Wenn ein Bienenschwarm auszieht, ist das faszinierend anzusehen. Das Einfangen birgt allerdings auch Gefahren. Aber warum schwärmen Bienen überhaupt aus? Wann genau ist Schwarmzeit? Und wie und warum verhindern Imker das Schwärmen? Zehn Fragen und Antworten zum Bienenschwarm.
Was ist ein Bienenschwarm?
Wenn das Wetter passt, kann es sein, dass es in Gärten und Parks, auf Dächern und Balkonen, auf Streuobstwiesen und an Waldrändern im Mai und Juni vor allem in der Mittagszeit ordentlich brummt und summt. Dann ist die Luft plötzlich voller Bienen – erst weiter verstreut und dann als große Wolke gesammelt nahe eines Bienenstocks. Hier hat ein Bienenschwarm sein Ursprungsvolk verlassen. Das Volk hat sich geteilt, und der Schwarm ist mit seiner alten Königin ausgeschwärmt.
Ein Bienenschwarm ist die natürliche Form der Vermehrung von Honigbienenvölkern. Problematisch ist allerdings die Tatsache, dass viele Bienenschwärme auf eine Welt treffen, in der sie kaum neue Nistmöglichkeiten finden, wie Baumhöhlen oder Hohlräume in Gebäuden, in denen sie leben können. Zudem bedroht die Varroa ihr Überleben in freier Wildbahn.
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Warum schwärmen Bienen?
Dass Bienen schwärmen und sich das Bienenvolk dabei teilt, ist die Folge ihres ganz natürlichen Vermehrungstriebes. Im Frühsommer, wenn die Bienen viel Nektar und Pollen finden und das Wetter meist warm und trocken ist, erreicht ein Bienenvolk sein Maximum an Größe. Die Bienenkönigin legt in dieser Zeit 1.000 bis 2.000 Eier am Tag. Da wird es im Stock schnell zu eng, und das Bienenvolk beginnt mit der Vorbereitung zum Schwärmen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es bereits ausreichend Drohnen, um die neu geschlüpften Königinnen zu begatten.
Die Arbeiterinnen legen Weiselzellen an, in welche die Königin befruchtete Eier legt. Nach 16 Tagen schlüpfen daraus neue Jungköniginnen. Doch kurz vor dem Schlupf der ersten Jungkönigin zieht ihre Mutter, die alte Bienenkönigin, mit einem Teil des Bienenvolkes aus und überlässt den Haus und Hof ihrer Nachfolgerin. Mit dem Bestreben, eine neue Behausung zu finden, macht sich der Schwarm auf den Weg.
Meist sammelt sich der Bienenschwarm erst einmal an einem Ort, der nicht weit entfernt ist. Nahegelegene Bäume, Sträucher oder auch Laternenmaste und Dachrinnen sind typische Stellen, an denen sich ein Schwarm zunächst sammelt. Von dort aus ziehen einige Bienen als Spurbienen los, um eine passende Nisthöhle zu suchen, in der sich das Volk neu einrichten kann. Haben sie einen solchen Ort gefunden, zieht der Bienenschwarm samt Königin dort ein und beginnt sogleich mit dem Wabenbau.
Bienenschwarm: Wann schwärmen Bienen?
Mai und Juni sind in unseren Breiten die klassischen Monate der Schwarmzeit. Wann ein Bienenschwarm loszieht, hängt unter anderem vom Zustand des Bienenvolkes, dem Wetter und der Tageszeit ab.
Damit sowohl der Schwarm als auch der zurückbleibende Volksteil eine Überlebenschance zu haben, muss ein Bienenvolk vor seiner Teilung groß genug sein. Daher gerät ein Bienenvolk in der Regel erst dann in Schwarmstimmung, wenn Bienen, Brut und Vorräte im Überfluss vorhanden sind und es sein Brutnest nicht weiter ausdehnen kann. Dann legen die Arbeiterinnen sogenannte Schwarmzellen an, in denen sie neue Königinnen heranziehen. Die Neigung zur Schwarmstimmung ist aber auch erblich bedingt.
Wenn sehr viel Tracht hereinkommt und die alte Königin gesund und zudem älter als zwei Jahre ist, nimmt die Wahrscheinlichkeit für aufkommende Schwarmstimmung zu. Damit die Bienen genügend Pollen und Nektar finden, muss wiederum das Wetter stimmen. Es bedarf der Sonne, Wärme und zwischendurch auch ausreichenden Regens, damit die Pflanzen blühen, aber nicht vertrocknen.
Bis Mai sind die Völker in der Regel deutlich gewachsen und das Wetter eignet sich zum Schwärmen, denn bei Regen bleiben Bienen lieber zu Hause. Die meisten Schwärme gehen zur warmen Mittagszeit oder am frühen Nachmittag ab.
Diese besonderen Arten von Bienenschwärmen gibt es:
Neben den klassischen Bienenschwärmen, die der Vermehrung dienen, verlassen Bienenvölker auch aus anderen Gründen ihre angestammte Behausung:
- Hungerschwärme: Finden die Bienen zu wenig Futter und erkennt der Imker die Lage nicht rechtzeitig, können Bienenvölker komplett ausziehen. Sie verlassen den Bienenstock, um sich einen neuen Standort mit besserer Futterversorgung zu suchen. Von Honigbienen außerhalb Europas sind auch Wanderschwärme bekannt, die regelmäßig dem Trachtangebot folgen.
- Bienenschwärme aufgrund zu hoher Varroabelastung: Steigt der Varroadruck eines Bienenvolks sehr stark an, kann das für ganze Bienenvölker ein Grund sein, den Bienenstock zu verlassen. Wenn Bienenvölker aufgrund von zu hoher Parasitenbelastung oder auch aufgrund anderer Gefahren ihr Nest verlassen, spricht man auch von „Absconding“.
Was passiert, wenn ein Bienenschwarm auszieht? Wie lange dauert das Schwärmen?
Ein Bienenschwarm zieht in Minutenschnelle aus dem Bienenstock aus. Die Bienen stürzen dabei wie ein Wasserfall aus dem Flugloch. Bis sich die Bienen beispielsweise an einem Ast zu einer Schwarmtraube zusammengefunden haben, kann manchmal bis zu einer Stunde vergehen. Von dort aus starten die sogenannten Spurbienen, um einen neuen Unterschlupf zu suchen. Bei schlechten Bedingungen kann es einige Tage dauern, bis die Bienen in eine neue Nisthöhle einziehen. In der Not bauen sie auch frei im Geäst von Bäumen ein neues Nest. Diese Völker werden den folgenden Winter jedoch kaum überleben.
Ist ein sehr starkes Bienenvolk geschwärmt, muss man damit rechnen, dass noch weitere, allerdings nicht überlebensfähige kleine Nachschwärme mit unbegatteten Jungköniginnen abgehen. Die Nachschwärme fallen meist eine Woche nach dem ersten Bienenschwarm, sobald die Jungkönigin bzw. neue erste Jungköniginnen schlüpfen. Am Ende bleiben dann nur wenige Bienen mit einer neuen Königin übrig. Mit Glück und dem richtigen imkerlichem Zutun kann aus diesem Rest mit der schlüpfenden Brut bis zum Winter ein überwinterungsfähiges Volk entstehen.
Warum verhindern Imker Bienenschwärme, oder auch nicht?
Dass Bienen schwärmen, liegt in ihrer Natur. Dennoch versuchen die meisten Imker, einen Schwarm zu vermeiden, denn nicht jeder Bienenschwarm lässt sich wieder einfangen, und ein schwarmstimmiges Volk schleppt keinen Honig mehr. Schon unter natürlichen Bedingungen geht die Mehrheit der Bienenschwärme ein, doch in der heutigen Umwelt gilt das umso mehr, da sowohl natürliche Nisthöhlen als auch zunehmend Nahrungsangebot fehlen. Zudem bedeutet ein abgeflogener Schwarm die Einbuße an Bienen, der Königin und dem Honig. Dazu können Probleme auftreten – etwa mit Nachbarn oder anderen Menschen in der Umgebung –, etwa wenn sich Bienenschwärme auf fremden Grundstücken niederlassen. Viele Imker versuchen daher bereits frühzeitig, den Schwarmtrieb ihrer Völker zu verringern. Andere lassen ihn hingegen zu oder nehmen ihn vorweg, indem sie einen künstlichen Schwarm mit der alten Königin bilden, kurz bevor die eigentliche Bienenmasse ausfliegen würde.
Bienenschwarm verhindern
Mehr zum Thema Bienenschwarm erfahren Sie auch in folgendem Video:
Zur Schwarmverhinderung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Imker in unterschiedlicher Weise und Intensität nutzen. Das Wichtigste dabei ist, erst gar keine Enge im Bienenstock aufkommen zu lassen, um den Schwarmtrieb zu dämpfen. Konkret bedeutet das, den Bienen immer genug Platz zu geben – entweder im Brutraum oder durch das rechtzeitige Aufsetzen von Honigräumen. Außerdem ist es in der Phase, in der sich das Bienenvolk am stärksten vermehrt, wichtig, regelmäßig Kontrollen durchzuführen und gegebenenfalls Schwarmzellen auszubrechen. Dazu kann man die Völker frphzeitig ab April/Mai schröpfen und mit den entnommenen Bruwaben Ableger erstellen, oder bei akuter Schwarmstimmung einen Zwischenableger mit der alten Königin bilden.
