Imkern im Oktober: Sind die Bienen bereit für den Winter?

23. September 2020

Eine erfolgreiche Varroabehandlung, ausreichendes Einfüttern und junge Bienenköniginnen sprechen für eine gelungene Einwinterung, die im Oktober abgeschlossen sein sollte. Imkern im Oktober heißt vor allem, sich um das Wachs und die Honigvermarktung zu kümmern. Monatsbetrachter Stefan Bormann schreibt, wie er im Oktober vorgeht.

Die Völker sind bereits vollständig eingewintert: Sie besitzen nun ihrer Volks- und Raumgröße entsprechend genügend Futter. Die Milben wurden unter die Schadschwelle gedrückt. An den wenigen Sonnentagen tragen die Bienen immer noch Pollen ein, den sie neben der restlichen Brut als Winterreserve zusammen mit Propolis und Honig in die Zellen einlagern.

Imkern im Oktober: Sind die Bienenvölker weiselrichtig?

Das Wichtigste für die Überwinterung sind gesunde und vitale Bienen. Eine gute Pollenversorgung bis weit in den Spätherbst hinein und das Belassen von mindestens 30 Prozent Honig als Winterfutter garantieren mir starke und vitale Völker im Frühjahr. Bei allzu großer Sparsamkeit kann es schnell zu einem negativen Effekt auf die Völker kommen.

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Bei meinen routinemäßigen Kontrollen beobachte ich die Völker speziell auf Weiselrichtigkeit. Tragen sie vormittags zwischen 10 und 12 Uhr emsig Pollen ein, sind die Völker weiselrichtig. Einige Völker mit vorjährigen Königinnen weiseln im Spätherbst gern still um.

Ein sicheres Zeichen der Weisellosigkeit sind herumlaufende und suchende Bienen auf dem Flugloch und an der Beutenfront. Hier besteht noch die Möglichkeit, eine Königin neu zuzusetzen. Weil für das Volk keine andere Chance besteht, werden sie sehr gut angenommen. Für diese Fälle hebe ich mir immer ein paar Reserveköniginnen auf, um reagieren zu können.

Wachsverarbeitung: Das steht im Oktober an

Zwar ist an den Bienen nichts mehr zu tun, aber Arbeit gibt es noch genug. An regnerischen und trüben Tagen schneide ich alle aussortierten Honig- und Brutwaben aus und schmelze sie im Dampfwachsschmelzer ein. Sitzen die Drähte der Waben zu locker, spanne ich sie nach oder ersetze sie. Da die Honigräume nur in der Trachtzeit benutzt werden, sind ihre Waben nicht mit Säuren in Verbindung gekommen. Die Drohnenbrut wurde schon übers Jahr verteilt ausgeschmolzen.

Wachsschmelzen: So geht’s

Mein Wachsschmelzer besteht aus einem großen abgeschlossenen Edelstahlbehälter mit einem Sieb zum Zurückhalten des Tresters. Als Dampferzeuger verwende ich einen Dampfmeister mit einer Leistung von 2.200 Watt. So kann ich in einem Durchgang etwa 20 Waben einschmelzen. Unter dem Edelstahlbehälter fließt das flüssige Wachs direkt in einen beheizten Auffangbehälter.

So bekomme ich schöne Wachsblöcke, die schon gut vorgereinigt sind. Die Schmutzpartikel setzen sich unten ab und könne nach dem Erkalten entfernt werden. Da ich draußen im Freien ausschmelze, muss ich aufpassen, dass keine Räuberei entsteht. Die Spürbienen sind jetzt besonders emsig unterwegs, um mögliche Trachtquellen zu erkunden.

So wird das Bienenwachs keimfrei

Damit ich das Wachs für meinen Wachskreislauf nutzen kann, mache ich es durch Erhitzen keimfrei. Dazu verwende ich einen Drucktopf, der bei 2,7 bar eine Temperatur von 130 °C erreicht. Ich halte die Temperatur für 30 Minuten, um auch mögliche Faulbrutsporen sicher zu vernichten. Später kommt das etwas abgekühlte Wachs in einen elektrischen Einkochtopf und wird darin auf 80 °C Gießtemperatur gehalten.

Für die Mittelwandherstellung nutze ich eine luftgekühlte Mittelwandgießform. Mit einer Kelle schöpfe ich die jeweils für eine Mittelwand benötigte Wachsmenge hinein. Meine fertige Mittelwand ist 43 x 30 cm groß, ich schneide sie sofort auf Fertigmaß. Inzwischen ist die Gussform so weit abgekühlt, dass ich die nächste Mittelwand fertigen kann.

Honig rühren, impfen und abfüllen

Nun habe ich auch wieder Zeit für die Honigvermarktung. Der Honig ist bei mir etwa zehn Tage nach seiner Schleuderung komplett in Gläser abgefüllt, und zwar ausschließlich in das Imkerhonigglas des Deutschen Imkerbundes. Nur darin kann ich meinen Honigkunden regelmäßig kontrollierte Qualität bieten. Zum Rühren verwende ich einen elektronisch gesteuerten heizbaren Rührbehälter, der gleich an die Abfüllmaschine Nassenheider Fill up mit Drehtisch angeschlossen ist. So kann ich je Charge bis zu 450 Gläser auf einmal abfüllen.

Vor dem ersten Rühren impfe ich den Honig mit besonders cremigem Frühtrachthonig. Anschließend lasse ich für fünf bis acht Tage das Rührwerk alle zwölf Stunden für 30 Minuten zeitgesteuert laufen. Das Ergebnis ist ein perfekt cremiger Honig. Danach muss ich allerdings noch die Etiketten aufkleben und den Honig an den Mann oder die Frau bringen.

Lehrgänge und Imkertagungen ab Oktober

Im Oktober gehen auch die ersten Lehrgänge und Imkertagungen wieder los. So bin ich jedes Jahr dabei, wenn im Oktober die theoretischen Grundlagen für die Jungzüchter vermittelt werden. Diesen Lehrgang bietet der Wernigeröder Imkerverein seit mehreren Jahren an. Er erfreut sich wachsender Beliebtheit, fällt in diesem Jahr aufgrund der Coronapandemie allerdings weg. Weiterhin veranstaltet der Landesverband Sachsen-Anhalt traditionell den Tag der deutschen Bienengesundheit. Hier gibt es die Möglichkeit, mit anderen Imkern ins Gespräch zu kommen und viele wissenswerte Neuigkeiten aus der Wissenschaft mit nach Hause zu nehmen. Allerdings müssen wir uns auch hier auf nächstes Jahr vertrösten: coronabedingt fällt der Tag der deutschen Bienengesundheit 2020 aus.

Stefan Bormann

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