Imkern im Dezember: Zeit für die Restentmilbung

25. November 2020

Das bestimmende Thema für das Imkern im Dezember ist die Restentmilbung, also die Behandlung der Bienen mit Oxalsäure gegen die Varroamilbe. Das ist dabei zu beachten.

Ab Anfang Dezember nehmen im Harz die Temperaturen merklich ab und erreichen schnell den Gefrierpunkt. Dauert dieses Wetter mehrere Tage an, kann davon ausgegangen werden, dass die Völker nun endgültig aus der Brut gehen. Deshalb merke ich mir die Frostnächte und weiß so genau, wann die letzte Brut ausgelaufen ist.

So lange die Bienen am Tage noch fliegen können oder mit Pollen heimkommen, kann immer noch Brut vorhanden sein. Erst wenn an mehreren Tagen die Temperaturen deutlich unter null und tagsüber nicht weit über dem Gefrierpunkt liegen, wird keine neue Brut mehr angelegt. 21 Tage später ist es dann so weit: Ich kann mit der Restentmilbung beginnen. Ich führe sie gleichermaßen bei allen Völkern durch und ermittle nicht erneut den Totenfall der Varroen.

Imkern im Dezember: Restentmilbung mit Oxalsäure

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DBJ Ausgabe 4/2024

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Die letzte Behandlung der Völker erfolgt bei mir mit der handelsüblichen 3,5-prozentigen Oxalsäuredihydratlösung ad us. vet., typischerweise um den 15. Dezember herum. Diese Anwendung muss in einem Bestandsbuch festgehalten werden. Dazu trage ich Datum, Volksnummer und die jeweils verwendete Menge an Oxalsäuredihydratlösung ein.

Die Handhabung ist einfach, preiswert, wirksam und sehr gut bienenverträglich. Die Behandlung dauert je Volk nur etwa eine Minute, ich brauche mir kein teures Applikationsgerät zu kaufen und gefährde meine Gesundheit nicht. Auf keinen Fall sollte man versuchen, die Lösung aus Kristallen selbst herzustellen, denn Oxalsäure ist ein extrem giftiges Atemgift, auch für den Menschen.

Deshalb sind bei der Verabreichung der handelsüblichen Oxalsäuredihydratlösung besondere Schutzmaßnahmen notwendig. Gummihandschuhe, Atemschutz und eine Schutzbrille bilden die Grundausstattung. Nach der Behandlung sollte die Kleidung gewaschen werden, um Rückstände zu entfernen.

Oxalsäurebehandlung: So geht`s

Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, bekommt jedes Volk pro belegte Wabengasse 5 ml. Das sind bei sehr starken Völkern im Dadantmaß zwischen 40 und 50 ml Oxalsäuredihydratlösung. Meine Fünf-Waben-Ableger bekommen generell 30 ml verabreicht. Die optimale Wirkung ist gegeben, wenn die Völker bereits in der Wintertraube eng zusammensitzen. Einige Grade unter null spielen dabei keine Rolle.

Um die Menge gut dosieren zu können, benutze ich eine Spritze mit einer Skala von 0 bis 50 ml. Die Spitze wird an der Kanüle ein wenig gekürzt, um sie besser zwischen den Wabengassen bewegen zu können. Übergebautes Wachs entferne ich, sodass die Kanüle, ohne zu ruckeln geführt werden kann.

Restentmilbung: Diese Vorbereitung ist wichtig

Bevor die Behandlung beginnt, reinige ich die Windeln, damit ich die Wirksamkeit meiner Varroabehandlung kontrollieren kann. Nach drei Tagen und noch einmal nach sieben Tagen kontrolliere ich den Totenfall der Milben auf den Einlagen. Mit bloßem Auge sind die Milben auf der Windelunterlage deutlich zu erkennen. Sind viele Milben gefallen, zähle ich diese mithilfe meiner Software.

Wenn 20 bis 100 Milben fallen, ist das ein gutes Zeichen; fallen aber Hunderte und gar 1.000 Milben, steht das Volk kurz vor dem Zusammenbruch. In so einem Fall kann man nur noch hoffen, dass diese Völker überleben – reagieren kann ich nicht mehr. Es kann durch Räuberei zu einer starken Reinvasion mit Milben gekommen sein.

Das ist mir bei einem sehr starken Volk schon einmal passiert: Die Bienen haben bei einem benachbarten Imker geräubert und so als blinde Passagiere Milben mit nach Hause gebracht. Durch die erfolgte Restentmilbung konnte dieses Volk jedoch gerettet werden und war im Frühjahr nur etwas später startklar als die anderen Völker. Mit Oxalsäuredihydratlösung darf nur einmal behandelt werden, sonst könnten die Bienen übersäuern und zugrunde gehen.

Imkern im Dezember: Neue Verfahren zur Oxalsäurebehandlung

Weitere neue Verfahren für die Einbringung von Oxalsäure wende ich nicht an. Genauso wie die anderen neuen Behandlungsmethoden lasse ich diese erst einmal durch unsere Bieneninstitute untersuchen und entsprechende Richtlinien und Verarbeitungshinweise festlegen, bevor ich die Anwendung in Betracht ziehe. Ich komme mit den Milben sehr gut klar und habe noch nie Völker durch die Milbe oder die Behandlung dagegen verloren.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit dem Dezember komme ich mit meinen Ausführungen zum Ende. Ich hoffe, für den einen oder anderen Imker hilfreiche Unterstützung oder Anregungen gegeben zu haben. Vielleicht konnte ich zum Nachdenken oder zu Diskussionen anregen. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche alles Gute für Sie und Ihre Bienen sowie allzeit volle Honigtöpfe…

Ihr Stefan Bormann

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