüpft sämtliche Brut bis zur Eiablage der neuen Königin. Bei nicht schwärmenden Völkern vermehren sich die Varroen ununterbrochen, bei schwärmenden gibt es eine Brutpause, die eine Reduzierung der Milben bewirkt. Durch das Schwarmverhalten hat sich zwischen der asiatischen Biene und der Varroa eine Symbiose entwickelt. Die Milbe als Parasit hat sie sich sehr eng an den Lebenszyklus ihres Wirtes – der Honigbiene – angepasst. Asiatische Bienenvölker, die nicht schwärmen, löscht die Natur kurzerhand aus.

Bei uns in Europa gibt es im Mai für die Varroaweibchen Brutzellen zur Vermehrung im Überfluss. Ich kontrolliere regelmäßig die Windeleinlagen auf natürlichen Milbentotenfall. Nach der Multiplikationsmethode kann ich den Befallsgrad ermitteln: Für jede Milbe, die pro Tag fällt, sind etwa 200 bis 300 Varroen im Volk. Zur Ermittlung der Milbenzahl werden die Windeln nach sieben Tagen Einlegezeit ausgezählt; die Anzahl der gefallenen Varroen wird durch sieben geteilt – das Ergebnis ergibt den Tagesfall. Sollten pro Tag mehr als fünf Milben fallen, entnehme ich so einem Volk verstärkt Drohnen- und sogar Arbeiterinnenbrut.

Schwarmzeit: Vermehrung auf Vitalität

Da in absehbarer Zeit auf natürlichem Wege keine Anpassung der Westlichen Honigbiene an die Milbe entstehen wird, bewirke ich eine Anpassung durch Selektion! Dazu werden durch gesteuerte Anpaarungen die Schwächen einzelner Völker durch die Stärken der besten Bienenvölker eines Standes ausgeglichen. Eine neue Generation von Königinnen beginnt einen Monat später ihre Arbeit.

In jedem Jahr muss eine Selektion auf die Eigenschaften Friedfertigkeit, hohe Honigleistung und geringer Varroabefall wiederholt werden. Die Vitalität der Völker steht dabei immer im Vordergrund. Ihre dynamische Volksentwicklung überrascht jedes Jahr aufs Neue. Völker mit hoher Befallsrate fallen für die Vermehrung über Königinnen und Drohnen aus. Meine so über Jahre selektierten Völker weisen in der Regel vergleichsweise wenig Varroen auf. Ich denke, je mehr Imker diese Selektion bei ihren Völkern anwenden, umso besser wird sich die Situation zwischen Varroa und Biene entwickeln.

Drei bis vier Völker mit den besten Eigenschaften kommen bei mir im Folgejahr zur Vermehrung. Dazu verteile ich von diesen Völkern nach Abgang eines Schwarmes die Schwarmzellen auf die übrigen Völker. Bei den Empfängern habe ich vorher alle Schwarmzellen und Königinnen als nicht vermehrungswürdig entfernt. Bei diesen ungeeigneten Völkern wurden zudem möglichst alle Drohnen abgefangen.

Von den Wirtschaftsvölkern bilde ich in diesem oder im nächsten Monat einen Fünf-Waben-Ableger. Dazu entnehme ich je Volk zwei bis drei mit Bienen besetzte Brutwaben mit Schwarmzellen und fülle diese mit entsprechend vielen verdeckelten Futterwaben auf. Damit keine Arbeitsbienen ins Muttervolk zurückfliegen, kommen die Ableger drei Tage in Kellerhaft oder auf einen Außenstand. Vier Wochen später prüfe ich die Eiablage der jungen Königin. Finde ich noch keine Eier, hänge ich zur Kontrolle eine unverdeckelte Brutwabe ein. Am nächsten Tag zeigen angeblasene Zellen, ob eine Weisel fehlt. Sollte das der Fall sein, wird der weisellose Ableger mit einem weiselrichtigen vereinigt. Alle Völker und Ableger haben nun eine frische Jungkönigin.

Ein Student der Agrarwissenschaften hat für seine Projektarbeit die Varroapopulation bei meinen Bienenvölkern und bei den Bienenvölkern der Fachhochschule als Forschungsprojekt begleitet. Jede Woche wurde der natürliche Totenfall der Varroen gezählt. Die Auszählung zeigt die Unterschiede in der Varroa-Befallssituation an. Über die Auswahl gering befallener Völker soll eine Anpassung an die Milbe erforscht werden.

Teilen und behandeln – Das Bienenvolk im Monat Juli



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