Berufsimker in der Corona-Krise: So sind sie betroffen

08. April 2020

Berufsimker in der Corona-Krise müssen sich neu organisieren, die Imkerei gilt als systemrelevant. Wir sprachen mit Annette Seehaus-Arnold, Präsidentin des Deutschen Berufs-und Erwerbsimkerbundes, über Probleme bei der Wanderung, Einbrüche der Einnahmen von Imkereien mit zweitem Standbein und die Berufsimkertage in Donaueschingen.

Hallo Frau Seehaus-Arnold, wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Wir sind gesund, ich habe aber gerade gefühlte 48-Stunden-Tage.

Sie arbeiten in einem Steuerbüro. Sind Sie da von der Corona-Krise betroffen?

Oh ja, wir müssen gerade vielen Kunden bei den Unterstützungsanträgen helfen. Vielen Unternehmern bricht gerade die Existenzgrundlage weg. Sie wollen Anträge stellen, sind mit den Formularen aber komplett überfordert. Zum Teil dienen wir auch als Seelentröster. Dazu kommen noch die Sorgen der Imker und natürlich die Bienen, denen ich nächste Woche die Honigräume aufsetzen kann, wenn es warm wird.

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Berufsimker in der Corona-Krise: gegenseitig helfen

Wie sieht die Situation für die Berufsimker aus? Es heißt, die Tierversorgung müsse gewährleistet sein. Das hört sich an, als ob sich Imker keine Sorgen machen müssten.

Schön wär’s, aber leider haben wir einige Veterinärämter, die den Imkern eine Anwanderung verweigern. Dies begründen sie mit dem Seuchenfall – allerdings Corona und nicht Faulbrut. Wir dürfen aber mit gültigem Gesundheitszeugnis wandern; das teile ich auch allen so mit. Mancherorts ist es aber auch schwierig, Gesundheitszeugnisse zu erhalten, weil die Veterinäre nicht an den Stand kommen wollen. Es gibt aber auch Lichtblicke: Wo sich Veterinär und Imker gut kennen, wird auch mal das Zeugnis verlängert. Oder dort, wo ein Sachverständiger kommen und die Völker nach Klink beurteilen würde, hat ein Imker seine Völker mit dem Handy gefilmt und per Whatsapp ans Amt geschickt. Das wurde dann akzeptiert.

Einige Berufsimker haben Bienenstände auch in anderen Ländern. Die kommen durch die Reisebeschränkungen nicht über die Grenze. Wie versorgen die ihre Bienen?

Mir ist zumindest ein Fall bekannt, den wir an die Kollegen in Österreich vermittelt haben. Die konnten dann helfen, die Betreuung zu sichern. Wir haben auch zusammen mit den Österreichern die Internetseite imkerhilfe.eu eingerichtet, damit sich Imker im Problemfall gegenseitig helfen können. Dabei geht es natürlich auch um Bienen innerhalb Deutschlands. Auf der Seite haben sich mittlerweile 65 Berufs- und Freizeitimker eingetragen, die bereit sind zu helfen.

In der Landwirtschaft läuft die Diskussion über den Einlass von Erntehelfern weiter. Fehlen in der Imkerei ebenfalls Saisonarbeiter?

Berufsimker in der Corona-Krise
Die Berufsimkerpräsidentin während der Wir-haben-es-satt-Demonstration in Berlin. Foto: Sebastian Spiewok

Es gibt einige größere Imkereien, die normalerweise Saisonarbeiter haben. Die mussten sich bereits nach anderen Helfern umschauen.

Corona-Krise: Berufsimkereien können Unterstützungsanträge stellen

Welche weiteren Probleme verursacht die Corona-Krise für die Berufsimker?

Die Situation trifft besonders noch Imkereien, die als zweites Standbein das Anbieten von Schulungen haben oder die auf Spezialmärkten, wie Frühlings- oder Mittelaltermärkten, verkaufen. Zudem fällt die Belieferung an Gaststätten und Hotels weg, da die alle geschlossen sind. Diesen Imkereien brechen die Einnahmen weg.

Können Berufsimkereien Unterstützungsanträge stellen?

Jetzt ja. Anfangs war die Land- und Forstwirtschaft noch nicht dabei.

Die Wanderversammlung der deutschsprachigen Imker in Südtirol wurde abgesagt. Wird schon über eine Absage der Berufsimkertage in Donaueschingen diskutiert?

Ja, und auch über die Tagung in Celle. Wir machen uns Gedanken und hatten dazu vor Kurzem eine Telefonkonferenz. Aber erst einmal planen wir weiter. Das werden wir dann kurzfristig entscheiden müssen.

Berufsimker in der Corona-Krise: Ist der Honigmarkt betroffen?

Corona-Krise: Imker helfen sich gegenseitig
Annette-Seehaus-Arnold übergibt eine Honigspende an das Senioren- und Pflegeheim Rhönresidenz Niederlauer. Foto: Anette Seehaus-Arnold

Anfang des Jahres hieß es, dass China aufgrund der Quarantäne womöglich weniger Honig produzieren wird. Wäre das nicht eine Chance für den heimischen Honig?

In Deutschland produzieren wir ja leider nur 25 bis 30 Prozent des konsumierten Honigs. Aber die Krise wird vermutlich auch den Honigmarkt treffen. Das wäre dann tatsächlich eine Chance für den heimischen Honig, auch den Preis zu bekommen, den er wert ist.

Was möchten Sie den Imkern noch mit auf den Weg geben?

Wir haben heute eine neue Kampagne gestartet, und möchten alle Imker dazu aufrufen, an Beschäftigte im Bereich der Medizin und der Pflege Honig zu spenden. Das wäre ein kleines Dankeschön für die enorme Arbeit, die diese Leute gerade leisten. Und wer das gut macht, kann auf diese Weise auch gleich für seine Imkerei werben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Sebastian Spiewok

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