Golzbeute: Alles auf einer Ebene

05. Februar 2020

Bienen halten: ja; schweres Heben: nein? In solchen Fällen eignen sich Lagerbeuten wie die Golzbeute für Freizeitimker mit einer Standimkerei.

Schon wenn man an der Gartenparzelle vorbeiläuft, verrät ein beständiges Summen die Bienenvölker hinter dem Gartenzaun. Doch schaut man zwischen den Sträuchern hindurch, sieht man zunächst keine einzige Bienenbehausung.

Dabei sollten die großen Golzbeuten von Birgit Otto eigentlich nicht zu übersehen sein. Auf dem Grundstück angekommen, klärt sich das Rätsel: Sie sind in drei Unterständen untergebracht. „Die sind im Grunde nicht notwendig“, sagt Otto, „aber so fallen die Beuten nicht so sehr auf. Und warum sollte man sie nicht extra schützen, wenn man sie sowieso nicht bewegt?“


Für die Wanderung sind Golzbeuten in der Tat nicht ausgelegt. Eine leere Beute ist mit einem Gewicht von 20 kg bereits relativ schwer. Durch ihre Größe – ihr Grundmaß beträgt 75 x 70 cm – ist sie zudem recht unhandlich für den Transport. Aber auch darin sieht Otto einen Vorteil: „Meine Beuten zu klauen ist fast unmöglich.“ Ihre Bienen sind in der Kleingartenanlage in Lichterfelde, im Süden Berlins, zudem so gut versorgt, dass Otto keine Gedanken ans Wandern verschwendet – neben den vielen Blumen und Obstbäumen in den Gärten blühen in der näheren Umgebung das Jahr über auch Ahorn, Rosskastanie, Robinie und Linde.


Kein schweres Heben mit der Golzbeute

Otto hält erst seit 2016 eigene Bienen, aber sie hat die Imkerei durch ihren Vater von Kindesbeinen an mitbekommen. „Wir Kinder mussten unserem Vater immer helfen“, erzählt die gebürtige Hessin. „Selbst unsere Mutter hat mitgemacht, obwohl sie allergisch auf die Stiche reagierte. Sie stand schon manchmal oben vor den Himmelstoren, da die Desensibilisierung bei ihr nicht angeschlagen hatte.“ Otto entschied sich ebenfalls für die Golzbeute, mit der ihr Vater bereits seit 65 Jahren imkert.

Birgit Otto Foto: Sebastian Spiewok

Er ist auch ein gutes Beispiel dafür, was eine Lagerbeute möglich macht: Mit seinen 81 Jahren erfreut er sich nicht mehr der besten Gesundheit, und trotzdem hält er noch 22 Völker.

  1. Denn bei der Golzbeute liegt der Honigraum hinter dem Brutraum und befindet sich somit auf derselben Ebene. Dadurch entfällt das Heben schwerer Zargen.
  2. Darüber hinaus bleibt die Arbeitshöhe immer dieselbe – egal ob man am Brut- oder am Honigraum arbeitet. Auch dies schont den Rücken, sofern die Beute in der richtigen Höhe aufgestellt wurde. Otto nutzt diesen Vorteil ebenfalls für sich:

„Magazinbeuten sind nicht mein Ding. Ich habe Rückenprobleme. Daher soll und will ich nicht schwer heben.“

Aber nicht nur für alte Menschen, Leute mit körperlichen Einschränkungen oder solche, die einfach ihren Rücken schonen wollen, eignet sich der Beutentyp. Auch für Kinder ist er eine gute Option: Sie können darin eigenständig ein Volk durchsehen, ohne dass ihnen jemand helfen muss, die schweren Zargen abzuheben.

Kein Einfacher Einstieg mit der Golzbeute


Der Einstieg in die Imkerei mit der Golzbeute ist allerdings nicht so einfach, da die Informationen zu diesem Beutentyp eher rar sind. „Man kann sich zwar durchaus nach den Schriften des Erfinders Wolfgang Golz richten, aber sonst gibt es fast nur Literatur über Magazinbeuten“, erzählt Otto. „Ohne meinen Vater wäre es mir anfangs schwergefallen, mit den Beuten zurechtzukommen. Ich war mit ihm quasi per Standleitung in Kontakt.“

Zudem werden Golzbeuten nur von wenigen Fachgeschäften angeboten. Otto hat ihre Beuten von der Firma Lonnemann Kleintiergerätebau bezogen. „Die erste Beute haben wir komplett zusammengebaut gekauft und die restlichen als Bausatz genommen. Die hat mein Mann dann zusammengezimmert“, berichtet die Imkerin. „Die Lieferung dauerte zwar ziemlich lange, aber das Zusammenbauen ging recht gut. Da passte alles zusammen.“

Golzbeute: 34 Waben nebeneinander

Aufgrund der Unterstände kann Otto bei ihren Beuten auf die Außendeckel verzichten. Unter dem großen Innendeckel liegen noch zwei einzelne Styroporplatten auf zwei getrennten Folien. So lassen sich Honig- und Brutraum einzeln öffnen und bearbeiten.

