Wir werden uns in diesem Jahr mit dem Anpassen des Brutraums im Jahreslauf beschäftigen. Auch der Naturschwarm betreibt in seiner selbst gewählten Behausung einen angepassten Lebensraum. Während er am Anfang noch relativ klein ist, wächst er nach dem Schlupf des ersten Brutsatzes. Beginnt die Tracht, baut der Schwarm so viel Wabenwerk, dass er den stark wasserhaltigen Nektar „auffangen“ kann. Nachdem die Bienen diesen dann von außen nach innen umgetragen und eingedickt haben, stehen die vorher gebauten Waben leer – sie zeigen an, dass sie einmal erforderlich waren, jetzt aber nicht mehr gebraucht werden.

Mit dem angepassten Brutraum imitieren wir dieses natürliche Verhalten des Bienenvolkes. Dabei unterscheiden wir in unserer Betrachtung zwischen Brutmasse und Bienenmasse. Wenn wir das Volk von der Natur in die Kulturpflege überführen, bieten wir ihm eine Beute als Behausung an, der Landwirt würde sagen: einen Stall. Durch diese Pflegemaßnahme erhalten wir mehr Honig. Zudem können wir das Bienenvolk besser beobachten und – falls nötig – eingreifen, ohne das ganze Bienenvolk zerstören zu müssen.
Die erste Frage, die sich uns stellt, lautet: Wieviel Platz braucht das Bienenvolk, um sich gut zu entwickeln, und welche Faktoren sind dazu erforderlich?
Nötige Brutfläche im angepassten Brutraum
Bei einer maximalen Eilegerate von 2.000 Eiern pro Tag und einer durchschnittlichen Entwicklungszeit der Arbeiterinnen von 21 Tagen ergibt sich ein Platzbedarf von 42.000 Brutzellen. Eine Wabe im Deutsch Normalmaß fasst rund 5.100 Zellen, eine Zanderwabe etwa 6.400 Zellen und eine Großwabe (Dadant, Zadant, DNM-1,5) ca. 8.500 Zellen. Es sind also acht bis neun Waben im Deutsch Normal-, sieben Waben im Zander- und fünf Waben im Dadantmaß erforderlich, um die volle Legeleistung einer Königin aufzunehmen. Mehr Platz im Brutraum ist nicht erforderlich.
Den Honigraum setzt man auf, sobald die Tracht einsetzt, und dann, wenn die Bienenmasse im Brutraum keinen Platz mehr hat. Für das Platzgeben im Frühjahr stellen sich also folgende Fragen: Wie viel Platz braucht der Brutraum im Moment? Ab wann ist der Moment gekommen, wenn die Bienen mehr Platz benötigen?
Thermoschiede im angepassten Brutraum

Im März fasst man die Brut – wenn man dies nicht bereits im November getan hat – mit zwei isolierten Schieden ein. Diese muss man direkt an die Brut rücken. Zudem müssen die Bienen die Schiede auf allen vier Seiten überwinden können. Die Schiede bleiben so lange an dieser Position, bis die Brutwaben zu 80 bis 100 Prozent durchgebrütet sind. Erst dann wird um eine Wabe erweitert, und zwar um eine Futterwabe. Das ist die Grundregel.
Im Verlaufe des März wächst ein Volk auf sechs bis acht Brutwaben im Deutsch Normalmaß an. Hinter dem Schied befinden sich Waben mit Futterreserven. Die gut isolierte Styroporbeute ist nicht diffusionsoffen, wodurch sich zu viel Kondenswasser bildet. Sie bietet aber hinsichtlich des Wärmehaushaltes optimale Entwicklungsbedingungen.
Durch diese Frühjahrspflege gelingt es den Bienen leichter, eine konstante Temperatur im Brutnest zu halten. Die Bienen werden besser gepflegt. Sie werden langlebiger, und die Winterbienen verlieren weniger Lebenszeit, da sie insgesamt weniger heizen müssen. Im Verlauf des März kann man das Brutnest auf diese Weise – je nach Wabenmaß – um zwei bis vier Waben erweitern. Anfang April sollte die Entwicklung des Brutnestes abgeschlossen sein, damit sich das Volk ganz auf das Honigsammeln konzentrieren kann.
Autor: Jürgen Binder
Lesen Sie hier, was Sie in der aktuellen Ausgabe des Bienenjournal-Hefts erwartet:
» Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe
TOP-THEMEN im April-Heft
1. DNA-Test
DNA-Tests zur Aufdeckung von Honigbetrug gelten manchen als Heilsbringer für die Imkerei. Andere sind hinsichtlich der aktuellen Aussagekraft dieser Methoden vorsichtig bis skeptisch. Wir fassen für Sie eine Diskussion zusammen, die während der Erwerbsimkertage im österreichischen Wels geführt wurde.
2. Vorsicht bei der Notfütterung
Honigverfälschungen sind zurzeit ein großes Thema, und die Analyse-Methoden haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Dadurch könnten auch Notfütterungen Probleme bereiten, wenn Futterreste im Honig eine Analyse anschlagen lassen. Dr. Ronald Jäger und Dr. Andreas Schierling berichten von ihrem Experiment.
3. Varroa verhindern durch Brutpausen
Nach dem Schwärmen im Sommer und Frostperioden im Winter kommt es zu natürlichen Brutpausen im Volk. Mit einem Königinnenisolator können Sie diese auch ganz gezielt herbeiführen. So können Sie die Vermehrung der Varroa stören und die Milbenpopulation wirksam reduzieren.
4. Reiseziel Apimondia 2025
Nur noch fünf Monate, bis am 23. September die Apimondia in Kopenhagen startet. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie eine Reise zum Weltimkerkongress planen können. Immerhin bewirbt sich Deutschland dort für die Austragung der Apimondia 2029. Wollen Sie das verpassen?
Themen: