Imkerstart: Die Wahl des passenden Bienenvolkes

08. Januar 2021

Woher bekomme ich mein Bienenvolk? Sollte ich einen Schwarm, Ableger oder ein Wirtschaftsvolk kaufen? Spielt die Bienenrasse eine Rolle? – Wer sich Honigbienen zulegen möchte, wird zu Beginn mit vielen Fragen konfrontiert. Zur Wahl des passenden Bienenvolkes geben wir einen Überblick.

Wahl des passenden Bienenvolkes: Woher bekomme ich es?

Örtlicher Imkerverein/Lokale Imker: Die erste und beste Anlaufstelle für das eigene Bienenvolk ist der lokale Imkerverein. Nachfragen hilft: Oft können Ableger, spontan auch Naturschwärme, abgegeben werden.

Online beim Landesverband: Drei der insgesamt 19 Imkerlandesverbände haben auf ihrer Website zusätzlich eine Onlinebörse angelegt, auf der ihre Mitglieder Bienen anbieten oder nachfragen können:

Bienenbörse
>>> vom Landesverband der Imker Mecklenburg und Vorpommern e.V.
>>> des Landesverbandes Brandenburgischer Imker e.V.
>>> vom Landesverband Saarländischer Imker e.V.

Schwarmbörse: Imker mit Schwärmen in der Nähe lassen sich auch online auf der Seite Schwarmbörse ausmachen: Die Plattform bietet eine Möglichkeit, an Natur- und Kunstschwärme zu gelangen. Hierfür muss man sich online registrieren, als Schwarmsuchender eintragen und den maximalen Preis sowie die maximale Entfernung des Schwarms angeben. Sobald ein Schwarm, der die Angaben erfüllt, gemeldet wird, werden die eigenen Kontaktdaten an den Anbieter weitergeleitet. Dieser meldet sich anschließend telefonisch.

Onlinekauf und -versand: Es gibt auch kommerzielle Marktplätze für Bienen, die neben Kunstschwärmen auch Ableger und Wirtschaftsvölker versenden oder zur Abholung anbieten. Vorsicht ist hier vor allem bei Kunstschwärmen aus dem Ausland geboten: Sie bergen das Risiko für eingeschleppte Krankheiten und Parasiten. Gerade der Import von Paketbienen aus Italien steht in der Diskussion: Hier wurde vor einigen Jahren der Kleine Beutenkäfer eingeschleppt. Damit die Bienen verschickt werden dürfen, benötigen sie grundsätzlich eine Seuchenfreiheitsbescheinigung, die auch einen Käferbefall ausschließen soll. Wie sicher solche Bescheinigungen sind, ist jedoch oft unklar.

Herrenloser Schwarm: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein herrenloser Schwarm plötzlich in nächster Umgebung auftaucht, ist relativ gering. Wer dennoch in die Lage kommt und einen Schwarm findet, darf ihn einfangen und behalten – sofern der Eigentümer ihn nicht verfolgt (§961 BGB).

Sonstige: Anzeigen von Imkern, die Bienen verkaufen, finden sich auch in Fachzeitschriften oder Imkerforen.

Wahl des passenden Bienenvolkes: Schwarm, Ableger oder Wirtschaftsvolk?

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Naturschwarm: Beim Naturschwarm bzw. Vorschwarm verlässt die alte Königin zusammen mit etwa 10.000 bis 20.000 Arbeiterinnen den Bienenstock. Sie lassen sich in den ersten Stunden nach ihrem Auszug in näherer Umgebung nieder. Imker können den Schwarm einfangen, indem sie ihn mit Wasser besprühen und in eine Kiste schlagen.

  • Vorteil: Ein Schwarm dient der Vermehrung des Volkes – ein Vorteil ist, dass Krankheiten, insbesondere Brutkrankheiten, durch das Schwärmen ausgedünnt werden. Außerdem baut ein Schwarm sehr eifrig Waben und passt in jedes Beutensystem. Hinzu kommt, dass die Königin – sofern es sich um einen Vorschwarm handelt – bereits begattet ist und sofort in Eilage gehen kann.
  • Nachteil: Ein großer Nachteil eines Schwarms ist, dass man nichts über seinen Gesundheitszustand und die Friedfertigkeit weiß – zumindest, wenn man den ursprünglichen Eigentümer und seine Bienen nicht kennt.

Kunstschwarm: Für den Verkauf werden Bienen oft aus unterschiedlichen Völkern zusammen mit Königinnen versendet, die wiederum aus anderen Völkern stammen. Manche sehen darin einen Nachteil.

Die Wahl fällt meistens auf Ableger

Ableger: Brutableger werden aus einer oder mehreren Brutwaben gebildet. Verkauft werden die Waben mit den ansitzenden Bienen und der begatteten Königin sowie mit Futter- oder Honigwaben. Die Eiablage der Königin sollte vor dem Kauf geprüft werden. Viele Imkereien bilden solche Jungvölker, um Schwärme zu verhindern.

  • Vorteil: Der Ableger hat eine junge Königin: Diese baut in der Regel starke Völker auf und schwärmt seltener. Ableger werden im ersten Jahr mit Sicherheit nicht schwärmen. Auch hält sich der Honigertrag in Grenzen, weshalb die Ernte ausfällt. Gerade im ersten Imkerjahr bietet das eine Entlastung.
  • Nachteil: Wer einen Ableger mit einer unbegatteten Königin kauft, ist dem Risiko ausgesetzt, dass sie nach dem Begattungsflug verloren geht.

Wirtschaftsvolk: Ableger gelten ein Jahr nach ihrer Bildung als Wirtschaftsvolk, von dem Honig geerntet werden kann.

  • Vorteil: Das Wirtschaftsvolk erhält man schon im Frühjahr, oft im April. Das bietet einem die Möglichkeit, die Entwicklung des Volkes von Beginn an mitzuerleben.
  • Nachteil: Ab April wird das Wirtschaftsvolk immer stärker und trägt neuen Nektar ein: Die Honigernte im Frühsommer und Sommer wird unumgänglich. Viele Jungimker möchten allerdings im ersten Jahr darauf verzichten – zum Beispiel weil das Schleuderset erst besorgt werden muss oder der Einstieg in die Imkerei langsam verlaufen soll. Auch muss das Beutensystem vom Verkäufer übernommen werden – hier hat man wenig Spielraum.

Königin: Einzelne Königinnen erhält man vom Züchter. Die Königinnen werden meist mit einer Hand voll Begleitbienen versendet. Die Anzahl an Arbeiterinnen reicht allerdings nicht aus, um ein Volk zu bilden. Königin und Begleitbienen sind zu schwach, um zu überleben. Man kann sie aber bestellen, wenn ein Volk weisellos geworden ist oder umgeweiselt werden soll.

Was ist bei der Wahl des passenden Bienenvolkes zu beachten?

Gesundheitszeugnis (Seuchenfreiheitsbescheinigung): Zu jedem Verkauf von Bienenvölkern gehört ein Gesundheitszeugnis. Darauf sollte man auch bei geschenkten Völkern achten. Falls kein Zeugnis vorliegt – zum Beispiel bei einem selbst eingefangenen Schwarm – sollte im Nachhinein eine AFB-Untersuchung vorgenommen werden. Dazu muss beim Volk eine Futterkranzprobe entnommen und ins Labor geschickt werden.

Sanftmut: Wenn man die Bienen beim Imker abholt, kann man sich vor Ort ein Bild von ihrer Friedfertigkeit machen: Sind sie besonders aggressiv und stechlustig? Brausen sie schnell auf, wenn der Beutendeckel geöffnet wird? Wenn nicht, stehen die Chancen auf ein sanftmütiges Volk gut. Bei Schwärmen kann es sein, dass man hier später noch einmal umweiseln muss, da im Vorhinein nichts über die Sanftmut bekannt ist.

Bienenrasse: In Deutschland weit verbreitet ist die Carnicabiene (Apis mellifera carnica), dicht gefolgt von der Buckfastbiene, die keine eigenständige Rasse, sondern eine Zuchtkreuzung der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera) und Italienischen Biene (Apis mellifera ligustica) darstellt. Üblich ist die Wahl einer „Landrasse“ – einer Honigbiene ohne spezifische Rassemerkmale.

Beutensystem: Fällt die Wahl auf einen Ableger, sollte man auf das Rähmchenmaß achten. Stimmt das Rähmchenmaß des Verkäufers mit meinem überein? Flexibler ist man mit Natur- und Kunstschwärmen, da man sie ohne Waben bekommt: Sie können in jede Beute eingeschlagen werden.

Regionalität: Die Wahl eines Bienenvolkes aus der Region hat Vorteile: Die Bienen sind an die lokale Umgebung angepasst und die Transportwege verkürzen sich.

Der richtige Zeitpunkt: Imker verkaufen Wirtschaftsvölker meist im Frühjahr, Ableger etwas später von Mai bis Juli. Schwärme kann man ebenfalls von Mai bis Juli erwarten – je nach regionalen klimatischen Bedingungen verschiebt sich hier der Zeitraum.

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Wahl des Bienenvolkes: Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Auch die Kosten spielen bei der Wahl des Bienenvolkes eine Rolle. Manch Jungimker hat Glück – und bekommt das erste Volk vom Imkerverein geschenkt. Das ist aber nicht die Regel. Die Kosten für ein Bienenvolk hängen vom Angebot und der Nachfrage ab – der Preis ist ebenso Verhandlungssache. Horst Schäfer, Vorsitzender eines Imkervereins, berechnet für ein Wirtschaftsvolk mindestens 140 Euro; für einen Ableger, der im Sommer abgegeben wird, mindestens 80 Euro. Auf Hektar Nektar, einem Marktplatz für Bienen, reicht die Preisspanne für einen Ableger von 70 bis 250 Euro (Stand: 7. Januar 2021). Auf der nicht-kommerziellen Schwarmbörse wird lediglich eine Aufwandsentschädigung von maximal 100 Euro fällig.

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