Jetzt das Bienen-Journal lesen

DBJ Ausgabe 4/2024

Aktuelle Ausgabe

In beide Räume passen jeweils 17 Waben im Kuntzsch-Hochmaß. Es gibt aber auch Varianten mit jeweils 20 Waben sowie mit anderen Rähmchenmaßen. Zwischen Honigund Brutraum kann ein senkrecht stehendes Absperrgitter eingefügt werden. Da sich das Flugloch auf der Längsseite des Brutraumes befindet, stehen alle Waben im Kaltbau.

Die Golzbeute im Frühjahr

Während der Boden des Honigraums geschlossen ist, befindet sich unter dem Brutraum ein Gitterboden. Diesen verschließt Otto im Frühjahr mit einer Platte, damit sich die Wärme im Brutnest besser hält. Viele Golzimker halten den Boden auch bei vorhandenem Lüftungsgitter das ganze Jahr über geschlossen – dank des großen Flugloches ist die Beute stets gut belüftet. Otto verkleinert es nur im Oktober/November, wenn die Wespen noch fliegen, die Bienen sich aber schon zurückgezogen haben.

Im Frühjahr alte, dunkle Brutwaben austauschen!

Den Winter über belässt Otto im Brutraum alle 17 Waben. So hat das Volk im Frühjahr erst einmal Platz, um sich auszudehnen, während Otto die Entwicklung bequem von oben verfolgen kann, ohne eine Zarge abheben zu müssen. Alternativ könnte man die Wabenzahl im Brutraum im Zuge der Einwinterung auch verringern und den Bienensitz mit Schieden eingrenzen, allerdings muss man dann im Frühling rechtzeitig neue Waben geben. Otto tauscht im Frühjahr alte, dunkle Brutwaben gegen Mittelwände oder Honigwaben aus dem Vorjahr aus. Tragen die Bienen frischen Pollen ein, entfernt sie auch die alten Pollenwaben.

Der Honigraum bleibt den Winter über leer und mit einer Dämmplatte abgeschirmt. Otto öffnet ihn erst, wenn der Brutraum bereits gut mit Bienen besetzt ist. Bei der Gabe der Honigwaben richtet sie sich nach der Entwicklung des Bienenvolkes und der Vegetation in ihrem Umfeld. Je nach Situation stattet sie den Honigraum dann entweder gleich komplett oder nur teilweise mit Mittelwänden aus und trennt den übrigen Teil mit einem Schied ab. Jedes Volk baut so pro Jahr 17 Mittelwände allein im Honigraum aus.

Schwarmstimmung mit der Golzbeute?

Da Otto ihre Völker relativ früh schröpft, kamen diese bisher noch nie in Schwarmstimmung. Allerdings verwendet sie auch Zuchtköniginnen, deren Völker schwarmträge sind. Von den zugekauften Königinnen zieht sie für den eigenen Bedarf nach – schließlich erklärte ihr Vater ihr bereits ein Jahr nachdem sie mit der eigenen Bienenhaltung angefangen hatte: „So, das läuft ja jetzt alles. Dann kannst du dich nun um die Königinnenzucht kümmern.“ Die Ableger könnte Otto zwar auch direkt in die großen Golzbeuten einquartieren, aber aus Platzgründen greift sie lieber auf Ablegerkästen zurück. Diese sind im Grunde halbe Golzbeuten mit einem Raum für – je nach Modell – zwölf bis 17 Hochwaben, die dann allerdings im Warmbau stehen.

Die Behandlungsmethode gegen Varroa kommt bei Golz nicht von der Stange!

„Die Behandlungsmethode gegen Varroa kommt bei Golz nicht von der Stange“, erklärt Otto. „Es gibt dafür keinen Markt, deswegen wurde bislang kein System entwickelt, das an diesen Beutentyp angepasst ist.“ Dementsprechend musste sie auch ein wenig experimentieren, nachdem sie zunächst einen selbst gebauten Verdunster ihres Vaters übernommen hatte. Ottos Erfahrung nach funktioniert der Nassenheider Verdunster in ihren Ablegerkästen mit Warmbau ganz gut, wenn sie ihn zwei Waben hinter das Brutnest hängt.

In den großen Golzbeuten verteilt sich die Säure hingegen aufgrund des langen Brutraums, des Kaltbaus und des langen Flugloches nicht so gut.

