Teilen und behandeln – Das Bienenvolk im Monat Juli

01. Juli 2017

Nach der Sommersonnenwende werden die Tage kürzer. Die Bienenvölker, ob jung oder alt, reagieren einheitlich mit dem Schrumpfen des Brutnestes, die stärkeren Altvölker etwas früher als die schwächeren Jungvölker. Von Ende Juli bis Mitte September drosselt die Königin eines Altvolkes ihre durchschnittliche Tageslegeleistung von vorher über 1.500 Eiern auf weniger als 500.

So entstehen Winterbienen

Wie bekommt die Königin im Stockdunkeln mit, dass die Tage kürzer werden? Woher weiß sie, dass der Winter „demnächst“ Einzug hält? Wahrscheinlich ist es eine Entscheidung, die vom Volk als Ganzem getroffen und umgesetzt wird. Bedenkenswert ist, dass keine der Arbeiterinnen im Volk, die an diesen Vorbereitungen beteiligt sind, den letzten Winter erlebt hat und auch keine von ihnen den nächsten Winter erleben wird.

Winterbienen kommen erst im Herbst zur Welt. Ihre Entstehung gleicht der der Schwarmbienen. Frisch geschlüpfte Bienen sind hungrig. Sie fressen sich mit Bienenbrot und Honig voll, produzieren Futtersaft, werden ihn aber nicht los, denn wie im Mai stößt viel Pflegepotenzial auf wenig Pflegebedarf. Der Futtersaft wird als Fetteiweißpolster im Hinterleib deponiert. Fertig ist die Winterbiene.

Wenn eine Biene keine Larven füttert, lebt sie länger, allerdings nur, wenn sie gesund zur Welt kommt und im Puppenstadium von einem Varroabefall verschont bleibt. Deshalb darf der Varroabefall der Völker während der Aufzucht der Winterbienen im Herbst die Schadensschwelle nicht überschreiten.

Im Gemüll lesen

Den Varroabefall beurteile ich anhand des natürlichen Milbenfalls über Gemülldiagnosen. Dazu fange ich das Gemüll von drei bis fünf Tagen mit einer in den Gitterboden eingeschobenen Windel auf und suche es mithilfe einer Kopflupe ab. Die Anzahl der gefundenen Milben geteilt durch die Einlegedauer in Tagen ergibt die Zahl pro Tag gefallener Milben. Der natürliche Milbenfall entsteht hauptsächlich beim Schlupf der befallenen Brut. Im Herbst liegt die Schadensschwelle mit zehn Milben pro Tag deutlich niedriger als im Sommer. Im Sommer sollte der natürliche Milbenfall die Zahl von 100 Milben täglich nicht überschreiten. Dann sind etwa 10.000 Milben im Volk.

Die wesentlich niedrigere Varroatoleranz der Völker im Herbst macht deutlich, worauf bei den notwendigen Behandlungen im Spätsommer zu achten ist: Es kommt nicht darauf an, wie viele Milben fallen, sondern wie viele Milben im Volk verbleiben und sich dort weiter vermehren. Aus fünf Milben pro Tag Ende August können 20 Milben täglich im November werden – damit wäre die Schadensschwelle im Herbst deutlich überschritten.

Meine Varroabehandlungen sind in die Spätsommer- und Herbstpflege integriert. Bei den Altvölkern stehen zwei bewährte Konzepte zur Auswahl: zum einen das Verfahren „Teilen und behandeln“, das Ende Juli nach der Sommerhonigernte beginnt; zum anderen die „Spätsommerpflege in vier Schritten“, die erst gegen Ende August startet.

Teilen und behandeln

Diese Methode folgt einem genauen Terminplan. Für jedes Volk brauche ich einen zweiten Gitterboden und eine zweite Abdeckung (Innendeckel, Blechhaube). Am Tag x teile ich das Volk in einen weiselrichtigen Flugling und ein weiselloses Brutvolk.

Den Flugling behandele ich am Tag „x+2“. Am Tag „x+21“ kommt das dann brutfreie und eingeengte Brutvolk an die Reihe. Wenig später macht seine Nachschaffungskönigin ihren Hochzeitsflug. Nach der Auffütterung werden die beiden Volksteile durch einfaches Aufeinandersetzen wieder vereinigt.

Bei der Teilung wird das Volk zuerst zerlegt. Ich hebe den Honigraum ab und stelle ihn zur Seite. Die obere Brutraumzarge parke ich auf einer umgedrehten Blechhaube, die untere setze ich auf einen neuen Gitterboden. Der Honigraum findet auf dem alten Gitterboden Platz. Dort entsteht der Flugling. Dann suche ich die Königin. Meist befindet sie sich in der oberen Brutraumzarge. Sie kommt mit ein paar Begleitbienen in einen mit Futterteig verschlossenen Käfig. Ich lege ihn auf eine besetzte Wabengasse des Honigraumes. Anschließend setze ich das Brutvolk wieder zusammen und stelle es zum Abfliegen auf den Flugling. Sein eingeengtes Flugloch zeigt in dieselbe Richtung wie das des Fluglings.

Etwa zwei Drittel der Bienen des geteilten Volkes landen im Flugling. Dort dauert es ein bis zwei Tage, bis die Königin sich frei gefressen hat und auf den hellen Waben des ursprünglichen Honigraumes mit der Eiablage beginnt. Zwei Tage nach der Teilung behandle ich den Flugling mit Milch- oder Oxalsäure gegen die Varroa. Das Beträufeln wirkt im Sommer deutlich schlechter als das Besprühen. Deshalb bevorzuge ich die Sprühbehandlung. Zum „Teilen und behandeln“ gehört auch die Gemülldiagnose vor und nach einer Behandlung.

Das Brutvolk lasse ich bis zur Wiedervereinigung auf dem Flugling stehen und hebe es, wenn Behandlung und Fütterung anstehen, vorher ab und setze es nachher wieder auf.

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TOP-THEMEN im Mai-Heft

1. Schwerpunkt Varroaresistenz

Es ist möglich, varroaresistente Bienen zu züchten und zu halten. Das zeigen Wissenschaft und auch Erfolge von Züchterinnen und Züchter. Jetzt gilt es, Wissen und Erfahrungen in der Imkerschaft in die Breite zu tragen. Der neue Schwerpunkt zeigt, wie Sie an der Verbreitung von Varroaresistenz mitwirken können. Darin gehen wir sowohl auf Aspekte der Zucht als auch auf biotechnische Maßnahmen ein, die den Einsatz von Medikamenten verringern oder gar überflüssig machen.

2. Schwarmfang

Wer einen Schwarm Honigbienen in freier Natur erspäht, muss schnell handeln. Manchmal fängt man einen solchen an einem Zaun in Kniehöhe, ein anderes Mal hängt er hoch oben an einer Straßenlaterne. Mit welchen Geräten schreiten Schwarmjägerinnen und -jäger zur Tat? Das dbj hat sich umgeschaut – ein Überblick.

3. Virentest

Seit September 2023 ist der sogenannte FASTest® BEE 3T auf dem Markt: ein Schnelltest, der drei Bienenviren nachweisen und von Imkerinnen und Imkern selbst durchgeführt werden kann. In einem Beitrag erläutern die drei Entwicklerinnen und der Entwickler die Hintergründe der Entstehung und seine Anwendung.

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