Imkern im Juli: Ableger und Kunstschwärme im Spätsommer bilden

24. Juni 2020

Allerhand steht beim Imkern im Juli an den Bienenvölkern noch an, obwohl das Bienenjahr nun dem Ende naht. Ableger können noch gebildet werden und es ist die passende Zeit für Kunstschwärme. Außerdem schleudern die meisten Imker ab und es ist Zeit für die Ameisensäurebehandlung.

Im Juli geht das Bienenjahr zu Ende. Auch wenn es anfangs so aussieht, als wolle die Natur noch einmal richtig Gas geben, die Biene geht mit den Jahreszeiten. Aus der spätblühenden Linde kann es noch einmal eine üppige Honigernte geben, wenn das Wetter mitspielt. Die Lindenblüte stellt die letzte große natürliche Tracht dar, es sei denn, es gibt im Umfeld noch Kulturtrachten wie Phacelia oder Sonnenblumen. Das Trachtfließband nimmt ab Ende Juli merklich ab.

Bienenschwärme im Juli?

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Gibt es noch eine andauernde Tracht, legen die meisten Völker weiterhin üppige Brutnester an. Sie bereiten sich aber schon jetzt auf die kommende Mangelperiode vor, indem sie die Vorräte in den Brutraum einlagern und nur noch die Überschüsse in den Honigraum bringen. Etwa ab dem 20. Juli werden die Baurahmen oder Mittelwände zwar noch ausgebaut, aber nur noch zögerlich bestiftet. Das bedeutet, dass die Völker keine neuen Drohnen und keine zusätzlichen Bienen mehr brauchen, auch der Schwarmtrieb ist vorbei.

Trotzdem kann ein Volk auch noch zwischen Anfang und Mitte Juli schwärmen, deshalb muss ich die Völker weiterhin auf Weiselzellen kontrollieren. Es ist aber zu unterscheiden, ob ein Volk schwärmen möchte oder ob die Königin still umweiseln will. Das Volk erkennt, ob die alte Stockmutter noch genügend Pheromone produziert und damit vom Volk weiterhin akzeptiert wird.

Späte Ablegerbildung beim Imkern im Juli

Solange noch Tracht vorhanden ist und die Bienen noch fleißig bauen, können Ableger gebildet werden. Ab Trachtende gebe ich keine Mittelwände und entnehme auch keine Brut mehr. Die dann in 21 Tagen auslaufenden Bienen sind zwar keine Winterbienen, aber sie bilden die Grundlage für deren Pflege.

Stelle ich bei der letzten Durchsicht vor dem Abschleudern fest, dass der Baurahmen zwar ausgebaut, aber nicht mehr bestiftet wurde, belasse ich ihn im Volk. Die Bienen tragen dort später während der Einfütterung Futter ein. Noch im Spätherbst tragen sie das Winterfutter teilweise zur Volksmitte um. Spätestens im Frühjahr ist der Baurahmen dann meist vollständig leer. Als helle Wabe zieht er auch keine Wachsmotten an.

Letztes Mal Honig schleudern

Bei uns im Harz geht die Tracht mit dem Abblühen der Linde zu Ende. Damit ist um den 20. Juli herum die letzte Schleuderung angesagt. Egal ob die Völker noch Läppertrachten finden, ich nehme die Honigräume ab und bringe sie in den bienendichten Schleuderraum. Das muss zu dieser Zeit zügig gehen, da sehr schnell Räuberei einsetzen kann. Wenn die Honigräume früh morgens abgenommen werden, ist die Gefahr der Räuberei geringer. Nach der Schleuderung, abends ab 19 Uhr, setze ich einen Teil der Honigräume wieder auf. Die Flugbienen nehmen sie sofort an, lecken sie aus und reparieren die vom Entdeckeln beschädigten Zellen. Am folgenden Morgen sind alle Zellen geputzt.

Imkern im Juli: Vorsicht, Räuberei!

Die Gefahr von Räuberei ist bei Trachtende immer gegeben. Deshalb enge ich die Fluglöcher, besonders der Jungvölker, stark ein. Wer Räuberei unterschätzt oder gar Waben offen liegen lässt, wird das nach kurzer Zeit merken. Tausende von Bienen, auch von Nachbarständen, werden magisch von der bereitgestellten Trachtquelle angezogen. Sollte es doch einmal passieren, muss sofort gehandelt werden: Die Entnahme der Honigräume ist zu beenden, frei stehende Waben sind zu entfernen. Nach etwa zwei Stunden kehrt wieder Ruhe am Stand ein. Aber die Spürbienen sind sensibilisiert! Am nächsten Tag, bei der nächsten Bearbeitung sind sie sofort wieder zur Stelle. Sie haben die Tracht nicht vergessen.

Die vielen nun arbeitslosen Flugbienen brauche ich nach Abnahme der Honigräume nicht mehr. Sie können jetzt als Bienenmasse für Kunstschwärme dienen. So nutze ich die im Pufferraum der Bienenflucht aufgeketteten Bienen für die Kunstschwarmbildung.

Kunstschwärme bilden und Bienenvölker mit Ameisensäure behandeln

Aus etwa zwei bis drei Völkern kann ich so noch einen Kunstschwarm bilden – immer vorausgesetzt, ich habe die notwendigen begatteten Königinnen. Die Kunstschwärme kommen für drei Tage in den Keller oder in einen kühlen und dunklen Raum. Anders als bei Naturschwärmen, die bei voller Tracht fallen, haben Kunstschwarmbienen kaum Futter bei sich. Deshalb kommt in jeden Kunstschwarmkasten rund ein halbes Kilogramm Futterteig. Ansonsten könnte es passieren, dass der Kunstschwarm in den drei Tagen verhungert. Auch Flüssigfütterung ist möglich, jedoch täglich nicht mehr als ein Viertelliter Lösung.

Nach der Abnahme aller Honigräume passe ich die Bienenmenge an und kontrolliere die Völker auf Futter und Brutstand. Dann bekommen alle Völker fünf Liter Zuckerlösung im Verhältnis 3:2. Danach, gegen Ende Juli, werden die Völker mit 60-prozentiger Ameisensäure ad us. vet. behandelt. Das nimmt den Varroadruck in den Völkern. Bei richtiger Anwendung und Beachtung der Temperaturen treten weder an den Bienen noch an den Königinnen Schäden auf.

Stefan Bormann

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