Wenn schon Schwarmstimmung herrscht: Das hilft
Durch regelmäßige Kontrollen – meist wöchentlich bzw. alle neun Tage – erkennt ein Imker, ob ein Bienenvolk charakteristische Weiselzellen angelegt hat und sich auf das Schwärmen vorbereitet. Diese Zellen nennt man auch Schwarmzellen, und sind meist an den Unterkanten und Seiten der Brutwaben zu finden. Ziehen die Bienen sie zahlreich und mitten auf den Brutfläche heraus, handelt es sich in der Regel um sogenannte Nachschaffungszellen. Diese findet man, wenn das Volk seine Königin verloren hat. Wenn die Bienen mit ihrer Königin nicht mehr zufrieden sind, sorgen sie mitunter durch eine bis drei größere sogenannte stille Umweiselungszellen auf den Brutflächen für deren Ablöse.
Viele Imker brechen Schwarmzellen aus, um das Schwärmen zu verhindern. Da dann jedoch meist schon Schwarmstimmung herrscht, muss der Imker das Volk zusätzlich schröpfen oder einen Zwischenableger beziehungsweise einen Brutling und einen Flugling bilden, um das Schwärmen zu verhindern. Der Brutling erhält alle Brutwaben inklusive einer offenen Brutwabe sowie die Königin, und wird an einen anderen Platz gestellt. Auf dem Ursprungsplatz bleibt der Flugling stehen, dessen Brutraum mit Mittelwänden und einer Schwarmzelle bestückt wird. Die heimkehrenden Flugbienen werden hier das Volk wieder aufbauen.
Wie kann man einen Bienenschwarm vorwegnehmen?
Bei einem vorweggenommenen Schwarm teilt man das Bienenvolk erst dann in mehrere Teile auf, wenn schon Schwarmzellen vorhanden sind. Dabei wird die Königin herausgesucht und gekäfigt. Anschließend fegt oder stößt man so viele Bienen von den Waben in einen Schwarmkasten, bis man einen Kunstschwarm von rund 1,5 bis 2 kg Gewicht hat. Dieser erhält die Königin und kommt für 24 Stunden in Kellerhaft.
Danach kann er in eine neue Beute einlaufen. Dann sind ebenso Brut und Flugbienen getrennt und es fliegt kein Schwarm aus. Die Bienen können mit der alten Königin ein neues Volk aufbauen. Aus den Brutwaben in der separierten Einheit entsteht ebenfalls ein neues Volk, da Schwarmzellen mit neuen Königinnen vorhanden waren.
Um Nachschwärme zu verhindern, müssen im Ursprungsvolk noch alle Schwarmzellen bis auf eine ausgebrochen werden, oder man teilt das Restvolk in weitere Jungvölker mit je 0,5 kg Bienen, mindestens zwei Brutwaben und einer Schwarmzelle.
Wem gehört ein Bienenschwarm?
Ein Bienenschwarm gehört grundsätzlich dem Imker, bei dem der Schwarm auszieht. Verfolgt dieser Imker den Schwarm jedoch nicht, sondern lässt ihn ziehen, kann auch ein anderer Imker ihn einfangen und so zum neuen Besitzer werden. Wer einen herrenlosen Bienenschwarm entdeckt und einfängt, handelt damit nicht gegen das geltende Recht.
Wer darf einen Bienenschwarm einfangen?
Prinzipiell darf jeder einen Bienenschwarm einfangen, wenn er ihn entdeckt hat. Dazu dürfen Imker auch fremde Grundstücke betreten – zumindest solange, wie sie dabei rücksichtsvoll handeln und keinen Schaden verursachen. Das sogenannte Schwarmrecht in den §§ 961-964 des BGB regelt die Rechte der Imker, wenn sie einen eigenen oder einen fremden Schwarm einfangen wollen.
Wie fängt man einen Bienenschwarm?
Für das Einfangen eines Bienenschwarms gibt es unterschiedliche Methoden. Oftmals sind Bienenschwärme in Bäumen zu finden. Imker können dann mit Leitern an die Bienentraube herankommen, diese mit Wasser einsprühen und dann in einen Schwarmkasten, Hobbock oder ähnliches stoßen oder fegen. Einen natürlich abgegangenen Schwarm kann man am selben Tag in eine Beute einlaufen lassen oder einlogieren.
Der Behälter sollte immer mit einem Absperrgitter abgedeckt werden, damit die Königin, sofern man sie gefangen hat, nicht wieder entwischt. Ist sie in der eingefangenen Masse dabei, kommen die noch herumfliegenden Bienen des Schwarms nach und nach von alleine angeflogen.
Hilfsmittel zum Schwarmfangen
Im Imkereifachhandel gibt es zahlreiche Utensilien zum Einfangen von Schwärmen wie etwa Schwarmfangkisten, Brutwabenhalterungen oder Schwarmfangbeutel an ausziehbaren Teleskopstangen. Was sich für wen eignet, hängt vom Fundort des Schwarms, dessen Größe und dem eigenen Belieben ab.
Nicht vergessen sollte man beim Schwarmfangen stets die eigene Sicherheit – daher niemals ungesichert zu hoch hinauf klettern oder gar über Dächer oder dünne Äste balancieren! Im Zweifel schreitet besser die Feuerwehr zur Tat.
jtw/spie
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