„Wenn ich den Verdunster im Brutraum ans Brutnest hänge, verschwindet die Säure zum Flugloch hinaus, bevor sie in allen Wabengassen die notwendige Konzentration erreicht hat.“

Daher stellt sie den Verdunster um 90 Grad versetzt in den Honigraum direkt hinter die Brutwaben. Auf diese Weise verteilt sich die Säure besser in den Brutraumgassen.

Golzbeute
Es gibt keine Zargen – der Honigraum liegt hinter dem Brutraum. Durch die getrennten Folien und Dämmplatten lassen sich Brut- und Honigraum separat öffnen. Foto: Sebastian Spiewok

Die Oxalsäurebehandlung fällt Otto dagegen umso leichter: Sie kann die Säure problemlos in die Wabengassen träufeln. Ein Auseinanderstemmen der Zargen und Trennen der Wintertraube, wie es bei zweizargiger Überwinterung manchmal notwendig ist, kennt sie nicht. Für die Kontrolle des Milbenfalls hat sich Otto dünnere Bretter besorgt, die sie statt der eigentlichen Platte unter den Gitterboden schiebt. Es gibt aber auch Golzbeuten mit Varroaboden.

Motiv: Qualitätshonig aus der Golzbeute

Den Impuls, selbst Bienen halten zu wollen, gab bei Otto vor allem der Honig. „Ich bin seit Geburt an den Honig meines Vaters gewöhnt, der immer eine hohe Qualität hatte. Da fragte ich mich, wo ich solchen Honig in Zukunft herbekommen könnte“, erzählt sie. Schließlich wurde ihr klar: Sie würde selbst Bienen halten müssen. Seither nimmt sie jedes Jahr an der Honigprämierung des Berliner Imkerverbandes teil, in dessen Vorstand sie mitarbeitet.

Damit die Bienen den Honig vorwiegend im hinteren Honigraum der Golzbeute einlagern, muss das Flugloch die gesamte Trachtsaison über vollständig geöffnet sein. Da die Beute nicht erweitert werden kann, muss man bei reicher Tracht gegebenenfalls öfters ernten, damit das Volk ausreichend Platz hat. Für die Honigernte fehlt bei der Golzbeute die Möglichkeit, eine Bienenflucht einzusetzen. Zudem muss man sich für den Transport der Honigwaben passende Kisten anschaffen, die sich am besten auch zur Wabenlagerung eignen. Otto verwendet hierfür Plastikcontainer mit Rollen an der Unterseite. Die Waben schleudert sie in ihrer Gartenlaube, die sie dafür vorbildlich vorbereitet und abklebt.

„Natürlich ist die Magazinbeute flexibler, aber wenn man eine Weile überlegt, findet man auch bei der Golzbeute Lösungen für alle möglichen Fragen. Für mich ist sie an meinem Standort und unter den dortigen Bedingungen optimal.“

Birgit Otto

Müssen die Bienen gefüttert werden, verwendet Otto gerne Zehn-Liter-Kanister mit einem Rohr aus Drahtgitter als Zugang für die Bienen und Korkscheiben als Schwimmhilfen. Den Kanister stellt sie in den Honigraum ans Absperrgitter. Dadurch kann sie – falls nötig – auch während einer Fütterung problemlos den Brutraum kontrollieren. Die Ableger füttert sie mit Futtertaschen.

„Natürlich ist die Magazinbeute flexibler“, fasst Otto zusammen, „aber wenn man eine Weile überlegt, findet man auch bei der Golzbeute Lösungen für alle möglichen Fragen. Für mich ist sie an meinem Standort und unter den dortigen Bedingungen optimal.“

Sebastian Spiewok


Info: Was ist eine Lagerbeute?

Die Golzbeute ist eine sogenannte Lagerbeute. Eine ähnliche Variante stellt die Bremer Beute dar: Sie ist im Prinzip eine um 90 Grad gedrehte Golzbeute, wodurch die Rähmchen im Warmbau stehen. Auch die Top Bar Hive ist im Grunde eine Lagerbeute, die jedoch mit Oberträgern statt mit Rähmchen ausgestattet ist. Daneben wird eine größere Zahl weiterer Formen von Lagerbeuten von einzelnen Herstellern angeboten. Man sollte nur Modelle aus Holz wählen, damit sich diese leicht abflammen lassen: Die großen Beuten passen nämlich in kein Reinigungsfass.

Bevor man eine Beute bestellt, sollte man sich erkundigen, ob Schiede und Dämmplatten (Hinterstellplatten) in der Grundausstattung enthalten sind. Bei den Schieden muss man unterscheiden, ob es sich um solche zum Einengen oder zum bienendichten Abtrennen handelt. Inzwischen gibt es auch Thermoschiede für die Golzbeute. Beim Kauf empfiehlt es sich zudem darauf zu achten, ob die Beute mit einem verschließbaren Varroagitter ausgestattet ist.



Themen: