Honig, Pollen, Propolis – was hilft gegen Corona?

20. Oktober 2020

Kann man mit Bienenprodukten Covid-19 heilen oder Symptome lindern? Wir haben die wissenschaftliche Literatur auf Hinweise überprüft. Hier einige Ergebnisse dazu, ob Honig, Pollen, Propolis oder Bienengift tatsächlich gegen das Coronavirus wirken.

Hilft Bienengift vor und bei einer Coronainfektion?

Besonderes Aufsehen hat ein chinesischer Beitrag in der Zeitschrift Toxicon erregt, der Bienengift als mögliches Mittel gegen COVID-19 ins Spiel brachte. Demnach sei kein einziger von über 5.000 befragten Imkernden erkrankt, nicht einmal in der chinesischen Provinz Wuhan, in der die Krankheit ursprünglich ausgebrochen war. Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich jedoch um einen „Brief an den Redakteur“, in dem sich keine weiteren Hinweise zur Datenerhebung finden. Es handelt sich also um keine wissenschaftliche Veröffentlichung im engeren Sinne.

Professorin Dr. Jutta Hübner vom Universitätsklinikum Jena äußerte gegenüber dem MDR Thüringen starke Bedenken an den Aussagen aus China: „Wir wissen, dass in Bienenprodukten Substanzen enthalten sind, die gegen Viren und Bakterien wirken können. Aber die Frage ist natürlich, ob das jetzt vor Corona schützt? Und da würde ich die Behauptung ‚kein Imker erkrankt‘ mit mehreren Fragezeichen versehen. Das klingt nicht nur zu schön, dafür gibt es keine gute Erklärung. In solchen Fällen gibt es nie 100 Prozent in der Medizin.“

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Grundsätzlich ist bekannt, dass Bienengift das Immunsystem aktiviert und auch gegen unterschiedliche Viren wirkt. Das heißt aber nicht automatisch, dass es auch gegen COVID-19 hilft. Eine aktuelle Umfrage unter Imkernden in Deutschland zeigte, dass Bienenstiche offenbar keinen Einfluss auf eine Erkrankung haben. So waren 45 von 236 Imkernden trotz regelmäßiger Stiche an COVID-19 erkrankt und zwei gar gestorben. Mehr Informationen über die Studie und ihre Ergebnisse finden Sie hier. Übrigens: Von anderer Seite her steht Schlangengift als mögliches Mittel gegen COVID-19 in der Diskussion.

Hilft Propolis gegen COVID-19?

Asien erlebte durch COVID-19 einen Boom beim Verkauf von sogenanntem Functional Food, also von Lebensmitteln, die neben der Ernährung noch einen weiteren Zweck erfüllen sollen. Dabei spielten auch Produkte mit Propolis eine Rolle. So soll die zuständige Behörde in Korea Vorschriften für die Verwendung von Propolis gelockert haben.

Da Propolis gegen Bakterien, Viren und Entzündungsprozesse wirken und das Immunsystem beeinflussen kann, hat dieses Bienenprodukt durchaus Potenzial. Daher erhielt Propolis unter den Bienenprodukten auch die größte Aufmerksamkeit in der Wissenschaft als mögliches Mittel gegen COVID-19 – allerdings gibt es dazu bislang ebenfalls nur Thesen. Dabei stehen bestimmte Bestandteile der Propolis im Vordergrund, unter anderem Kaffeesäure-Phenylester und Quercetin.

Propolis gegen COVID-19: Bislang nur Computermodelle

Was hilft gegen Corona: Bienengift AdobeStock/ sergo321
Es konnte nicht bestätigt werden, dass eine Immunität gegenüber Bienengift vor einer Coronainfektion schützt. Foto: AdobeStock/sergo321

Das neuartige Coronavirus kurbelt im Körper von Infizierten bestimmte Prozesse an, die zu Lungenentzündung, Fibrose und zur Unterdrückung des Immunsystems führen können. Propolis stört in Computermodellen diese Prozesse und könnte daher möglicherweise entsprechende Krankheitssymp­tome verhindern oder zumindest lindern. So blockieren beispielsweise Kaffeesäure-Phenylester in Simulationen das Protein MPro, das das Virus zur Vermehrung benötigt. Artepillin C, ein Hauptbestandteil der Grünen Propolis aus Brasilien, könnte aufgrund seiner Struktur ein anderes Virusprotein dabei stören, im Körper anzudocken, und somit Entzündungen verringern.

Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Propolis ein sehr starkes Allergen ist. Zudem weisen die Forschenden darauf hin, dass sie in ihrer Zusammensetzung stark variiert. Somit könnten notwendige Bestandteile in manchen Propolispräparaten in zu geringer Menge enthalten sein. Auf der anderen Seite schädigen zu hohe Dosierungen möglicherweise das Erbgut. Inzwischen gibt es aber auch standardisierte Produkte auf dem Markt.

Was hilft gegen Corona? Honig lindert zumindest Husten

Beim Verdacht einer COVID-19-Erkrankung wird in einigen Ländern die Einnahme von Honig empfohlen, so auch vom Nationalen Gesundheitsservice in Großbritannien und von einigen US-amerikanischen Universitäten. Diese Empfehlungen richten sich aber vor allem gegen auftretenden Husten. Hier haben Studien zumindest bei Kindern gezeigt, dass Honig besser hilft als die üblichen Behandlungsmethoden (siehe dbj 10/2020, Seite 5).

Honig wird also meist gegen mögliche Begleiterkrankungen von COVID-19 empfohlen. Es gibt zwar Hinweise, dass er generell gegen Viren wirken könnte, dabei handelt es sich jedoch bislang meist nur um Ergebnisse aus Laborversuchen. Zumindest an der Misr-Universität für Wissenschaft und Technologie in Ägypten soll zurzeit aber eine klinische Studie laufen, in der Patienten Honig verabreicht bekommen, die an COVID-19 erkrankt sind.

Was hilft gegen Corona - Honig Unsplash/Arwin Neil Baichoo
Honig könnte zumindest Begleiterkrankungen einer Coronainfektion wie Husten lindern. Foto: Unsplash/Arwin Neil Baichoo

Honig von Stachellosen Bienen: Potenzial als Entzündungshemmer

Forschende der Universität von Malaysia wiesen im Malaysian Journal of Medical Sciences darauf hin, dass der Honig von Stachellosen Bienen besonders viele Phenole enthält und in Tierversuchen gegen Entzündungen geholfen habe. Dabei schränke der Honig bestimmte Prozesse im Körper ein, die auch das Coronavirus in Gang setzen würden. Somit könne der Honig Stachelloser Bienen theoretisch Entzündungen vorbeugen, die durch dieses Virus verursacht werden.

Vereinzelt finden sich im Internet Berichte, dass Erkrankte allein durch die Einnahme von Manuka­honig gesundet seien. In Südamerika wurde die Empfehlung verbreitet, zum Schutz Aspirin in Honig einzunehmen. Für beide Behauptungen gibt es keine Datengrundlage. Allerdings haben derartige Darstellungen wohl dazu geführt, dass die Manukaindustrie ihre anfänglichen Verluste durch den eingeschränkten Handel schnell wieder ausgleichen konnte. Auch in Deutschland und anderen Ländern berichteten einige Imker von einer erhöhten Nachfrage aufgrund der Coronapandemie. Und sicherlich ist Honig weniger bedenklich als manche anderen Empfehlungen wie zum Beispiel Hydroxychloroquin.

Was hilft gegen Corona? Fehlende Datenbasis auch bei Pollen

Hinsichtlich der Frage, ob Pollen oder Bienenbrot mögliche Mittel gegen COVID-19 sind, herrscht wissenschaftlich fast vollständige Funkstille. Lediglich drei niederländische Forschende stellten gemeinsam die These auf, dass Pollen als natürliche Aerosole in der Luft die Vermehrung von Grippe- und Coronaviren verringern könnten, indem sie das Immunsystem aktivieren. Eine wissenschaftliche Studie dazu fand nicht statt.

Sebastian Spiewok

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